Hintergrund So arbeitet das Bundespräsidialamt
Das deutsche Staatsoberhaupt hat eine eigene Behörde: das Bundespräsidialamt. Zu den zentralen Aufgaben der Mitarbeiter gehört es, den Bundespräsidenten auf dem Laufenden zu halten, ihn zu informieren und seine Entscheidungen vorzubereiten.
Von Jan Seidel, SWR, ARD-Hauptstadtstudio
Das Bundespräsidialamt liegt mitten im Berliner Tiergarten, ungefähr einen Kilometer vom Kanzleramt entfernt - ein bisschen abseits vom Regierungsviertel. Der ellipsenförmige Bau mit vier Stockwerken steht direkt neben dem Amtssitz des Präsidenten im Park von Schloss Bellevue. Das Amt berät den Präsidenten in seiner Amtsführung, es informiert ihn über politische Geschehnisse, und es bereitet seine Entscheidungen vor.
Dazu gibt es 175 Mitarbeiter in drei Abteilungen: Zentrale Angelegenheiten, Inland und Ausland. Chef des Präsidialamtes ist ein Staatssekretär - und weil der Bundespräsident der ranghöchste Vertreter des Staates ist, ist es auch der formal ranghöchste beamtete Staatssekretär. Von 1989 bis 1994 wurde das Amt von Andreas Meyer-Landrut geleitet, dem Großvater der aktuellen Grand-Prix-Siegerin. Neben der Ausfertigung von Gesetzen ist der Bundespräsident auch für das Ordenswesen zuständig, also die Auszeichnung verdienter Persönlichkeiten. Immerhin: Alleine der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ist seit 1951 schon 240.000 mal verliehen worden - übrigens an deutlich mehr Männer als Frauen.
Ein weiterer wichtiger Teil ist das Protokollreferat. Die Abteilung erstellt bei Staatsbesuchen eine Gästeliste, bereitet alle Abläufe minutiös vor, dekoriert die Räume und plant die Menüs. Dazu gibt es einen eigenen Koch. Der legt großen Wert darauf, regionale Zutaten zu verwenden. Reis lehnt er beispielsweise ab. Für gewöhnlich zaubert der Koch bei Abendveranstaltungen Vier-Gänge-Menüs, das Fleisch dafür stammt vom Bio-Metzger. Letzter mittelgroßer Protokollfehler: Beim Besuch von Prinz Charles und Camilla 2009 wird Camillas Name im Gästebuch falsch geschrieben - als "Gräfin von Cornwell" mit "e" statt mit "a". Diplomatische Verwerfungen gab es aber keine.
Auch wenn das Amt nur ungefähr einen Kilometer vom Kanzleramt und dem Reichstag entfernt ist, kann so eine Fahrt dauern: 2009 verzögerte sich die Bekanntgabe des Ergebnisses der Präsidenten-Wahl, weil Kandidat Köhler auf dem Weg von Schloss Bellevue in den Reichstag nicht wie geplant durchkam.