Journalisten beim G7-Gipfel Nah dran und doch weit weg
Idyllisch und abgeschieden tagen die G7-Vertreter in Elmau. So werden nicht nur Demonstranten, sondern auch die rund 2500 angereisten Medienvertreter auf Distanz gehalten.
"Hallo, haben Sie ein Tablet dabei oder einen Laptop? Da bitte rein. Irgendwelche Flüssigkeiten noch drin?" Es sind Kontrollen wie am Flughafen: Eine Mitarbeiterin eines Sicherheitsdienstes fordert Journalisten auf, ihre Taschen auf ein Band zu legen. Alles wird durchleuchtet. Jeder, der hinein will ins G7-Pressezentrum in Garmisch-Partenkirchen, muss durch eine Sicherheitsschleuse.
Hinter der Schleuse liegt dann so etwas wie ein kleines Dorf oder besser ein Camp: große hallenartige Zelte, Container, daneben Lastwagen der Rundfunksender, vollgestopft mit Übertragungstechnik. Auf einer Gerüstkonstruktion mit zwei Etagen stehen Kamerateams für Live-Schalten. Der eine Reporter berichtet auf Arabisch, fünf Meter neben ihm beantwortet eine Kollegin Fragen auf Englisch. Alle haben die gleichen grünen Wiesen im Hintergrund.
Buntes Sprachgemisch und Tastaturgeklapper
So etwas wie der Hausherr des Pressezentrums ist Johannes Dimroth, der stellvertretende Leiter des Bundespresseamtes. Seine Mitarbeiter haben das Pressezentrum erdacht. "In der Tat haben wir das ganze hier aufgebaut, um möglichst vielen Journalisten aus der ganzen Welt optimale Arbeitsbedingungen zu ermöglichen", sagt Dimroth. "Um transparent, offen und so nah wie möglich von dem Gipfelgeschehen zu berichten. Da ist ein bisschen Anspannung dabei, ob das auch klappt, aber es freut uns gleichermaßen, wenn jetzt möglichst viele Journalistinnen und Journalisten auch da sind."
Rund 2500 Journalisten aus etwa 50 Ländern sind nach Garmisch-Partenkirchen gekommen, um über den G7-Gipfel auf Schloss Elmau zu berichten. Das Pressezentrum ist dabei so etwas wie das Basislager: Lange Tische bieten Platz zum Arbeiten in klimatisierten Zelten. Zu hören sind ein buntes Sprachgemisch und Tastaturgeklapper.
Das Internationale Medienzentrum ist auf einem Parkplatz in Garmisch-Partenkirchen eingerichtet worden.
"Es ist wichtig, die Stimmung zu spüren"
Manche Medien haben sogar abgetrennte Büros angemietet, etwa die französische Nachrichtenagentur AFP. "Wir sind schon in einer ziemlich ländlichen Gegend", sagt AFP-Journalistin Sophie Makris. "Das ist erstmal erstaunlich, dass hier derartige Infrastruktur steht und es diese Logistik gibt."
Makris betont, es sei wichtig, bei so einem Ereignis vor Ort zu sein, Statements nicht nur übers Internet zu verfolgen. "Es ist wichtig, die Stimmung zu spüren, in der Entscheidungen getroffen werden", sagt sie. "Auch wenn wir nicht neben den Staatschefs sitzen, sind wir doch näher dran, als wenn wir in Paris oder Berlin wären. Außerdem laufen hier Informationen zusammen. Und es gibt immer Treffen oder Auftritte, die nicht im Programm stehen. Da muss man reagieren können!"
Darin ist sich Makris einig mit vielen anderen - etwa mit ihrem Kollegen Sho Watanabe aus Japan, der für den Fernsehsender Nippon TV berichtet. Watanabe vergleicht das Pressezentrum mit dem, das beim letzten G7-Gipfel in Japan stand. Sein Urteil: Hier in Garmisch ist die Infrastruktur etwas einfacher geraten. "Ich denke, das liegt daran, dass die deutsche Regierung viel über die Umwelt nachdenkt. Deshalb ist das hier wohl einfacher ausgefallen."
Eintritt ins Schloss nur mit Einladung
Dennoch gilt für Journalisten, die über den Gipfel berichten: Sie sind nah dran, aber doch weit weg. Die Gespräche der Staats- und Regierungschefs finden in Abgeschiedenheit statt. Informiert wird die Presse zwischendurch in sogenannten Briefings im Bereich des Schlosses. Da sprechen etwa Vertreter der Delegationen oder auch die Politiker selbst. Doch dort hinauf zu kommen, ist nicht leicht: Das geht nur in Bussen, im Konvoi mit Polizeieskorte, und zwar nach mehrmaligem Sicherheitscheck und gesonderter Anmeldung. Bewegen darf man sich nur eingeschränkt. Richtig in die Nähe des Schlosses kommen nur Journalisten mit Einladung.
Die Kosten für Aufbau und Unterhalt der Infrastruktur für die Presse würden sich im siebenstelligen Bereich bewegen, sagt Dimroth vom Bundespresseamt. Sie sind eingepreist in die etwa 180 Millionen Euro, die der Gipfel kosten dürfte. "Aber auch da sind wir fest davon überzeugt, dass es in einer lebhaften Demokratie jeden Euro wert ist, Journalistinnen und Journalisten eine möglichst gute Berichterstattung zu ermöglichen", sagt Dimroth. "Und gut meine ich nicht im Sinne von unkritisch. Gut meine ich im Sinne von guten Arbeitsbedingungen, die es ihnen ermöglichen, auch kritisch zu berichten."