Angriff auf Polizisten in Trier Entsetzen über "unfassbaren Gewaltausbruch"
Vor einer Diskothek in Trier waren Polizisten in der Nacht von 40 Menschen attackiert worden. Bundesweit löste dieser Angriff entsetzen aus. Ministerpräsidentin Dreyer sprach von einem "unfassbaren Gewaltausbruch".
Der Angriff auf Polizisten in Trier ist von Politikern in Bund und Land scharf verurteilt worden. "Sich zusammenzurotten und mit Eisenstangen und Flaschen auf Einsatzkräfte loszugehen, zeigt nichts als rohe Gewalt, die mit aller Härte verfolgt und geahndet werden muss", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Die SPD-Politikerin dankte den Beamten, die eingeschritten waren, um ihre Kolleginnen und Kollegen zu schützen.
Die gesamte Bundesregierung verurteile diesen Gewaltausbruch auf das Schärfste, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner. Der Vorfall zeige, dass es gut gewesen sei, das Strafrecht in Bezug auf Gewalt gegen Einsatzkräfte verschärft wurde, zuletzt 2017. Das Recht müsse jetzt mit aller Konsequenz durchgesetzt werden.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer sprach von einem "unfassbaren Gewaltausbruch", der für die Täterinnen und Täter schwere Folgen haben werde. "Wer die Polizei angreift, greift jeden von uns an und er greift unseren Staat an", sagte die SPD-Politikerin. Die Landesregierung stehe an der Seite der "Polizeifamilie" und werde nicht ruhen, bis die Tat aufgeklärt sei, sagte Dreyer, die selbst in Trier lebt.
"Lebensgefährliche Situation" für die Einsatzkräfte
In der Nacht auf Freitag waren nach Angaben der Polizei Beamte wegen einer Körperverletzung zu einer Diskothek in Trier-West gerufen worden. Die Beamten hätten die Kontrahenten dann vor die Tür gebracht, um zu ermitteln. Nahezu zeitgleich hätten sich Gäste aus der Diskothek und andere von draußen zusammengefunden "und schlagartig eine Anti-Position" gegen die Polizisten eingenommen, sagte der Sprecher der Polizei Trier, Uwe Konz. Die Gruppe sei "ganz massiv" mit Flaschen, Holzstöcken und einem Einkaufswagen auf die Beamten losgegangen, so Konz. In früheren Angaben der Polizei war auch von Eisenstangen die Rede.
Für die zahlenmäßig unterlegenen Einsatzkräfte sei "eine lebensgefährliche Situation" entstanden, woraufhin ein Beamter zwei Warnschüsse in die Luft abgegeben habe. Erst dann habe sich die Lage beruhigt. Eine Beamtin und vier Beamte wurden verletzt und mussten in Krankenhäusern behandelt worden. Zwei Tatverdächtige - ein 42-Jähriger und ein 21-Jähriger - wurden in Gewahrsam genommen. Weitere mutmaßliche Angreifer seien flüchtig.
Disko-Betreiber: "Wir tolerieren Gewalt in keiner Form"
Der Trierer Polizeidirektor Christian Hamm erklärte: "Es hat sich eine Gruppe von Gewalttätern regelrecht zusammengerottet, um die Polizei lediglich aufgrund ihrer Anwesenheit anzugreifen und zu verletzen." Der Vorsitzende des Innenausschusses im Landtag, der CDU-Politiker Dirk Herber, sprach von einer "menschenverachtenden Verrohung und einem Werte-Verfall, die den Angreifer-Mob vorangetrieben haben müssen".
Die Trierer Bürgermeisterin Elvira Garbes ist nach eigenen Worten "wirklich schockiert und auch wütend" über den Angriff. Polizistinnen und Polizisten setzten sich rund um die Uhr, auch an Wochenenden und Feiertagen, für die Sicherheit aller ein und würden dann "völlig sinnlos mit roher Gewalt angegriffen", sagte die Grünen-Politikerin.
Auch die Betreiber der Diskothek zeigten sich in einem Beitrag auf Instagram und auf Nachfrage des SWR schockiert. Es handele sich um einen nicht hinzunehmenden Akt von Gewalt gegenüber Polizisten, die Tag und Nacht für alle im Einsatz seien: "Wir tolerieren Gewalt in keiner Form und werden alles Mögliche tun, um bei der Aufklärung behilflich zu sein."
Laut Statistik keine signifikante Zunahme
Polizisten aber auch Einsatzkräfte von Feuerwehr oder Rettungsdiensten beklagen seit längerem eine Zunahme von Gewalt. Für Schlagzeilen sorgen zuletzt gezielte Angriffe auf Polizei und Feuerwehr in der Silvesternacht - unter anderem in Berlin. "Gruppenbezogene Gewalt ist kein Einzelphänomen", sagte die stellvertretende Landeschefin der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Rheinland-Pfalz, Stefanie Loth. "Wir haben das zuletzt an Silvester erlebt, sehen es oft bei Fußballspielen und werden es auch wieder bei anderen Feierlichkeiten erleben müssen."
Laut Polizeilicher Kriminalstatistik war in den vergangenen Jahren allerdings keine signifikante Zunahme der Übergriffe auf Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdiensten zu verzeichnen. In Rheinland-Pfalz etwa wurden im Jahr 2021 in der Statistik 1553 Gewaltdelikte gegen Polizeibeamtinnen und -beamte erfasst - etwas weniger als 2020 und etwa genauso viele wie 2017 oder 2019. Amtliche Zahlen für das Jahr 2022 liegen noch nicht vor.