West-Berliner Jungen, die auf einem Trümmerberg stehen, begrüßen winkend ein US-amerikanisches Transportflugzeug
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75 Jahre Luftbrücke 277.246 Flüge gegen die Blockade

Stand: 24.06.2023 12:15 Uhr

Am 26. Juni 1948 begann die größte Luftversorgungsaktion der Geschichte. Die sowjetische Militärverwaltung hatte Straßen- und Schienenverbindungen zwischen Berlin und den Westzonen unterbrochen. Die USA starteten daraufhin die Luftbrücke. Ein Rückblick.

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75 Jahre Berliner Luftbrücke

Kinder warten auf das Flugzeug von US-Leutnant Halversen, der die Taschentuchfall- schirme mit Süßigkeiten abzuwerfen pflegt.

Am 24. Juni 1948 ließ der sowjetische Staatschef Josef Stalin alle Straßen, Bahnlinien und Wasserwege nach West-Berlin sperren. Als Antwort auf die Einführung der D-Mark in den westlichen Besatzungszonen wollte Stalin West-Berlin abschneiden und aushungern.

Ernst Reuter fordert Beistand für das blockierte Berlin.

Der damalige West-Berliner Oberbürgermeister Ernst Reuter richtete nach Beginn der Blockade einen verzweifelten Appell an die Weltgemeinschaft: "Schaut auf diese Stadt und erkennt, dass Ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft!"

Die Skymasters der U.S. Air Force stellen sich am 7. Juli 1948 auf dem Flughafen Tempelhof in Berlin auf, um die erste Ladung Kohle zu entladen.

Die USA und Großbritannien, später auch Frankreich und Kanada, ließen West-Berlin nicht im Stich und antworteten mit der größten Rettungsaktion, die es je gab: Fast ein Jahr lang wurde der Westen Berlins vom 26. Juni an aus der Luft versorgt. Schon wenige Tage nach Beginn der Luftbrücke berichtete ein Rias-Reporter: "Alle acht Minuten landet eine Maschine auf dem Flugfeld in Berlin-Tempelhof."

Auf dem Kölner Rhein-Main-Flughafen wird Weizen für Berlin verladen.

In den nächsten 322 Tagen flogen die Amerikaner von Frankfurt und Wiesbaden und die Briten von Hamburg und Schleswig-Holstein nach Tempelhof, Gatow und Tegel: insgesamt knapp 280.000 Flüge, überwiegend mit Kohle, Mehl, Ei- und Milchpulver sowie anderen Lebensmitteln. Weil die ersten Bomber Trockenfrüchte lieferten, hießen die Militärmaschinen, die noch wenige Jahre zuvor Bomben abgeworfen hatten, im Volksmund schnell "Rosinenbomber".

US-Leutnant Gail Halvorsen wirft während der Berlin-Blockade im Oktober 1948 Schokolade und Kaugummis an selbstgebastelten kleinen Fallschirmen aus einem "Rosinenbomber" über Berlin ab.

Doch die Luftbrücke war nicht nur eine logistische Meisterleistung. Der damalige US-Pilot Gail Halvorsen hatte eine geniale Idee. Winkenden Kindern am Flughafen Tempelhof schenkte er Kaugummi. Ihre große Dankbarkeit beeindruckte ihn. Und so fragte Halvorsen auch andere US-Piloten, ob sie bereit wären, ihm ihre Schokoladen- und Süßigkeiten-Ration abzutreten

Ein Junge verfolgt von einem Baum aus den Landeanflug eines US-amerikanischen Transportflugzeugs auf den Berliner Flughafen Tempelhof.

Mit selbstgebastelten Taschentuch-Fallschirmen ließ Halvorsen Schokolade, Süßigkeiten und Kaugummi-Pakete für die West-Berliner Kinder vom Himmel fliegen. 

West-Berliner Jungen, die auf einem Trümmerberg stehen, begrüßen winkend ein US-amerikanisches Transportflugzeug

Die Regierung von US-Präsident Harry S. Truman ließ sich die Berliner Luftbrücke die damals unvorstellbare Summe von 200 Millionen Dollar kosten. Sie sah es als Investition in eine bessere Zukunft an der Seite eines starken und friedlichen Europas - ein visionärer Ansatz.

Bis zu 500.000 Westberliner, die sich vor dem Schöneberger Rathaus versammeln, um das Ende der Berlin-Blockade zu feiern.

Diplomatische Lösungsversuche der Krise blieben lange ohne Ergebnis. Die Westmächte begannen am 26. Juli 1948 eine Gegenblockade und sperrten den Güterverkehr aus dem Westen in die Sowjetische Besatzungszone. Von September 1948 bis Februar 1949 wurde sie auf den Handel mit den osteuropäischen Ländern ausgedehnt. Am 4. Mai 1949 lenkte die Sowjet-Regierung ein, eine Woche später wurden Blockade und Gegenblockade beendet. Bis zu 500.000 Westberliner versammelten sich vor dem Schöneberger Rathaus, um das Ende der Berlin-Blockade zu feiern.