Entscheidung der Kultusminister Abiturprüfungen auch in Corona-Zeiten
Während Schleswig-Holstein wegen der Corona-Krise ganz auf die Prüfungen verzichten wollte, finden sie in Hessen bereits statt. Nun haben sich die Kultusminister geeinigt: Alle Bundesländern sollen 2020 Abiturprüfungen abhalten.
Die Kultusminister der Bundesländer haben sich darauf geeinigt, die Abiturprüfungen dieses Jahr trotz der Ausbreitung des Coronavirus "wie geplant" abzuhalten.
"Ich freue mich, dass wir uns in einer so schwierigen Situation innerhalb der Ländergemeinschaft auf einen gemeinsamen Beschluss geeinigt haben", sagte Stefanie Hubig, die Präsidentin der Kultusministerkonferenz. "Wir haben klare Vorgaben für unsere Schülerinnen und Schüler. Für sie ist es besonders wichtig, dass sie jetzt Planungssicherheit haben, gleichzeitig steht ihre Gesundheit für uns an erster Stelle."
Die Prüfungen sollen gemäß dem gemeinsamen Beschluss zum geplanten Termin beziehungsweise bis zu einem Nachholtermin bis Schuljahresende stattfinden, "soweit dies aus Infektionsschutzgründen zulässig ist".
Vorschlag nach "Anerkennungsabitur" fiel durch
Für Abiturienten sollten aus Sicht aller Kultusminister keine Nachteile aus der Ausnahmesituation entstehen - die Länder haben demnach die Möglichkeit, auf einzelne Prüfungsaufgaben aus dem zentralen Aufgabenpool zu verzichten und diese "durch dezentrale Elemente" zu ersetzen. Zugleich verpflichteten sich alle, die in anderen Bundesländern erworbenen Abschlüsse anzuerkennen.
Zuvor hatte zwischen den 16 Kultusministern der Länder Verunsicherung geherrscht, wie angesichts des Epidemierisikos das beste Vorgehen aussieht. Schleswig-Holsteins Kultusministerin Karin Prien hatte etwa zu einem "Anerkennungsabitur" ohne Abschlussprüfungen aufgerufen - ein Vorschlag, der überwiegend Unmut unter ihren Amtskollegen hervorrief.
In Hessen und Rheinland-Pfalz wiederum haben die Abiturprüfungen bereits begonnen - andere Bundesländer hatten die Termine zunächst verschoben und Abiturienten zeitweise im Ungewissen lassen müssen. Lehrerverbände hatten deshalb an die Minister appelliert, eine gemeinsame Linie zu finden.
Plakate, die an die Abiturienten der Schule gerichtet sind, hängen vor der Wöhlerschule im Frankfurter Stadtteil Dornbusch an einem Zaun.
"Bewährungsprobe des Bildungsföderalismus"
Heinz-Peter Meininger, der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, hatte angesichts der unterschiedlichen Herangehensweise von "Chaos pur" gesprochen. Er begrüßte die jetzige Entscheidung der Länder als "absolut richtig": Zwar unterschieden sich nun je nach Bundesland die Möglichkeiten zur Prüfungsvorbereitung - aber "der Verzicht auf Abiprüfungen hätte noch größere Ungerechtigkeiten hervorgerufen", sagte er im Gespräch mit tagesschau24. "Ich glaube, wir werden nicht totale Gerechtigkeit haben - die gab es auch vorher nicht. Aber wir haben wenigstens mehr Verlässiglichkeit."
Die Entscheidung sei auch eine "Bewährungsprobe des Bildungsföderalismus" gewesen. An den Schulen gehe es jetzt darum, Sicherheitsmaßnahmen wie Abstand in Prüfungsräumen, Vermeidung von Schlangestehen und Desinfektionsmittel zu ergreifen. "Es ist möglich, den Infektionsschutz zu gewährleisten, der auch bei Hausquarantäne gewährleistet wäre", meinte Meininger.