ARD-DeutschlandTrend Juni 2007 Nur wenig Vertrauen in G8-Regierende
Noch verhandeln die Staats- und Regierungschefs der G8-Staaten in Heiligendamm - dass sie für mehr Gerechtigkeit sorgen werden, glaubt noch nicht mal jeder vierte Deutsche. Das ist eines der Ergebnisse des ARD-Deutschlandtrends im Juni.
Die meisten Deutschen erwarten vom G8-Gipfel inhaltlich kaum Impulse. Drei Viertel der Bundesbürger (75 Prozent) gehen nicht davon aus, dass das Treffen der Staats- und Regierungschefs in Heiligendamm einen wegweisenden Beitrag zu mehr Gerechtigkeit in der Welt liefern wird. Nur jeder Vierte (24 Prozent) ist hier optimistisch. Auch meinen mehr als zwei Drittel (68 Prozent), der Gipfel werde keinen wegweisenden Beitrag für den weltweiten Klimaschutz bringen. Lediglich 31 Prozent erhoffen sich einen Fortschritt.
Vertrauen in die USA und Russland schwindet
Auch gegenüber den beiden großen G8-Ländern USA und Russland herrscht Skepsis. Nur noch jeder dritte Bundesbürger (32 Prozent) hält die USA für einen Partner Deutschlands, dem man vertrauen könne. Das sind zwölf Punkte weniger als noch im April dieses Jahres. Aktuell halten knapp zwei Drittel (65 Prozent) Amerika für keinen vertrauensvollen Partner. Auch für Russland zeigt sich in diesem ARD-DeutschlandTrend ein Vertrauensverlust: 72 Prozent halten Russland derzeit nicht für einen vertrauenswürdigen Partner Deutschlands. Nur 24 Prozent (-6 i. Vgl. zu April) sehen das anders. Das größte Vertrauen unter den G8-Ländern setzen die Deutschen in Frankreich, das 86 Prozent für einen vertrauenswürdigen Partner Deutschlands halten, Kanada (83 Prozent) und Großbritannien (69 Prozent).
Die Sicherheitsvorkehrungen in Heiligendamm sind umstritten: 45 Prozent halten sie für übertrieben und 43 Prozent für angemessen. Zehn Prozent sagen, sie seien zu gering.
Knappe Mehrheit beklagt sich über Ungerechtigkeit
Beim Einsatz für eine gerechtere Welt wird auch die Bundespolitik vermehrt in der Pflicht gesehen. Die Hälfte der Befragten (51 Prozent) findet, Deutschland tue nicht genug dafür, dass es in der Welt insgesamt gerechter zugeht. 43 Prozent sind anderer Meinung. In Deutschland selbst ist das Gefühl, dass es eine Gerechtigkeitslücke gibt, hingegen deutlich gesunken: Zwar ist nach wie vor die Hälfte (51 Prozent) der Ansicht, dass es in Deutschland alles in allem eher ungerecht zugehe, doch sind das 15 Punkte weniger als noch im April dieses Jahres. 44 Prozent (+14) sagen in diesem Monat, in Deutschland gehe es alles in allem eher gerecht zu. So viele waren es noch nie, seit diese Frage im ARD-DeutschlandTrend zum ersten Mal im März 2006 gestellt wurde. Dieser positive Trend zeigt sich in allen Bevölkerungsgruppen, unter Arbeitslosen ebenso wie unter Geringverdienern.
Zufriedenheit mit der Bundesregierung steigt
Die Zufriedenheit mit der Bundesregierung ist gestiegen. Die deutliche Mehrheit der Bundesbürger (61 Prozent) übt zwar weiterhin Kritik an der Arbeit der Großen Koalition, doch ist ihre Zahl im Vergleich zum Vormonat um vier Punkte gesunken. 38 Prozent (+3 im Vergleich zum Vormonat) beurteilen die Arbeit der Bundesregierung im Juni positiv – das ist der beste Wert für Schwarz-Rot in diesem Jahr.
Kanzlerin Merkel weiterhin beliebteste Politikern
Die beliebteste Politikerin in Deutschland ist wieder Bundeskanzlerin Angela Merkel, mit deren Arbeit 69 Prozent (-1 im Vergleich zum Vormonat) einverstanden sind. Ihr folgt Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier mit einer Zustimmung von 64 Prozent (+5). Gewinnerin des Monats ist Familienministerin Ursula von der Leyen, die sich innerhalb eines Monats um zehn Punkte verbessern kann und mit einer Zustimmung von 60 Prozent auf Platz drei der Beliebtheitsskala kommt. SPD-Chef Kurt Beck erreicht mit 37 Prozent (-1) den niedrigsten Wert, den Infratest dimap je für ihn gemessen hat.
Wenig Bewegung bei Sonntagsfrage
In der Sonntagsfrage kommen Union und SPD wie im Vormonat auf 37 bzw. 31 Prozent. Auch die Grünen bleiben unverändert bei elf Prozent. Die Linkspartei kann sich um einen Punkt verbessern und erreicht neun Prozent. Die FDP gibt einen Punkt ab und kommt ebenfalls auf neun Prozent der Stimmen.
Rückhalt für Auslandseinsätze schwindet
Knapp drei Wochen nach dem Selbstmordanschlag in der nordafghanischen Stadt Kundus, bei dem drei Bundeswehrsoldaten ums Leben kamen, sind 54 Prozent der Deutschen der Ansicht, die Bundeswehr solle sich möglichst schnell aus Afghanistan zurückziehen. 44 Prozent dagegen meinen, die Soldaten sollten dort weiterhin stationiert bleiben. Auch findet die klare Mehrheit (57 Prozent), dass sich die Bundeswehr, die außer in Afghanistan zur Zeit im Kosovo, in Bosnien und Herzegowina, im Libanon und vor dem Horn von Afrika mit größeren Truppenkontingenten im Einsatz ist, mit ihrem Auslandsengagement insgesamt übernommen hat. 38 Prozent dagegen sehen das nicht so.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl / Randomstichprobe
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews
Fallzahl: 1000 Befragte
Sonntagsfrage: 1500 Befragte
Erhebungszeitraum: 04. bis 05. Juni 2007
Sonntagsfrage: 04. bis 06. Juni 2007
Fehlertoleranz: 1,4 bis 3,1 Prozentpunkte