Patient aus Bayern Erster Coronavirus-Fall in Deutschland
In Deutschland ist erstmals eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus bestätigt worden. Ein Mann aus dem Landkreis Starnberg in Bayern hat sich infiziert. Gesundheitsminister Spahn sieht Deutschland aber gut vorbereitet.
In Deutschland ist erstmals eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus bestätigt worden. Ein Mann aus dem Landkreis Starnberg in Bayern habe sich infiziert, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in München am späten Montagabend mit. Das Virus kann eine Lungenkrankheit auslösen, an der im Hauptverbreitungsland China bereits viele Menschen gestorben sind - die meisten davon waren ältere Patienten mit schweren Vorerkrankungen.
Der Patient in Bayern befindet sich nach Angaben der "Task Force Infektiologie" des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) klinisch in einem guten Zustand, wie es in der Mitteilung hieß. "Er wird medizinisch überwacht und ist isoliert."
Infektionsrisiko derzeit gering
Menschen, die engen Kontakt mit dem Patienten hatten, würden ausführlich aufgeklärt und über mögliche Symptome, Hygienemaßnahmen und Übertragungswege informiert. Das bayerische Gesundheitsministerium und das LGL wollen die Öffentlichkeit am Vormittag bei einer Pressekonferenz informieren.
Der Ministeriumssprecher betonte: "Das Risiko für die Bevölkerung in Bayern, sich mit dem neuartigen Coronavirus zu infizieren, wird von der "Task Force Infektiologie" des LGL und vom Robert Koch-Institut (RKI) derzeit als gering erachtet." In Europa waren zuvor drei Infektionen mit dem neuartigen Virus nachgewiesen worden. Alle drei betrafen Menschen in Frankreich, die zuvor in China gewesen waren. Das neue Virus stammt ursprünglich vermutlich von einem Markt in Wuhan, wo es wohl von dort gehandelten Wildtieren auf den Menschen übersprang.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zeigte sich von dem Auftreten des Erregers in Deutschland nicht überrascht. "Es war zu erwarten, dass das Virus auch Deutschland erreicht", erklärte Spahn auf Twitter. Die Bundesrepublik sei gut vorbereitet. Nachdem sich der Verdacht bestätigt habe, würden jetzt auch die Menschen untersucht, mit denen der Patient engen Kontakt hatte. "Dadurch wird die Ausbreitung des Virus verhindert."
Bundesregierung will Deutsche aus Wuhan ausfliegen
Die Bundeswehr arbeitet an Plänen, die Deutschen auszufliegen, die sich in der chinesischen Region Wuhan befinden. Sie sollen so vor einer möglichen Infektion mit dem neuartigen Coronavirus geschützt werden. Die Aufgabe übernehmen soll nach Informationen des "Spiegel" die Bundeswehr.
Demnach plant die Bundesregierung seit dem Wochenende, ein oder zwei Jets der Luftwaffe am Mittwoch oder Donnerstag nach China zu schicken. Neben einem Truppentransporter vom Typ A310 sei auch ein Medevac-Airbus mit medizinischen Behandlungsplätzen im Gespräch. Da es aber unter den Deutschen in Wuhan bislang keine bekannten Infektionsfälle gebe, sei dies womöglich nicht nötig. Beim Auswärtigen Amt meldeten sich bislang 90 Deutsche, die sich derzeit in der Region aufhalten.
USA raten von Reisen nach ganz China ab
Eine schützende Impfung oder eine spezielle Therapie zur Behandlung der Erkrankung gibt es nicht. Die Symptome können aber mit Medikamenten abgemildert werden. Nach derzeitiger Einschätzung von Experten verläuft die neuartige Lungenkrankheit offenbar in den meisten Fällen mild, möglicherweise sogar ohne Symptome.
Von den in China registrierten Todesfällen gehen die meisten nach bisherigen Erkenntnissen auf ältere Patienten mit schweren Vorerkrankungen zurück. Der neue Erreger ist dem Virus hinter der Sars-Epidemie 2002/2003 sehr ähnlich. Damals hatte es nach Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwischen November 2002 und Juli 2003 lediglich neun Nachweise in Deutschland gegeben. Todesfälle gab es hier nicht.
Die USA raten wegen des neuartigen Coronavirus von unnötigen Reisen nach ganz China ab. Das US-Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention weitete seinen Reisehinweis auf das ganze Land aus, nachdem es zuvor nur von Reisen in die Stadt Wuhan oder die Provinz Hubei abgeraten hatte.