Polizeiaktion gegen Raser Tausende Kontrollen bei Blitzermarathon
Zu hohe Geschwindigkeit ist eine der Hauptursachen für Verkehrsunfälle. Deshalb findet heute erneut ein Blitzermarathon statt. Acht Bundesländer beteiligen sich, Tausende Polizisten sind im Einsatz gegen Raser.
In acht Bundesländern blitzt es heute öfter als sonst am Straßenrand: Die Polizei überwacht seit 6.00 Uhr mit verstärkten Geschwindigkeitskontrollen die Einhaltung der Tempolimits. Allein in Bayern sind nach Angaben des Innenministeriums 2.000 Polizistinnen und Polizisten sowie kommunale Mitarbeiter an bis zu 1.500 Messpunkten aktiv. Thüringen meldete bis zu 107 Messstellen mit 300 Beamten.
Vermehrte Kontrollen gab es auch in Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Insgesamt ist bis zum frühen Samstagmorgen von Tausenden Radarfallen in Deutschland auszugehen.
Kontrollen an Unfallschwerpunkten
Eine Bilanz soll erst in den kommenden Tagen gezogen werden. So hat etwa Hamburg Ergebnisse für Montag angekündigt, Bayern für Samstag. Der Blitzermarathon zur Bekämpfung von Raserei auf den Straßen hat erstmals 2012 in Nordrhein-Westfalen stattgefunden, seit 2013 gibt es ihn auch in anderen Bundesländern. Seit 2015 haben sich weitere Nationen in Europa angeschlossen - international wird die Aktion als sogenannte Speedweek veranstaltet.
"Schwerpunktmäßig finden unsere Kontrollen dort statt, wo die Unfallgefahren durch zu schnelles Fahren am größten sind oder häufig zu schnell gefahren wird", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. "Innerorts sind das insbesondere Straßen vor Schulen und Kindergärten, außerorts vor allem Landstraßen, da dort überproportional viele schwere Verkehrsunfälle aufgrund zu hoher Geschwindigkeit passieren." Ein Viertel aller Verkehrstoten in Bayern sei auf die hohe Geschwindigkeit zurückzuführen, sagte Herrmann. In Sachsen-Anhalt liegt die Quote sogar bei einem Drittel.
ADAC: Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit
Nach Einschätzung des ADAC leisten die bundesweiten, konzertierten Tempokontrollen einen Beitrag zur Verkehrssicherheit. "Sie schaffen ein Bewusstsein für die Gefahren zu schnellen Fahrens und können so für das Thema sensibilisieren", sagte eine Sprecherin des ADAC Hessen-Thüringen.
Durch Medienberichterstattung im Vorfeld würden nicht nur Autofahrer erreicht, die tatsächlich geblitzt werden, sondern auch alle anderen Menschen. "Um einen wirklich nachhaltigen Effekt zu erzielen, reichen vereinzelte Blitzer-Aktionen jedoch nicht aus. Der Effekt droht hier schnell wieder zu verpuffen. Wichtig sind regelmäßige Kontrollen, um das Thema dauerhaft präsent zu halten."
Mehr Kontrollen für nachhaltigen Effekt
Auch Kirstin Zeidler von der Unfallforschung der deutschen Autoversicherer sagt, viele Autofahrerinnen und -fahrer hätten sich daran gewöhnt, nur relativ selten bei zu schnellem Fahren erwischt und sanktioniert zu werden. Der Blitzermarathon sensibilisiere zwar für das Thema, aber eben nur punktuell. Messungen hätten gezeigt, dass vor und auch nach solchen Aktionen mit höheren Geschwindigkeiten gefahren werde. "Das hat nur einen überschaubaren Effekt." Auch deshalb ist die Auffassung über die Wirkung solcher Aktionen geteilt.
Berlin, Bremen, das Saarland und Sachsen verzichten auf eine Teilnahme. In Berlin wurde argumentiert, die Auswirkung früherer Aktionen sei kaum messbar gewesen. In Baden-Württemberg ist man dagegen von der Sinnhaftigkeit der Kontrollaktion mit insgesamt mehreren Tausend Polizisten überzeugt: "Bereits wenige Stundenkilometer zu schnell können über Leben und Tod entscheiden", heißt es aus dem dortigen Innenministerium.