ARD-DeutschlandTrend Starker Steinbrück, schwache Grüne
Erfolgreiches TV-Duell für Peer Steinbrück: Der SPD-Spitzenkandidat gilt laut DeutschlandTrend noch immer als Sieger und in der Beliebtheit konnte er sechs Punkte gutmachen. Seiner Partei nützt dies wenig - auch, weil die Grünen schwächeln.
Während Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer gute Chancen auf die absolute Mehrheit der Sitze im bayerischen Landtag hat, bleibt für Bundeskanzlerin Angela Merkel ungewiss, ob sie mit ihrem gelben Partner in Berlin weiter regieren kann. Ihr Herausforderer Peer Steinbrück hat das Duell für sich genutzt, hat seine persönlichen Werte deutlich verbessert, aber eine richtige Trendwende ist bisher nicht erkennbar. Das sind die Ergebnisse des ARD-DeutschlandTrends und der Tagesthemen-Vorwahlumfrage für die Landtagswahl in Bayern.
Auf Bundesebene bleibt es zwar bei einer rechnerisch hauchdünnen Mehrheit für Schwarz-Gelb gegenüber der Opposition, aber der Abstand ist mit 46 zu 45 Prozent so gering, dass er innerhalb der Fehlertoleranz unserer Umfragen liegt. Diese Woche erreicht die Union unverändert 41 Prozent, Koalitionspartner FDP kann die fünf Prozent aus der Vorwoche halten und hat damit den Einzug in den Bundestag keineswegs gesichert.
Im Oppositionslager gibt es einen Stimmenaustausch: Die SPD gewinnt einen Punkt hinzu auf 27 Prozent - immerhin das beste Ergebnis seit einem Vierteljahr. Dafür verlieren die Grünen als potenzieller Koalitionspartner erneut einen Punkt auf nur noch zehn Prozent. Für die Partei ist das der schlechteste Wert im DeutschlandTrend seit der letzten Bundestagswahl. Noch im Juni stand sie bei 15 Prozent, im Frühjahr 2011 sogar bei 24 Prozent. Die Linkspartei kommt unverändert auf acht Prozent, die AfD bleibt bei drei Prozent, die Sonstigen erreichen sechs Prozent. Wer am 22. September zur Wahl geht, tut dies also voraussichtlich in einer politisch völlig offenen Situation.
Bayern ist anders - oder nicht?
In Bayern sind die Verhältnisse wie immer anders und doch irgendwie ein bisschen ähnlich. Denn auch hier hängt alles an der FDP. Kommt sie in den Landtag, könnte es zur Fortsetzung der schwarz-gelben Koalition kommen. Bleibt sie aber unter der Fünf-Prozent-Hürde, ist der Weg für eine absolute Mehrheit frei, so wie es in Bayern bis zur Landtagswahl 2008 der politische Normalfall war.
In unserer Vorwahlumfrage erreicht die CSU 47 Prozent, die SPD kommt auf 21 Prozent. Die Grünen stehen bei elf Prozent, die Freien Wähler kommen auf sieben Prozent. Die Linkspartei hat mit drei Prozent nur geringe Chancen auf den Einzug in den Landtag. Alle Augen richten sich auf die FDP, die gegenwärtig ebenfalls drei Prozent erreicht.
Infratest dimap hat vom Dienstag bis Donnerstag dieser Woche 1006 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte befragt. Diese Vorwahlumfrage ist keine Prognose auf das Wahlergebnis, sondern eine Momentaufnahme aus dieser Woche. Erfahrungsgemäß entscheidet sich ein erheblicher Teil der Wählerinnen und Wähler erst in der letzten Woche oder sogar am Wahltag.
Seehofer in Bayern sehr beliebt
Ein paar weitere Ergebnisse der Bayern-Umfrage sind auch überregional bedeutsam. Da ist zum einen ein Ministerpräsident, der nicht nur deutlich besser bewertet wird als sein Herausforderer (Direktwahlfrage 51 Prozent Seehofer, 35 Prozent Ude), sondern auch dessen politische Arbeit besser bewertet wird als die früherer Ministerpräsidenten der letzten Jahrzehnte. 62 Prozent der Bayern halten Seehofer für einen guten Ministerpräsidenten, 58 Prozent sagen das im Rückblick über Edmund Stoiber, 54 Prozent über Franz-Josef Strauß und nur 39 Prozent über Günther Beckstein. Den einst populären Max Streibl kennen viele Bayern nicht mehr oder trauen sich rückblickend kein Urteil zu.
