Kritik an Altkanzler Schröder "Wir distanzieren uns von diesem Verhalten"
Die Kritik an Altkanzler Schröder wegen seiner Beziehungen zum russischen Präsidenten Putin reißt nicht ab. Während seine Frau ihn verteidigt, wenden sich viele Organisationen mit teils deutlichen Worten ab.
Die Ehefrau des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder, Soyeon Schröder-Kim, hat sich auf Instagram zur Kritik an ihrem Mann im Ukraine-Konflikt geäußert. Sie sei entsetzt, mit welcher Eilfertigkeit die SPD in der Führung, aber auch in vielen Grundorganisationen eine Kampagne gegen ihren Mann unterstütze, schrieb Soyeon Schröder-Kim auf Instagram.
"Ihr könnt sicher sein, was auch immer mein Mann tun kann, um zur Beendigung des Krieges beizutragen, wird er tun und zwar unabhängig von Ultimaten der SPD oder anderen Organisationen wie etwa dem DFB", so Schröder-Kim.
Der frühere Bundeskanzler war wegen seines Festhaltens an Geschäftsbeziehungen zu Russland trotz des Ukraine-Krieges stark in die Kritik geraten. Konkret geht es um Schröders Posten bei den russischen Energieunternehmen Nord Stream 1 und 2 sowie dem Ölkonzern Rosneft, wo er Aufsichtsratschef ist. Zudem soll Schröder einen Aufsichtsratsposten für Gazprom übernehmen.
Heidelberger SPD fordert Parteiaustritt
Der frühere Kanzler steht seit langem wegen seiner Verbindungen nach Russland in der Kritik. Er gilt als langjähriger Freund von Präsident Wladimir Putin, der vergangene Woche einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hat.
Nach der SPD-Spitze hatte auch Bundeskanzler Olaf Scholz seinen Vor-Vorgänger am Donnerstag dazu aufgefordert, seine Posten bei russischen Staatsunternehmen zu räumen. Die Heidelberger Sozialdemokraten beantragten Schröders Parteiausschluss.
Zudem veranlasste die Parteispitze der SPD, Schröder von einer Liste großer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten zu streichen. Auf ihrer Internetseite hatte die SPD 34 bedeutende Persönlichkeiten ihrer Geschichte aufgelistet, nun sind es nur noch 33.
Auch der Deutsche Fußball Bund (DFB) forderte den Altkanzler als Ehrenmitglied des Verbands auf, auf die "Funktionen in russischen Staatskonzernen" zu verzichten oder seine Ehrenmitgliedschaft im DFB aufzugeben. Borussia Dortmund entzog ihm die Ehrenmitgliedschaft.
AWO erkennt Schröder Friedenspreis ab
Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) reagierte ebenfalls und erkannte Schröder den Heinrich-Albertz-Friedenspreis ab. Der Wohlfahrtsverband begründete die Entscheidung Schröders Weigerung, sich konsequent von Präsident Putin zu distanzieren. "Das ist in keinster Weise vereinbar mit den Werten, für die der Heinrich-Albertz-Friedenspreis und die AWO einstehen", hieß es.
AWO-Präsident Michael Groß erinnerte daran, dass Schröder selbst sich 2005 in seiner Dankesrede für den friedlichen Ausgleich von Konflikten ausgesprochen habe: "Heute stützt er durch seine öffentlichen Äußerungen und sein Festhalten an Aufsichtsratsposten in russischen Staatsunternehmen ein undemokratisches Regime und einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg." Die AWO verstehe sich seit ihrer Gründung auch als Teil einer zivilgesellschaftlichen Bewegung für den Frieden: "Wir distanzieren uns deshalb durch die Aberkennung klar von diesem Verhalten."