Nach Fischsterben Langfristige Schäden in der Oder befürchtet
Umweltministerin Lemke befürchtet nach dem Fischsterben langfristige Schäden in der Oder. Niedrigwasser und Hitze hätten die Verschmutzungen noch verschärft. Dies soll nun für andere Gewässer ausgeschlossen werden.
Im Zuge des Fischsterbens in der Oder rechnet Bundesumweltministerin Steffi Lemke mit langfristigen Schäden für den deutsch-polnischen Grenzfluss. Ob sich die Oder wieder vollständig erholen werde, lasse sich noch nicht sagen, sagte die Grünen-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die ersten Untersuchungsergebnisse ließen befürchten, dass es gravierendere Schäden geben könnte.
In der Oder als Ökosystem entstand weit größerer Schaden als das Fischsterben allein.
Ähnlich hatte sich unter anderem bereits Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel geäußert. "Die Ursachen sind noch nicht endgültig geklärt", sagte Lemke. Dennoch würde sie das Fazit ziehen, dass es sich um eine menschengemachte Gewässerverschmutzung handele - "vermutlich in Kombination mit der Hitze, die niedrige Wasserstände und hohe Wassertemperaturen verursachte", so die Ministerin.
Andere Flüsse prüfen
Angesichts der Oder-Katastrophe müsse man prüfen, ob es auch anderswo genehmigte Einleitungen in Gewässer gibt, die künftig wegen steigender Temperaturen gefährlicher werden, sagte Lemke.
"In viele Flüsse werden permanent und legal chemische Substanzen, Salze und Nährstoffe eingeleitet. Dass das bei niedrigen Wasserständen und hohen Temperaturen ein größeres Problem für ein Gewässer sein kann als bei niedriger Wassertemperatur und größerer Verdünnung, legt der gesunde Menschenverstand nahe."
In der Oder waren massenhaft tote Fische entdeckt worden. Die genaue Ursache ist bisher unklar. Wissenschaftler sehen in einem hohen Salzgehalt im Fluss einen wesentlichen Grund für die Umweltkatastrophe, verbunden mit Niedrigwasser, hohen Temperaturen und einer giftigen Algenart. Umweltschützer hatten vor einem weiteren Fischsterben gewarnt.
Forderung nach Ausbaustopp der Oder
Im Vorfeld des Treffens des Deutsch-Polnischen Umweltrats im brandenburgischen Bad Saarow wurden erneut Forderungen nach einem Ausbaustopp der Oder laut. Geäußert hatte sie auch schon Lemke selbst. Vom Naturschutzring hieß es, die Oder-Katastrophe müsse als Chance für eine Wiederbelebung genutzt werden, an der sich Tschechien, Polen und Deutschland beteiligen müssten.
Zu den Verbänden im Ring zählen der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), die Deutsche Umwelthilfe, der Naturschutzbund (NABU) und der WWF Deutschland. Sie halten einen sofortigen Stopp des von Polen geplanten Ausbaus der Oder für notwendig. Die Oder müsse geschützt und umweltfreundlich genutzt werden.
"Aktionsprogramm Oder" geplant
Beim Umweltrat kommt Lemke unter anderem mit ihrer polnischen Amtskollegin Anna Moskwa zusammen. Lemke hatte angekündigt, dass bei dem Treffen neben der weiteren Aufklärung auch darüber gesprochen werden soll, wie die Oder regeneriert und ein besserer ökologischer Zustand erreicht werden könne. Es soll ein "Aktionsprogramm Oder" auf den Weg gebracht werden.
Unterdessen durften im Oder-Spree-Kanal in Brandenburg gestrandete Sportboote nach tagelangem Festsitzen mit einer Sonderschleusung weiterfahren.