Tödliche Schüsse Was über den Anschlag in Hanau bekannt ist
Vier Tatorte, elf Tote. Der Täter: offenbar ein 43-jähriger Deutscher. Die Ermittler gehen von rechtem Terror aus. Was bisher bekannt ist - ein Überblick.
Was ist in Hanau passiert?
Gegen 22 Uhr sind am Mittwochabend in Hanau an mehreren Orten Schüsse gefallen: Zunächst in einer Shisha-Bar in der Innenstadt - im Bereich des Heumarkts. Danach schoss der Täter in einer weiteren Bar und einem Kiosk um sich. Insgesamt werden neun Menschen getötet.
Nach Zeugenaussagen zu einem Fluchtfahrzeug drangen Spezialkräfte in ein Reihenhaus in Kesselstadt - unweit des zweiten Tatorts. Dort fanden sie die Leichen des mutmaßlichen Täters und einer weiteren Person.
Was weiß man über die Opfer?
Alle neun Toten hatten einen Migrationshintergrund, wie Generalbundesanwalt Peter Frank bekannt gab. Unter ihnen seien ausländische und deutsche Staatsangehörige. Die türkische Botschaft in Berlin bestätigte, dass unter den Opfern fünf türkische Staatsangehörige sind. Das bosnisch-herzegowinische Generalkonsulat in Frankfurt meldete, dass einer der Erschossenen ein Bosnier war, und auch ein bulgarischer Staatsbürger soll den Behörden des Landes zufolge unter den Opfern sein. Sechs weitere Personen wurden Frank zufolge verletzt - eine davon schwer. Auch einige von ihnen sollen ausländische Wurzeln haben. Das Alter der Todesopfer habe zwischen 21 und 44 Jahren gelegen.
Anschließend erschoss der mutmaßliche Täter in seinem Haus offenbar seine 72-jährige Mutter und dann sich selbst. "Beide wiesen Schussverletzungen auf, die Tatwaffe wurde bei dem mutmaßlichen Täter gefunden", sagte Hessens Innenminister Peter Beuth.
Was ist über den mutmaßlichen Täter bekannt?
Nach den Angaben Beuths handelt es sich bei dem mutmaßlichen Todesschützen um einen 43-jährigen Deutschen aus Hanau. Der Mann habe offenbar allein gehandelt. "Bislang liegen keine Hinweise auf weitere Täter vor", so Beuth.
Nach ersten Erkenntnissen war der mutmaßliche Täter ein Sportschütze, der legal Waffen besessen hat. Zuvor sei er nicht im Visier der Ermittler gewesen.
Was ist über das Motiv bekannt?
Insgesamt ist über die Hintergründe der Tat bisher wenig Konkretes bekannt. Der 43-Jährige hat nach Angaben des hessischen Innenministers eine Homepage betrieben. Darauf habe er "Videobotschaften und eine Art Manifest eingestellt, die neben wirren Gedanken und abstrusen Verschwörungstheorien eine zutiefst rassistische Gesinnung aufweisen", teilte der Generalbundesanwalt mit. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, dass der Täter nach ersten Erkenntnissen aus "rechtsextremistischen, rassistischen Motiven" gehandelt habe.
Neben den rassistischen Äußerungen sind in dem Dokument nach Informationen von tagesschau.de Verschwörungsmythen und frauenfeindliche Inhalte zu finden.
Wenige Tage vor dem Verbrechen hatte der mutmaßliche Täter zudem offenbar ein Video bei Youtube veröffentlicht. In diesem Video wendet er sich in fließendem Englisch an das amerikanische Volk, das unter Kontrolle von geheimen Kräften sei. Es sei die Pflicht der amerikanischen Menschen aufzustehen. Er ruft dazu auf, jetzt zu kämpfen.
Viele Fragen zum mutmaßlichen Schützen und seinem Motiv sind noch offen. Unter anderem auch, ob er psychisch krank war und an Wahnvorstellungen litt.
Wer ermittelt in dem Fall?
Die Ermittlungen zog der Generalbundesanwalt noch in der Nacht zu Donnerstag an sich. Er vermutet ein fremdenfeindliches Motiv. Mit den Ermittlungen sei das Bundeskriminalamt beauftragt worden. Es soll untersucht werden, ob der Täter möglicherweise Mitwisser oder Unterstützer gehabt habe. Dafür würden dessen Umfeld und Kontakte im In- und Ausland überprüft.