Corona-Pandemie Kaum Verstöße gegen Ausgangsbeschränkung
In Bayern und im Saarland sind die umfassenden Ausgangsbeschränkungen in Kraft getreten. Die Polizei registrierte nur vereinzelt Verstöße, vor allem durch junge Menschen. Die Polizei soll Präsenz zeigen.
Seit Mitternacht gelten in Bayern und im Saarland Ausgangsbeschränkungen. Im Freistaat werden diese nach Angaben von Landesinnenminister Joachim Herrmann weitgehend eingehalten. "Es hat da und dort noch ein paar Gruppen von Jugendlichen gegeben, die da irgendwo in der Öffentlichkeit kleinere Partys durchgeführt haben. Die sind dann von der Polizei nach Hause geschickt worden", sagte er dem Bayerischen Rundfunk. "Insgesamt konnten wir in der vergangenen Nacht keine besonderen Probleme feststellen."
Der Leiter der Staatskanzlei, Florian Herrmann, kündigte im Radiosender Antenne Bayern an, dass die Polizei vermehrt unterwegs sein werde. Auch die Bereitschaftspolizei sei verstärkt im Einsatz. So werde der Bevölkerung signalisiert: "Wir sind da."
"Wir machen das mit Augenmaß"
Die Münchner Polizei machte deutlich, dass keine groß angelegten Straßensperren geplant seien. "Es wird auch nicht so sein, dass jemand, der unterwegs ist, alle fünf Meter von einem Kollegen von mir angesprochen wird. Wir machen das mit Augenmaß", versicherte Sprecher Marcus da Gloria im BR.
Die Nacht in München sei ruhig verlaufen. Bei 60 Kontrollen seien zehn Verstöße festgestellt worden, so da Gloria. "Die meisten Menschen verhalten sich sehr kooperativ." Er machte deutlich, dass zurzeit keine Passierscheine gebraucht werden.
Seit Mitternacht ist das Verlassen der eigenen Wohnung in Bayern nur noch mit triftigen Gründen erlaubt - wie etwa dem Weg zur Arbeit und zu nötigen Einkäufen, dringende Arztbesuche, aber auch Sport und Spaziergänge an der frischen Luft.
20 Verstöße im Saarland
Auch die Polizei im Saarland stellte erste Verstöße gegen die Ausgangsbeschränkung fest. In der Nacht zu Samstag habe es etwa 20 Vorfälle gegeben, sagte ein Polizeisprecher in Saarbrücken. Es habe sich meist um Jugendliche gehandelt, die sich versammelt hätten. Sie seien größtenteils uneinsichtig gewesen. Die Grüppchen hätten dann aber aufgelöst werden können.
Sozialforscher warnt vor Vorverurteilung
Der Sozialforscher Klaus Hurrelmann hält die Gruppe uneinsichtiger Jugendlicher für relativ überschaubar. Es gehe um eine "kleine Gruppe von jungen Leuten, das muss man fairerweise sagen", sagte der Professor an der Hertie School of Governance im RBB. "Da kommt alles zusammen, jugendlicher Trotz und jugendliche Auflehnung und das Gefühl, 'mir kann ja sowieso nichts passieren'". Dies sei eine "ganz gefährliche Mischung".
"Ihr seid nicht unverwundbar"
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte junge Menschen davor, das Risiko einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus zu unterschätzen. "Ihr seid nicht unverwundbar", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. "Das Virus könnte Euch wochenlang ins Krankenhaus bringen - oder Euch sogar töten."
Der WHO-Chef warnte junge Menschen.
Er appellierte an Jugendliche und junge Erwachsene, soziale Kontakte zu vermeiden und auf Abstand zu gehen, um die Ausbreitung der Pandemie einzudämmen und andere Menschen zu schützen. "Die Entscheidung, wohin Ihr geht, könnten für jemand anderen den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen."
Merkel berät mit Länder-Chefs
Die Ministerpräsidenten der Länder wollen am Sonntag in einem Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel weitere Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus sprechen.