ARD-DeutschlandTrend Gespräche mit Russland sehr erwünscht
Die Ukraine-Krise verschärft sich von Tag zu Tag - und eine große Mehrheit der Deutschen will Gespräche mit Russland. Aber was halten sie von der Regierung in Moskau? Und was meinen sie zum Gerangel um den künftigen EU-Kommissionschef?
Erstmals seit Beginn der Ukraine-Krise reist der russische Präsident Wladimir Putin wieder in den Westen. Die Feiern zum 70. Jahrestag der Landung in der Normandie bietet ihm Gelegenheit, mit westlichen Spitzenpolitikern wie dem französischen Präsidenten und der deutschen Kanzlerin zu sprechen.
Das ist ganz im Sinne der befragten Bundesbürger: 89 Prozent der Befragten wünschen sich, dass der Westen trotz des Ukraine-Konflikts weiter mit Russland im Gespräch bleibt. Nur neun Prozent befürworten eine weitgehende Isolierung Russlands. Auch die Diskussion um eine stärkere NATO-Präsenz in den osteuropäischen Mitgliedsstaaten sehen die Befragten kritisch: 75 Prozent lehnen eine stärkere Truppenpräsenz der NATO dort ab, nur 21 Prozent würden sie unterstützen.
Nur jeder Fünfte hat Vertrauen zu Russland
Das Vertrauen der Deutschen zu Russland bleibt schwach, auch wenn es sich gegenüber unserer letzten Umfrage Ende April verbessert hat: 21 Prozent halten Russland für einen vertrauenswürdigen Partner, Ende April waren es nur 14 Prozent. Auch die USA bekommen als Partnerland eher schlechte Noten: Nur noch 38 Prozent halten sie für einen vertrauenswürdigen Partner.
Dementsprechend wird auch das Freihandelsabkommen, das zurzeit zwischen der EU und den USA verhandelt wird, kritisch gesehen. Lediglich 31 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass ein solches Abkommen eher Vorteile für Deutschland bringe. 55 Prozent befürchten hingegen Nachteile durch ein europäisch-amerikanisches Freihandelsabkommen.
EU-Parlament soll über Kommissionschef entscheiden
Sehr klar ist die Haltung der Befragten in der aktuellen Auseinandersetzung um den künftigen Präsidenten der EU-Kommission: 60 Prozent der Befragten wollen, dass über diese Frage in erster Linie das Europäische Parlament und nicht die Staats- und Regierungschefs entscheiden. Denen wollen nur 26 Prozent das vorrangige Entscheidungsrecht einräumen.
Entsprechend groß ist auch die Zustimmung zu einem möglichen Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker, der wohl eine Mehrheit im Parlament hinter sich hätte. 55 Prozent meinen, Juncker solle selbst dann Kommissionspräsident werden, wenn Länder wie Großbritannien mit EU-Austritt drohen. Dass die Bundeskanzlerin mit ihrer zögerlichen Haltung gegenüber einer Nominierung Junckers auf europäischer Ebene an Glaubwürdigkeit verloren hat, finden 53 Prozent.
Union weiter vorn, AfD wäre klar im Bundestag
Bei der Sonntagsfrage bleibt die Union die stärkste Kraft. Wenn am Sonntag Bundestagswahlen wären, käme sie auf 38 Prozent, gefolgt von der SPD mit 26 Prozent. Die Linkspartei bekäme neun Prozent, die Grünen elf Prozent. Die FDP verharrte mit vier Prozent weiter unterhalb der Fünf-Prozent-Hürde. Mit sieben Prozent wäre die Alternative für Deutschland hingegen sehr klar im Bundestag vertreten.
Deutsche tippen auf Brasilien
Was das für viele Deutsche wohl wichtigste Ereignis in diesem Monat angeht, die kommende Woche beginnende Fußball-Weltmeisterschaft, so ist der Optimismus noch ausbaufähig: 31 Prozent der Befragten glauben, dass Brasilien gewinnen wird. Nur 27 Prozent trauen den Titelgewinn der deutschen Nationalmannschaft zu. Kleiner Trost: Das sind immer noch deutlich mehr als die zehn Prozent, die an eine Titelverteidigung Spaniens glauben.
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30)
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1004 Befragte
Erhebungszeitraum: 02. bis 03. Juni 2014
Frage zu NATO-Präsenz: ca. 500 Befragte
Erhebungszeitraum: 03. Juni 2014
Sonntagsfrage: 1.504 Befragte
Erhebungszeitraum: 02. bis 04. Juni 2014
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
Fehlertoleranz bei 500 Befragten: 1,9* bis 4,4** Prozentpunkte
*bei einem Anteilswert von 5 Prozent **bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Aus statistischen und methodischen Gründen lassen sich bei der Telefonumfrage sehr kleine Parteien nicht sinnvoll ausweisen. Infratest dimap verfolgt deshalb die Praxis, Parteien, deren Anteil lediglich bei zwei Prozent oder darunter vermutet wird, nicht aufzuführen.