Nach mutmaßlichem Anschlag Bahnverkehr zwischen Hamburg und Berlin rollt wieder
Nach dem mutmaßlichen Anschlag auf Kabelschächte der Deutschen Bahn in Hamburg ist die Bahnstrecke nach Berlin wieder freigegeben. Reisende müssen jedoch weiterhin mit einzelnen Verspätungen rechnen.
Nach einem mutmaßlichen Brandanschlag auf Anlagen der Bahn, rollt der Schienenverkehr zwischen Hamburg und Berlin wieder. "Die Fernverkehrszüge fahren wieder in beide Richtungen", teilte ein Bahnsprecher der Nachrichtenagentur dpa mit. Dennoch seien vereinzelte Verspätungen im Laufe des Tages nicht auszuschließen. Bereits am Morgen hatte die Bahn erklärt, "mit Hochdruck" mit der Störungsbehebung beschäftigt zu sein.
Nach einem Sabotageakt am Freitag war der Fernverkehr der Bahn zwischen Hamburg und Berlin schwer beeinträchtigt. Mehr als 30 Züge fielen komplett oder teilweise aus. Das große Chaos an den betroffenen Hauptbahnhöfen blieb jedoch aus - in Hamburg war die Lage am Morgen ruhig. Viele Züge verkehrten bereits wieder auf der Strecke, nachdem der Regionalverkehr von Berlin in Richtung Hamburg wieder aufgenommen wurde.
Mit bis zu 60 Minuten längerer Fahrtzeit konnten Bahngäste seit dem Morgen wieder von Hamburg nach Berlin reisen.
Bekennerschreiben aufgetaucht
In der Nacht zum Freitag wurden der Polizei zufolge an drei Stellen im Hamburger Stadtgebiet Kabelschächte an Bahnstrecken in Brand gesetzt. Auf der linksradikalen Plattform Indymedia tauchte dazu ein Bekennerschreiben auf, das laut Polizei Bestandteil der Ermittlungen ist.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing forderte ein konsequentes Durchgreifen des Rechtsstaats. "Solche Anschläge sind eine Form von Terrorismus", sagte der FDP-Politiker. Auch die DB verurteilte den Brandanschlag "auf das Schärfste".
Bundesinnenministerin Nancy Faeser bekräftigte dies und versicherte gegenüber der "Bild am Sonntag", dass die Ermittlung zu den Tätern unter Hochdruck laufe. Zudem kündigte sie verbesserte Schutzmaßnahmen der Bahninfrastruktur an und nannte als Beispiel eine verstärkte Videoüberwachung: "Bis nächstes Jahr erhöhen wir die Zahl der Kameras an Bahnanlagen von 9.000 auf 11.000", so die SPD-Politikerin.
Aussicht auf Entschädigungen gering
Bei größeren Verspätungen oder Zugausfällen haben Bahnreisende bestimmte Rechte. Sie können etwa ihre Fahrkarte zu einem anderen Zeitpunkt und auch über eine andere Streckenführung zum Ziel nutzen oder sich den Ticketpreis erstatten lassen. Je nach Wartezeit besteht Anspruch auf Mahlzeiten und Erfrischungen. Darauf wies die Bahn auch bei X, früher Twitter, die Fahrgäste hin: Zugbindungen seien teils aufgehoben, einige Tickets auch am Samstag noch gültig.
Eher gering sind nach Einschätzung von Juristen im aktuellen Fall die Aussichten auf zusätzliche Entschädigungen, die einem sonst oft bei Verspätungen ab mehr als einer Stunde zustehen. Der Hintergrund dafür: Der mutmaßliche Brandanschlag ist ein Eingriff Dritter und damit außerhalb des Einflussbereichs der DB.