Christopher Street Day in Berlin Mit Konfetti und Liebe gegen Hass und Krieg
Eine riesige bunte Party, aber zugleich politische Demonstration: Mit Konfettiregen und einer Kundgebung hat der Christopher Street Day in Berlin begonnen. Die Teilnehmenden wollen ein Zeichen setzen: gegen Hass, Krieg und Diskriminierung.
Bunt und laut wie lange nicht ist es am Samstag in Berlin: Die Hauptstadt steht ganz im Zeichen des Christopher Street Days. Nach zwei Jahren coronabedingter Einschränkungen steigt wieder eine große Partyparade zum Christopher Street Day (CSD).
Am Mittag startete das Event, zu dem die Veranstalter im Tagesverlauf mit bis zu 500.000 Teilnehmern rechnen, mit einer Kundgebung und einem Konfettiregen auf dem Spittelmarkt im Stadtbezirk Mitte. Der anschließende Demonstrationszug führt auf einer 7,4 Kilometer langen Strecke durch mehrere Berliner Stadtteile zum Brandenburger Tor.
Party und Politik
Der Berliner CSD ist eine der größten Veranstaltungen der lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans-, intergeschlechtlichen und queeren Community in Europa. Die Teilnehmer gehen einerseits gegen Gewalt und Benachteiligung an. Andererseits wollen sie eine Mega-Party feiern und einfach Spaß haben. Das kommt auch im Motto der Demonstration zum Ausdruck: Es lautet "Vereint in Liebe. Gegen Hass, Krieg und Diskriminierung".
Die Eröffnungsrede hielt Berlins stellvertretender Bürgermeister Klaus Lederer. "Für alle Länder, in denen Queersein noch unter Strafe steht, in denen Todesstrafe droht, muss Berlin Stadt der Freiheit, muss Berlin ein sicheres Obdach, muss Berlin ein sicherer Hafen sein", so der Linken-Politiker. In seiner Eröffnungsrede sprach Lederer über die oft noch prekäre Situation queerer Menschen in anderen Ländern, aber auch Diskriminierung in Berlin.
Berlins ehemaliger Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit beklagte noch vor Beginn der Veranstaltung die anhaltende Diskriminierung von Homosexuellen. "Wenn man bedenkt, dass im Jugendfußball noch immer 'Du schwule Sau' in den Kabinen gehört wird, weiß man, dass es da noch viel zu tun gibt", sagte er der "Berliner Zeitung". Es müsse noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden, betonte der Ex-Bürgermeister anlässlich des CSD. Wowereit hatte sich 2001 als schwul geoutet.
Erstmals hatte der Bundestag am Morgen die Regenbogenflagge gehisst, die mit ihren sechs bunten Streifen als Symbol der queeren Community gilt.
Demonstrationszug so groß wie nie
Beim Demonstrationszug sind nach Angaben der Veranstalter 96 Fahrzeuge und mindestens 80 Fußgruppen aus aller Welt dabei - so viele wie noch nie beim CSD in Berlin, der nun seine 44. Auflage erlebt. Darunter sind auch Menschen aus der Ukraine, die seit fünf Monaten dem russischen Angriffskrieg ausgesetzt sind.
Der Christopher Street Day wird weltweit gefeiert. Zurück geht die Bewegung auf Ereignisse im Juni 1969, als Polizisten in New York eine Bar in der Christopher Street stürmten und so einen Aufstand von Schwulen, Lesben und Transmenschen auslösten.