Corona-Pandemie Spahn rechnet mit Impfungen ab Dezember
Bundesgesundheitsminister Spahn sieht Anlass zu Optimismus: Noch in diesem Jahr könne eine europäische Zulassung für einen Corona-Impfstoff erfolgen. Zugleich wird eine Verlängerung des Teil-Lockdowns immer wahrscheinlicher.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn rechnet noch in diesem Jahr mit ersten Impfungen gegen das neuartige Coronavirus. "Es gibt Anlass zum Optimismus, dass es noch in diesem Jahr eine Zulassung für einen Impfstoff in Europa geben wird. Und dann können wir mit den Impfungen sofort loslegen", sagte der CDU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Er habe die Länder gebeten, dass die Impfzentren Mitte Dezember einsatzbereit sein sollen. Das scheine zu klappen.
Spahn zeigte sich zudem optimistisch, dass es nicht bis Ende 2021 dauern werde, bis alle Bevölkerungsgruppen durchgeimpft sind. So benötige man für viele der voraussichtlichen Impfstoffe keine tiefe Kühlung. Sie könnten in normalen Arztpraxen gegeben werden. "Und dann geht es schnell: Vergessen wir nicht, dass jährlich in wenigen Wochen bis zu 20 Millionen Menschen gegen Grippe geimpft werden", sagte der Minister.
Deutschland sichert sich 300 Millionen Impfdosen
Spahn kündigte den Aufbau einer Online-Plattform über die erreichten Impfquoten an, differenziert nach Alter und Regionen. "Insbesondere dann, wenn wir bei den besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen eine hohe Impfquote erreicht haben, werden wir die Beschränkungen schrittweise lockern können."
Laut Spahn hat sich die Bundesregierung über die EU-Kommission oder bilaterale Verträge und Optionen inzwischen mehr als 300 Millionen Impfdosen für Deutschland gesichert. "Auch bei zwei Dosen pro Impfung hätten wir dann genug für die eigene Bevölkerung und könnten mit anderen Ländern teilen."
Drittes deutsches Unternehmen peilt Zulassung an
Nach einem Besuch beim Dessauer Impfhersteller IDT teilte der Gesundheitsminister zudem mit, dass die Bundesregierung einen Vertrag über die Abnahme von fünf Millionen Impfdosen von IDT Biologika geschlossen habe und 30 Millionen Euro für den Aufbau von Produktionskapazitäten gebe. Das Unternehmen und seine wissenschaftlichen Partner erhielten zudem 113 Millionen Euro Forschungsförderung durch den Bund.
Bei der gemeinsamen Pressekonferenz teilte IDT mit, für 2021 solle eine beschleunigtes Zulassungsverfahren für den vom Unternehmen entwickelten Corona-Impfstoff beantragt werden. Eine zweite Phase der klinischen Prüfung sei für Ende des Jahres und eine dritte Phase für Mitte 2021 vorgesehen, so Firmenchef Jürgen Betzing. Wenn diese Tests erfolgreich verliefen, könne es den Zulassungsantrag Ende kommenden Jahres geben.
Das Mainzer Biotech-Unternehmen BioNtech und sein US-Partner Pfizer sind derzeit am weitesten in der Impstoffentwicklung. Sie hatten bereits am Freitag eine Zulassung in den USA beantragt. Die Tübinger Biotechfirma CureVac will bis Jahresende die für eine Zulassung entscheidende Studie starten.
Zahl der Neuinfektionen auf hohem Niveau stabil
Wie das Robert Koch-Institut (RKI) bekannt gab, meldeten die Gesundheitsämter zuletzt binnen 24 Stunden 10.864 neue Corona-Fälle in Deutschland. An Sonntagen und Montagen sind die Zahlen vergleichsweise gering, weil laut RKI am Wochenende weniger Proben genommen werden und dadurch auch insgesamt weniger getestet wird. Am Freitag war mit 23.648 gemeldeten Neuinfektionen ein neuer Höchststand erreicht worden. Am vergangenen Montag hatte die Zahl bei 10.824 gelegen.
Im Oktober und Anfang November war die Zahl der gemeldeten Corona-Neuansteckungen in Deutschland rasant gestiegen. Nun hat sich der Wert seit etwa zwei Wochen auf hohem Niveau eingependelt. Der nach Inkrafttreten des Teil-Lockdowns erhoffte Rückgang ist bislang nicht klar zu erkennen.
Insgesamt zählt das RKI seit Beginn der Pandemie 929.133 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus ist binnen eines Tages um 90 auf insgesamt 14.112 gestiegen. Zugleich schätzt das RKI, dass rund 618.800 Menschen genesen sind.
Verlängerung des Teil-Lockdowns wahrscheinlich
Am Mittwoch wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Länderchefs über das weitere Vorgehen hinsichtlich der geltenden Corona-Beschränkungen beraten. Wie bereits am Wochenende deutlich wurde, müssen sich die Menschen in Deutschland auf eine Verlängerung des Teil-Lockdowns in den Dezember hinein einstellen.
So sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder am Sonntag im Bericht aus Berlin, es gebe "keine Aussicht auf Lockerungen und keine Entwarnung". Der Teil-Lockdown habe zwar Wirkung gezeigt, die Infektionszahlen hätten sich stabilisiert. Aber: "Die Krankenhäuser laufen voll, die Todeszahlen steigen", so der CSU-Politiker.
Mit Blick auf das anstehende Bund-Länder-Treffen sagte Söder: "Wir werden sicherlich vorschlagen, den Lockdown zu verlängern oder auch zu vertiefen." Neben weiteren Kontaktbeschränkungen müsse auch das Thema Schule diskutiert werden. "Insbesondere in den Hotspots ist es so, dass auch die Schule leider einer der Infektionsherde ist."