Erstwähler in Baden-Württemberg Doch zu jung zum Wählen
Zum ersten Mal wählen? Für rund 55.000 Jugendliche in Baden-Württemberg wird das durch die verfrühte Wahl im Februar doch nichts. Eine 17-Jährige spricht über ihre Enttäuschung.
Die vorgezogene Bundestagswahl macht Tausenden Jugendlichen einen Strich durch die Rechnung. Rund 320.000 junge Menschen in Baden-Württemberg dürfen in diesem Jahr erstmals ihre Stimme abgeben. Das sind 55.000 Erstwählerinnen und Erstwähler weniger als beim ursprünglich geplanten Wahltermin im Herbst, schätzt das statistische Landesamt.
17-Jährige: Vorgezogene Neuwahl "Entzug meines Wahlrechts"
"Im ersten Moment war ich einfach frustriert" - so beschreibt Malike Ipek aus Stuttgart ihr Gefühl, als klar wurde, die Bundestagswahl wird vorverlegt. Im Sommer wäre sie 18 Jahre alt geworden. Im Herbst wählen zu können, darauf hatte sie sich gefreut: "Das wäre meine Chance gewesen, meinen Beitrag zu leisten und meine Stimme abgeben zu können und die wurde mir jetzt genommen."
Der Bruch der Ampel-Koalition und damit die Neuwahlen zum Jahresanfang statt im Herbst seien zwar bei der politischen Lage unvermeidbar gewesen, aber dennoch: "Für mich ist das ein Entzug meines eigentlichen Wahlrechts."
"Auf die Wahl hatte ich mich wirklich gefreut" - Malike Ipek aus Stuttgart kann durch die vorgezogene Neuwahl doch nicht ihre Stimme abgeben. Sie wird erst im Sommer 18 Jahre alt.
Wie ernst nimmt die Politik Interessen Jugendlicher?
Ob Schulsprecherin oder Jugendleitung im Ruderverein: Gesellschaftliches Engagement und eigene Ideen einzubringen ist Malike Ipek wichtig. Aktuell kandidiert die 17-Jährige für den Stuttgarter Jugendrat. Das überparteiliche Gremium bietet Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren die Möglichkeit, ihre Interessen kommunalpolitisch zu vertreten.
Genau diese Interessen blende die Politik zu oft aus, meint Ipek. "Man fühlt sich gerade in einer jüngeren Altersgruppe oft vergessen, weil viele Themen nicht direkt mit einem zu tun haben" - wenn etwa über Rente und Steuern diskutiert werde und Themen wie Schule und Bildung vernachlässigt würden.
Die Politik müsse sich stärker auf die jüngere Generationen fokussieren, findet Ipek - denn die seien schließlich die Wähler von morgen. "Ich glaube, dass man da ganz viel machen kann", ist sie überzeugt. Dialog sei wichtig, auch über Social Media. "Wenn man mit denen redet und fragt: Hey, was betrifft euch denn? Ich glaube, da geht viel verloren. Und das ist schade, weil man so die Begeisterung und das Interesse viel mehr wecken könnte."
Bundesweit rund 400.000 junge Menschen betroffen
Bundesweit können durch den vorgezogene Termin laut Statistischem Bundesamt rund 400.000 Jugendliche weniger an der Wahl teilnehmen. Der Anteil der potenziellen Erstwählerinnen und Erstwähler in Baden-Württemberg liegt bei dieser Bundestagswahl bei 4,2 Prozent, so das Statistische Landesamt. Dazu zählen alle Bürgerinnen und Bürger, die seit der letzten Bundestagswahl volljährig geworden sind. Bei der vergangenen Wahl 2021 waren es gut 5 Prozent.
Sendung am Di., 14.1.2025 18:00 Uhr, DASDING News