Für bestimmte Berufsgruppen Ethikrat fordert Prüfung von Impfpflicht
Der Ethikrat hat die Bundesregierung aufgefordert, angesichts der pandemischen Lage eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen zu prüfen. Das Gremium nennt dabei Ärzte und Pflegepersonal.
Der Deutsche Ethikrat hat sich in die Debatte über eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen eingeschaltet - und sich dafür ausgesprochen, diese zu prüfen.
"Der Rat empfiehlt angesichts der gegenwärtigen pandemischen Situation nun ohne Gegenstimme bei drei Enthaltungen eine ernsthafte und rasche Prüfung einer berufsbezogenen Impfpflicht in Bereichen, in denen besonders vulnerable Menschen versorgt werden", schreibt das Gremium in einer Pressemitteilung.
Genannt werden Beschäftigte, "die schwer oder chronisch kranke sowie hochbetagte Menschen beruflich versorgen, wie ärztliches und pflegendes Personal". Auch Mitarbeitende des Sozialdienstes, der Alltagsbegleitung oder der Hauswirtschaft trügen "eine besondere Verantwortung dafür, die ihnen Anvertrauten nicht zu schädigen".
Gleiches gelte für Institutionen und Einrichtungen, "die dafür verantwortlich sind, die dort versorgten Menschen keinen vermeidbaren gesundheitlichen Gefahren auszusetzen", so der Ethikrat.
Bundesregierung soll gesetzliche Regelung prüfen
Der Deutsche Ethikrat empfiehlt der Bundesregierung daher, unverzüglich eine "differenzierte gesetzliche Regelung für eine berufsbezogene Impfpflicht" zu prüfen und gegebenenfalls umzusetzen. Vielfach diskutierte Sorgen um negative Konsequenzen einer solchen Maßnahme, etwa Berufsausstiege in den betroffenen Berufsgruppen, müssten berücksichtigt werden, seien jedoch im Rahmen der Schutzpflichten gegenüber Menschen aus Hochrisikogruppen zu bewerten.
"Es steht zu hoffen, dass bereits die Diskussion um die Einführung einer gesetzlichen Impfpflicht als ein Signal in den Institutionen wahrgenommen wird, zügig effektive, aufsuchende Impfkampagnen mit zielgruppenspezifischer Information und Aufklärung für die verschiedenen Berufsgruppen zu organisieren", so der Ethikrat.
Er betont weiter, die auf Freiwilligkeit, Information und Überzeugungsarbeit beruhende Impfstrategie bleibe wichtig. Die Anstrengungen, möglichst alle Menschen von der Notwendigkeit der Impfung zu überzeugen, sollten verstärkt werden. Außerdem müsse eine weiter ausgebaute Teststrategie die Impfstrategie ergänzen.
Leopoldina will Impfpflicht für bestimmte Gruppen
Am Mittwoch hatte bereits die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina Impfpflichten für bestimmte Berufsgruppen gefordert. Angesichts der steigenden Infektionszahlen seien jetzt "Impfpflichten für Multiplikatoren" notwendig, sagte Leopoldina-Präsident Gerald Haug dem "Spiegel". Dazu zählten nicht nur Pflegerinnen und Pfleger, sondern auch Lehrpersonal und weitere Berufsgruppen mit viel Kontakt zu anderen Menschen.
Die Corona-Pandemie habe "mit der vierten Welle wieder stark an Dynamik gewonnen", begründete die Akademie ihre Forderung. Die 2G-Regel, wonach nur geimpfte oder genesene Menschen Zutritt zu Veranstaltungen bekommen, solle daher "eine größere Geltungsreichweite" erhalten, forderten Haug und die Leopoldina-Forscherinnen und -forscher weiter.