Praxen geschlossen Lauterbach kritisiert Ärztestreik
Aus Protest bleiben viele Praxen zwischen den Jahren geschlossen. Der Gesundheitsminister und die Krankenkassen aber haben kein Verständnis für die Forderungen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte nach mehr Geld.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zeigt kein Verständnis für Forderungen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte nach mehr Geld. "Die Forderung nach mehr Geld halte ich nicht für begründet", sagte er in der Nacht zum Donnerstag im ZDF: "Außer in der Schweiz wird natürlich in Europa in den Praxen nirgendwo so gut verdient wie in Deutschland." Spielräume für Honorarzuwächse sehe er nicht.
Er verstehe nicht, weshalb gestreikt werde, sagte der SPD-Politiker weiter: In der Bevölkerung gebe es eine "riesige Krankheitswelle". "Die Forderungen der Ärzte nach mehr Geld sind auch bekannt. Der Streik bringt überhaupt nichts nach vorne."
Ablehnung auch von den gesetzlichen Krankenkassen
Ähnlich äußerten sich die gesetzlichen Krankenkassen. Die Vorstandschefin des Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), die Bruttoreinerträge der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte seien in den vergangenen Jahren im bundesweiten Durchschnitt gestiegen. "Außerdem muss deutlich gesagt werden: Was Ärzte oder Apotheker mehr bekommen wollen, müssen die Supermarktkassiererin und der Lkw-Fahrer mit ihren Krankenkassenbeiträgen finanzieren", sagte Pfeiffer. Auch diese litten unter den gestiegenen Preisen.
Bundesweit Zehntausende streikende Praxen
Ärzteverbände hatten dazu aufgerufen, Hausarzt- und Facharztpraxen bundesweit zwischen den Jahren geschlossen zu halten. Die noch bis Freitag geplante Aktion ist Teil der Kampagne "Praxis in Not", die von mehr als 20 Verbänden unterstützt wird. Der Virchowbund der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte konnte zwar gestern keine Angaben zur Zahl der beteiligten Praxen machen, weil der Streik dezentral organisiert werde. Man rechne aber mit bundesweit mehreren Zehntausend geschlossenen Praxen, erklärte eine Sprecherin.
Die Praxen waren dazu aufgerufen worden, ihre Patienten über die Schließung zu informieren, auf den ärztlichen Bereitschaftsdienst zu verweisen und für Vertretung für Notfälle zu sorgen.
Krisengipfel im Januar
Lauterbach will sich mit den Hausärztinnen und -ärzten im Januar zu einem Krisengipfel treffen, um über die beklagte Überlastung und die Bürokratie in den Praxen zu beraten. "Die Praxen brauchen bessere Arbeitsbedingungen, brauchen weniger Bürokratie. Das Geld muss auch gerechter verteilt werden", sagte er im ZDF. "Aber einfach mehr Geld in ein System zu schütten wie in der Vergangenheit - was nicht wirklich gut funktioniert - diese Lösung haben wir einfach zu oft praktiziert. Die wird nicht im Vordergrund stehen."