Einflussnahme und Desinformation Eine Frage der Glaubwürdigkeit
Immer deutlicher wird, in welcher Weise Russland Einfluss in den USA genommen hat. Auch das eigentliche Ziel wird klarer. Was die russische Führung jedoch nicht erreicht: Glaubwürdigkeit.
Ist Donald Trump mit Hilfe russischer Einflussnahme US-Präsident geworden? Die Frage ist heikel, weil es um die Legitimation Trumps, aber auch des Wahlprozesses und der staatlichen Institutionen geht.
Es stehen außerdem die Glaubwürdigkeit und Redlichkeit Russlands auf dem Spiel. Denn aus Moskau heißt es immer wieder, man mische sich nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten ein.
Gäbe es einen Nachweis, dann müsste sich die russische Führung um Präsident Wladimir Putin den Vorwurf doppelter Standards gefallen lassen, da sie sich ausländische Einflussnahme im eigenen Land verbittet, dies gerade wenige Monate vor der Präsidentschaftswahl.
Auch nach den ersten Anklagen von US-Sonderermittler Robert Mueller erklärte Russlands Außenminister Sergej Lawrow: "Ohne einen einzigen Beweis werden wir beschuldigt, uns nicht nur in die Wahlen in den USA, sondern auch in europäischen Staaten eingemischt zu haben." Lawrow sprach von "Fantasien". Alles werde Russland in die Schuhe geschoben, beklagte er sich.
In der Tat: Die Anklageschrift gegen Ex-Wahlkampfmanager Paul Manafort und seinen Partner Rick Gates enthält keinen Beleg für eine direkte Verbindung zwischen ihnen und Russland.
Anders sieht es im Fall von Trumps- Ex-Berater George Papadopoulos aus. Er hatte falsche Angaben zu diversen Treffen gemacht. Bei einer Kontaktperson von Papadopoulos handelt es sich um Ivan Timofeew vom Russian International Affairs Council (RIAC) in Moskau. Der renommierte Think Tank ist ein üblicher Ansprechpartner für Einschätzungen zur russischen Außenpolitik. Auch tagesschau.de gaben Timofeev und dessen Chef Interviews.
Der Think Tank unweit des Kreml bestätigte den Kontakt. Lawrow als Mitglied des RIAC-Stiftungsrates erklärte dazu, dass er nichts Illegales in einem solchen Austausch sehe. Präsidialamtssprecher Dimitri Peskow, der wiederum im RIAC-Präsidium sitzt, wollte nichts von solchen Verbindungen wissen.
"Schmutz" über Clinton
Als Mittler nannte Papapodoulos zudem einen Professor in London. Dieser habe ihm berichtet, "die Russen" seien im Besitz Tausender Mails mit "Schmutz" über die demokratische Kandidatin Hillary Clinton. Inzwischen fand die Nachrichtenagentur AP heraus, dass es sich bei dem Professor um den maltesischen Staatsbürger Joseph Mifsud handelt, der enge Verbindungen nach Russland pflegt und in Londoner Experten-Kreisen aktiv ist.
Die Worte Mifsuds erinnern an den Hacker-Angriff auf die Computer der Demokraten während des Präsidentschaftswahlkampfs, bei dem unter anderem auf private Mails von Clintons Wahlkampfmanager John Podesta zugegriffen wurde.
Die US-Cybersicherheitsfirma Securenetworks stieß nun auf eine Liste mit Zielpersonen, die die Hacker-Gruppe "Fancy Bear" zwischen März 2015 und Mai 2016 mit Phishing-Mails angegriffen haben soll. Diese Liste sollen die Hacker zusammen mit anderen Daten aus Versehen öffentlich zugänglich gemacht und der Sicherheitsfirma so den Zugriff ermöglicht haben.
Securenetworks stellte die Daten der Nachrichtenagentur AP zur Verfügung. Nach ihrer Einschätzung belegen die Daten eine direkte Verbindung zwischen den Angriffen auf die Demokraten und "Fancy Bear".