Begleitet von Protesten AfD feiert zehnjähriges Bestehen
Die AfD hat ihr zehnjähriges Bestehen im hessischen Königstein gefeiert. Parteichefin Weidel sagte, eine Regierungsbeteiligung der AfD sei "absehbar nicht unrealistisch". Am Veranstaltungsort trafen sich 700 Menschen zu einer Gegenkundgebung.
Im hessischen Königstein hat die AfD ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert. Begleitet von lautstarken Protesten und unter Polizeischutz kamen etwa 300 Parteimitglieder im "Haus der Begegnung" zusammen. Die Parteichefs Alice Weidel und Tino Chrupalla schworen die Anwesenden mit Kampfansagen an den politischen Gegner auf die nächsten Jahre ein. "Wir sind gekommen, um zu bleiben, liebe Freunde, und das werden wir auch", so Chrupalla.
Alice Weidel sagte in ihrer Rede. "Wir sind der Stachel im Fleisch der Etablierten." Der Ehrenvorsitzende Alexander Gauland sprach mit Blick auf die ersten zehn Jahre der AfD von einer "ungeheuren Erfolgsgeschichte". Man sei die Stimme "der Normalen in diesem Land".
Die Alternative für Deutschland war am 6. Februar 2013 im wenige Kilometer entfernten Oberursel von einer kleinen Gruppe um den Wirtschaftsprofessor Bernd Lucke und den konservativen Publizisten Konrad Adam als Projekt gegen die Eurorettungspolitik gegründet worden. Seit 2015 liegt ihr Hauptfokus auf dem Thema Migration. Im Bundestag ist die Partei seit 2017 vertreten. Sie sitzt zudem in 15 von 16 Landesparlamenten. Der Verfassungsschutz beobachtet die AfD als rechtsextremistischen Verdachtsfall.
Chrupalla und Gauland kritisierten erneut die Waffenlieferungen an die Ukraine. Der Krieg gehe Deutschland nichts an. Bekräftigt wurde in den Reden zudem die Einschätzung, dass eine Regierungsbeteiligung der AfD absehbar nicht unrealistisch sei. Chrupalla sagte in den tagesthemen, Deutschland habe "extrem große Probleme". Die AfD habe gute Lösungen. "Wir sind die einzige wahrnehmbare Friedenspartei im Deutschen Bundestag."
"Wir vertreten deutsche Interessen"
Die AfD sei "keine Russland-Partei, keine Amerika-Partei, keine Brüssel-Partei", so Chrupalla weiter. "Wir sind die Partei Deutschlands, wir vertreten deutsche Interessen und die möchten wir in den Vordergrund rücken." Man wolle gute Beziehungen zu allen Ländern in der Welt, "auch zu Russland."
Weidel verwies auf die 2024 anstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg, wo ihre Partei in den Umfragen zum Teil stärkste Kraft ist. Diesen klaren Wählerwillen könne niemand auf Dauer ignorieren, sagte sie.
Etwa 700 Demonstranten
Vor der Veranstaltungshalle des Taunus-Kurorts nordwestlich von Frankfurt am Main protestierten nach Schätzungen des Polizeipräsidiums Westhessen etwa 700 Menschen gegen das AfD-Treffen. Verbände, Gewerkschaften und Parteien hatten zur Gegenkundgebung aufgerufen. Einige Teilnehmer der AfD-Veranstaltung mussten sich unter lauten "Nazis raus"- und "Haut ab"-Rufen unter Polizeibegleitung ihren Weg Richtung Halle bahnen. Die Demonstranten hatten unter anderem Ukraine- und Regenbogen-Fahnen dabei.
Der Königsteiner Bürgermeister Leonhard Helm sagte, das "Haus der Begegnung" sei der Öffentlichkeit gewidmet. Behörden müssten sich gegenüber allen Parteien neutral verhalten. Grundsätzlich sei die AfD in Königstein aber keine politische Macht. "Die Demonstranten zeigen, dass sie nicht willkommen sind", so der CDU-Politiker.