Ermittlungen zu Limburg Polizei widerspricht Vorwürfen im Netz
Nach dem Lkw-Vorfall in Limburg kursieren im Netz zahlreiche Spekulationen. Nutzer werfen Behörden vor, die Angelegenheit verschleiern zu wollen. Die Polizei widerspricht deutlich.
Von Patrick Gensing, ARD-faktenfinder
Nach dem Zwischenfall mit einem Lkw, bei dem in Limburg mehrere Menschen verletzt wurden, hat es zahlreiche Spekulationen und Vorwürfe gegen Polizei und Medien gegeben. Am späten Montagnachmittag waren die ersten Meldungen veröffentlicht worden, wonach ein Lastwagen in der hessischen Stadt mehrere Fahrzeuge zusammengeschoben habe.
Die Polizei teilte mit, es gebe einen größeren Einsatz, der Tatverdächtige sei festgenommen worden. Zudem warnte die Polizei vor wilden Spekulationen.
Die "Frankfurter Neue Presse" veröffentlichte Aussagen von Augenzeugen, die auf einen arabischen Täter hindeuteten. Für viele Nutzer war das Motiv damit bereits abschließend geklärt: Sie schrieben von einem islamistischen Terroranschlag und behaupteten, die Polizei habe eine Nachrichtensperre verhängt. Die Behörden wollten das Motiv verheimlichen, Polizisten wurden als "ehemalige Freunde und Helfer" bezeichnet. Die Menschen würden von der Regierung und ihren "Handlangern der gleichgeschalteten Medien" belogen. Auf YouTube veröffentlichten Nutzer bereits Videos, in denen sie von einer neuen islamistischen Terrorwelle sprechen.
"Keine Nachrichtensperre"
Die Polizei Westhessen widersprach Vorwürfen, der Vorfall solle verschleiert werden. Es sei beispielsweise keine Personenbeschreibung zu dem mutmaßlichen Täter veröffentlicht worden, da er bereits festgenommen worden war. Ein Aufruf, dass Augenzeugen sich melden sollten, sei zudem kein "Staatsversagen", so wie es Nutzer behaupteten.
Die Zahl der Verletzten konnte inzwischen nach unten korrigiert werden: Es gab jüngsten Angaben zufolge acht Verletzte. Davon konnte der Polizei zufolge eine Person nach medizinischer Versorgung vor Ort entlassen werden, sieben weitere verließen nach Behandlung noch in der Nacht das Krankenhaus.
Auch eine Nachrichtensperre gebe es nicht, so wie es einige rechte Blogs behaupteten, die Polizei informiere unter anderem über Pressemeldungen, Pressesprecher und Twitter.
Am Morgen meldete dann die "Bild"-Zeitung, die Behörden stuften den Vorfall als Terroranschlag ein. Auch das ZDF meldete, die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt gehe von einem Terroranschlag aus.
Dem widersprach allerdings Alexander Badle von der Generalstaatsanwaltschaft. Er sagte der dpa, es sei noch zu früh für "Wasserstandsmeldungen zur Motivlage". Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittele in dem Fall - und zwar in alle Richtungen.
Motiv noch unklar
Nach Informationen des SWR handelt es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen 32-jährigen Syrer, der seit 2015 in Deutschland lebt. Unmittelbar vor der Tat soll er bereits bei anderen Lkw vergeblich versucht haben, die Kontrolle über das Fahrzeug zu bekommen, heißt es in Ermittlungskreisen.
Das Motiv für die Tat ist aber noch unklar, der Mann war deutschen Sicherheitsbehörden bislang nicht in einem islamistischen Kontext aufgefallen. Neben einem versuchten Anschlag halten die Ermittler auch eine psychisch bedingte Amok-Fahrt für möglich. Der Syrer soll Omar A. I. heißen; in sozialen Medien hatten Nutzer behauptet, er heiße Mohammed. Basis dafür war die Aussage einer Augenzeugin, der er das gesagt haben soll.
Zusammengefasst: Es hat in Limburg einen schweren Zwischenfall mit einem Lkw gegeben, mehrere Personen wurden mutmaßlich durch einen 32-jährigen Syrer verletzt. Das Motiv ist noch unklar.
Die Grenze zwischen den Phänomenen lässt sich aber oft nicht eindeutig bestimmen; die Frage, ob es sich bei einem Vorfall um einen Anschlag oder eine Amoktat gehandelt hat, sorgt immer wieder für Diskussionen und politischen Streit.