Coronavirus RKI warnt vor Millionen Infektionen
Der Präsident des Robert Koch-Instituts hat die Deutschen eindringlich aufgefordert, soziale Kontakte zu meiden. Er zeichnete ein düsteres Szenario: Millionen könnten sich infizieren, wenn die Vorgaben nicht eingehalten würden.
Der Präsident des Robert Koch-Instituts hat vor einem Szenario mit zehn Millionen Coronavirus-Infektionen in Deutschland gewarnt. Dies könne in einigen Monaten eintreten, wenn die von der Bundesregierung angeordneten Maßnahmen nicht eingehalten würden, sagte Lothar Wieler. Er verwies auf "einen exponentiellen Verlauf der Epidemie".
Wieler appellierte deshalb an die Menschen, ihre sozialen Kontakte zu reduzieren. Das Virus werde nur von Mensch zu Mensch übertragen, sagte er.
Wieler warnt vor Überlastung
Experten gehen davon aus, dass sich 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung mit dem Virus infizieren könnten. Das entspricht bei gut 83 Millionen Einwohnern etwa 50 bis 58 Millionen Menschen.
Das Robert Koch-Institut hofft, dass sich die Ausbreitung der Krankheit aufgrund der drastischen Maßnahmen möglichst langsam vollzieht. Wieler warnt seit Tagen vor einer Überlastung der Intensivkapazitäten in Krankenhäusern. Diese müssten mindestens verdoppelt werden.
Trotz deutlich steigender Zahlen von Coronavirus-Erkrankten will die Bundesregierung derzeit nicht eine Ausgangssperre verhängen. Kanzleramtsminister Helge Braun sagte im ZDF, ein solcher Schritt werden im Kabinett aktuell nicht erwogen.
Laschet schließt Ausgangssperre nicht aus
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet schloss hingegen eine Ausgangssperre für die Zukunft nicht aus. Aktuell sei man aber noch nicht so weit, sagt er dem ZDF. "Die Frage ist: Würde es in dieser Situation jetzt helfen?" Noch habe jeder die Chance, eine Ausgangssperre zu verhindern, indem er zu Hause bleibe und Abstand zu anderen Menschen halte.
"Kein Freund des Lockdown"
Der Präsident des Weltärzteverbandes, Frank Ulrich Montgomery, hält dagegen Ausgangssperren nicht für ein geeignetes Mittel im Kampf gegen das Coronavirus. "Ich bin kein Freund des Lockdown. Wer so etwas verhängt, muss auch sagen, wann und wie er es wieder aufhebt", sagte Montgomery der "Rheinischen Post".
Die Entwicklung eines Impfstoffs dürfte wohl noch Zeit brauchen. Wieler dämpfte die Erwartungen: "Ich persönlich schätze es als realistisch ein, dass es im Frühjahr 2021 sein wird", sagte er.
Alles, was bürokratisch machbar sei, müsse getan werden. Klinische Testphasen aber könne man nicht verkürzen. "Wir müssen ein Sicherheitsprofil haben. Impfstoffe können ja Nebenwirkungen haben."
Bundeskanzlerin Angela Merkel will sich heute mit einer Fernsehansprache an die Bevölkerung wenden. Die Ansprache können Sie auf tagesschau24 um 19.20 Uhr sehen und im Ersten ab 20.15 Uhr.