Der Wunsch, dass Seehofer weiter von der Staatskanzlei aus das Land regiert, ist also deutlich. Genauso deutlich ist, dass die Mehrheit der Befragten ihm dabei einen Koalitionspartner zur Seite stellen möchte. Nur 27 Prozent der Befragten halten die CSU-Alleinregierung für die bessere Variante, 67 Prozent aber wünschen sich eine Koalitionsregierung. Wenn die FDP also Argumente sucht, mehr Wählerinnen und Wähler für sich zu überzeugen, müsste sie wohl in der Schlussphase des Wahlkampfes hier ansetzen.
Viel Rückenwind für Steinbrück
Zurück zum Bundestagswahlkampf. In der Sonntagsfrage hat sich die SPD nach dem Duell nur leicht erholt. Ihr Spitzenkandidat hingegen macht beachtliche Sprünge. In der persönlichen Bewertung legt Peer Steinbrück innerhalb des Monats um zwölf Punkte auf 47 Prozent zu und steht nun gleichauf mit Arbeitsministerin Ursula von der Leyen auf Rang sechs. Davor liegen NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Außenminister Guido Westerwelle mit je 49 Prozent, SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier mit 57 Prozent, Finanzminister Wolfgang Schäuble mit 62 Prozent und Kanzlerin Merkel mit 70 Prozent (+3) Zustimmung.
Deutlich wird der Rückenwind für Steinbrück auch in der Direktwahlfrage. Wenn man Kanzlerin oder Kanzler direkt wählen könnte, entschieden sich diese Woche 54 Prozent für Merkel und 34 Prozent für Steinbrück. Der Abstand ist zwar mit 20 Punkten immer noch beachtlich, aber in der Vorwoche betrug er 26 Punkte, in der Woche davor sogar 33 Punkte. Zumindest auf Kandidatenebene bewegt sich also etwas für Steinbrück.
Mehrheit für Kopplung von Renten und Pensionen
Einen Punkt hat er im TV-Duell ganz offensichtlich gemacht. Die Forderung, Beamtenpensionen künftig in ihrer Entwicklung an die Renten zu koppeln, ist durchaus populär. 63 Prozent der Befragten halten das für richtig. Selbst unter den Beamten stimmt eine starke Minderheit von 39 Prozent zu. Hintergrund ist die mehrheitliche Einschätzung, dass gemessen an der beruflichen Lebensleistung in Deutschland Beamte besser versorgt sind als normale Angestellte oder Arbeiter. 75 Prozent der Befragten sehen das so, 15 Prozent halten beide Gruppen für gleich gut versorgt, drei Prozent glauben, dass die Beamten schlechter gestellt sind.
Steinbrück bleibt Sieger des TV-Duells
Nach dem TV-Duell am Sonntagabend hatten in einer Blitzumfrage von Infratest dimap für die ARD 49 Prozent der Zuschauer den Eindruck, dass Steinbrück alles in allem überzeugender agiert hatte, 44 Prozent sagten das über Merkel. Auch mit einigen Tagen Abstand hat sich unter den Befragten, die das TV-Duell gesehen haben, das Meinungsbild ungefähr erhalten. Nach wie vor halten mit 42 Prozent mehr Befragte Steinbrück für den überzeugenderen Teilnehmer, bei Merkel sind es 38 Prozent.
Umgekehrt ist das Bild übrigens bei den Befragten, die das Duell nicht gesehen und sich nur aus anderen Quellen informiert haben. Hier haben 29 Prozent der Befragten den Eindruck, Merkel sei besser gewesen, 18 Prozent denken das über Steinbrück. Allerdings geben 19 Prozent spontan an, beide hätten wohl gleich gut abgeschnitten. Zu den unterschiedlichen Umfrageergebnissen der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF und von Infratest dimap für die ARD haben wir übrigens auch spannende neue Erkenntnisse. Diese können Sie hier im blog.tagesschau nachlesen.
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30)
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1002 Befragte
Fragen zu "Wechselstimmung": 500 Befragte
Erhebungszeitraum: 02. bis 03. September 2013
Sonntagsfrage: 1502 Befragte
Erhebungszeitraum: 02. bis 04. September 2013
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
*bei einem Anteilswert von 5 Prozent **bei einem Anteilswert von 50 Prozent
***Aus statistischen und methodischen Gründen lassen sich bei der Telefonumfrage sehr kleine Parteien nicht sinnvoll ausweisen. Infratest dimap verfolgt deshalb die Praxis, Parteien, deren Anteil lediglich bei zwei Prozent oder darunter vermutet wird, nicht aufzuführen.
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1006 Befragte
Erhebungszeitraum: 03. bis 05. September 2013
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
*bei einem Anteilswert von 5 Prozent **bei einem Anteilswert von 50 Prozent
***Aus statistischen und methodischen Gründen lassen sich bei der Telefonumfrage sehr kleine Parteien nicht sinnvoll ausweisen. Infratest dimap verfolgt deshalb die Praxis, Parteien, deren Anteil lediglich bei zwei Prozent oder darunter vermutet wird, nicht aufzuführen.