Brandanschlag vor 30 Jahren Gedenken an Opfer von Mölln
1992 starben bei einem rassistischen Anschlag im schleswig-holsteinischen Mölln drei Menschen. In Kiel wurde heute der Opfer gedacht. Bundesinnenministerin Faeser rief zu einem harten Vorgehen gegen "rassistische Hetze und Gewalt" auf.
30 Jahre nach dem rassistischen Brandanschlag in Mölln wurde im schleswig-holsteinischen Landtag in Kiel an die Morde an drei Menschen erinnert. Abgeordnete der Fraktionen gedachten der Opfer, betonten die Bedeutung des fortgesetzten Erinnerns und mahnten zu einem beständigen Kampf gegen Hass und Intoleranz. Der FDP-Abgeordnete und frühere Landeswirtschaftsminister Bernd Buchholz nannte die Tat von Mölln einen "schwarzen Tag" in der Geschichte des Landes Schleswig-Holstein.
Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) äußerte sich - und rief zu einem harten Vorgehen gegen "rassistische Hetze und Gewalt" auf. Das sei die von der damaligen Tat ausgehende "Mahnung", erklärte sie. "Die Tat der Rechtsextremisten in Mölln kam nicht aus dem Nichts, die Hetze gegen Menschen anderer Herkunft bereitete ihr den Boden", schrieb Faeser auf Twitter. Die Opfer würden "nicht vergessen" werden, fügte sie an. Gegen rassistische Hetze müsse "entschieden" vorgegangen werden.
Nouripour: Versagen beim Umgang mit Opfern
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) schrieb ebenso auf Twitter, der rassistische Brandanschlag habe damals das Vertrauen vieler Menschen mit Migrationsgeschichte in die deutsche Gesellschaft und Politik erschüttert. Er werde nie vergessen, "dass auch meine Eltern damals überlegten, für 'Notfälle' eine Leiter am Fenster anzubringen."
Grünen-Chef Omid Nouripour erklärte, der Anschlag stehe auch für ein Versagen beim Umgang mit Opfern und Angehörigen von Rechtsterrorismus in Deutschland. Die Ampel-Koalition wolle eine Koordinierungsstelle für Opfer- und Angehörigenhilfe ausbauen und Geld für die Einrichtung eines Dokumentationszentrums zur rechten Terrorgruppe NSU und eines Archivs zum Rechtsterrorismus bereitstellen. "Wir sind es den Opfern und ihren Angehörigen schuldig, alles daran zu setzen, die Erinnerung wachzuhalten und Rechtsextremismus entschieden zu bekämpfen."
Drei Tote und neun Verletzte
Die rassistischen Brandanschläge von Mölln mit drei Toten jähren sich zum 30. Mal. In der Nacht zum 23. November 1992 hatten zwei Neonazis Brandsätze auf zwei von türkischen Familien bewohnte Häuser in der Möllner Altstadt geworfen. Dabei wurden die 51 Jahre alte Bahide Arslan sowie ihre Enkelinnen Yeliz Arslan (10) und Ayşe Yilmaz (14) getötet. Neun weitere Menschen wurden verletzt.
Das Verbrechen löste große Erschütterung aus. Es war Teil einer Welle rassistischer Anschläge und Ausschreitungen nach der deutschen Wiedervereinigung. Die politische Debatte in Deutschland war in der damaligen Zeit von öffentlichen Auseinandersetzungen über die Asylpolitik und den Zuzug von Bürgerkriegsflüchtlingen aus dem gerade auseinanderbrechenden Jugoslawien bestimmt.
Kurz nach Anschlag von Lichtenhagen
Einige Monate vor der Tat in Mölln kam es in Rostock-Lichtenhagen zu einem tagelangen fremdenfeindlichen Pogrom, wenige Monate später starben im nordrhein-westfälischen Solingen fünf Menschen bei einem rechtsextremistischen Brandanschlag.
Am Nachmittag ist in Mölln eine Gedenkveranstaltung geplant, zu der ein interreligiöser Gottesdienst und eine Kranzniederlegung an den Anschlagsorten gehören sollte. Auch Landes- und Bundespolitiker wollten daran teilnehmen, darunter auch die Bundestagsvizepräsidentin und ehemalige Bundesintegrationsbeauftragte Aydan Özoguz (SPD).