Schmutzkampagne gegen Emma Gonzalez Fake-Video diskreditiert Aktivistin
Emma González ist das Gesicht der Protestwelle gegen laxe US-Waffengesetze. Ein Kurzvideo im Netz zeigt nun, wie die Schülerin angeblich die amerikanische Verfassung zerreißt. Doch es ist ein Fake.
Emma González gehört zu den Überlebenden des Parkland-Massakers am 14. Februar mit 17 Toten - und seitdem gehört die Schülerin mit den kurz geschnittenen Haaren zu den bekanntesten Aktivisten für eine Verschärfung der US-Waffengesetze. Ihren jüngsten Großauftritt hatte sie am vergangenen Samstag.
Hunderttausende Demonstranten verfolgten in Washington González' emotionalen Auftritt über ihre getöteten Mitschüler: Sechs Minuten und 20 Sekunden - so lange dauerte das Schulmassaker im US-Bundesstaat Florida. Und ungefähr so lange stand auch die Gonzalez auf der Bühne - vor allem schweigend. "Kämpft um euer Leben, bevor es die Aufgabe eines anderen ist", sagte Gonzalez, bevor sie von der Bühne ging.
Gonzáles als Zielscheibe im Internet
Für Waffenfans in den USA ist González als Anführerin der Bewegung "Never Again" ein rotes Tuch. In sozialen Netzwerken werden haufenweise Häme, Spott, aber auch Drohungen und viele verunstaltete Bilder der Aktivistin geteilt und noch härter kommentiert. Aber auch offline muss die Schülerin viel aushalten: So wurde González von einem republikanischen Politiker als "Skinhead-Lesbe" beschimpft. Nach massivem öffentlichen Druck gab der Republikaner eine Kandidatur für ein Amt im Bundesstaat Maine auf.
Emma González gehört zu den bekanntesten Gesichtern der neuen Bewegung für schärfere Waffengesetze in den USA.
Besondere Reichweite im Netz erzielt nun aber seit dem Wochenende ein manipuliertes Bewegtbild, das offenbar zunächst gemeinsam mit einem manipulierten Foto auf der Plattform 4chan veröffentlicht worden war: Die Gif-Sequenz zeigt, wie González in Begleitung von drei weiteren Mädchen die amerikanische Verfassung demonstrativ zerreißt. Das dazu veröffentlichte Foto zeigt einen Screenshot dieser Sequenz, in dem das Gesicht von González zusätzlich verändert worden ist - mit tieferen Augenringen und einer breiteren Nase.
Erst bei genauerem Hinsehen ist zu erkennen, dass die Verfassung erst später über das Originalbild gelegt wurde. Auch dass am Ende des Clips der Slogan ihrer Bewegung #neveragain eingeblendet wird, macht deutlich, dass die Sequenz ursprünglich anders aussah.
Eine weite Verbreitung im Netz verhinderte das nicht. Auch prominente Konservative wie der Schauspieler Adam Baldwin verbreiteten das falsche Gif auf ihren Accounts. Er postete das Gif mit dem Begleittext "vorwärts" - eine Anspielung auf ein Propagandalied der Hitlerjugend, wie unter anderem die "taz" berichtete.
Originalaufnahme für die Zeitschrift "TeenVogue"
Die Originalsequenz stammt aus einem Video der Zeitschrift "TeenVogue", das am Freitag online gestellt worden war. Im Original zerreißt Gonzáles eine Zielscheibe, wie sie auf Schießanlagen verwendet werden. Bereits am Sonntag versuchte Philipp Picardi von "TeenVogue", das falsche Video öffentlich richtig zu stellen. "Links ist das Foto von Emma González für das Cover der 'Teen Vogue'", twitterte Picardi. "Und rechts ist das, was sogenannte 'Waffenrechtsaktivisten' mit Photoshop daraus gemacht haben".
Picardi ergänzte geradezu enttäuscht: "Die Tatsache, dass man dies überhaupt klarstellen muss, ist der Beweis dafür, wie die Demokratie zunehmend durch Leute beschädigt wird, die manipulieren und die Wahrheit neu erfinden."
Fake News gegen andere Aktivisten
Dabei ist González nicht das erste Opfer von Fake News unter den prominenten Aktivisten für schärfere Waffengesetze in den USA. Auch ihr Mitschüler David Hogg ist seit der Tat von Parkland durch die Medien bekannt geworden. Er sah sich Ende Februar dazu gezwungen auf CNN klarzustellen, dass er kein Krisenschauspieler sei: "Ich musste das alles erleben, durchleben und das geht immer noch weiter."
Posts und Videos die behaupteten, dass Hogg nur eine Marionette der Demokraten sei, erreichten online binnen weniger Tage mehr als 100.000 Klicks. Der Mitarbeiter eines Abgeordneten in Florida schrieb einer Zeitung, dass sowohl Hogg als auch González Krisenschauspieler seien. Der Mitarbeiter wurde daraufhin entlassen.
Es sind vor allem rechte Webseiten im Internet, auf denen die Verschwörungstheorien verbreitet werden. Das gehört in den USA nach Amokläufen inzwischen zum traurigen Alltag für Überlebende und Hinterbliebene.