Mögliche Anschlagspläne Gottesdienst unter erhöhtem Schutz
Der Kölner Dom hat seine Türen für die Weihnachtsgottesdienste geöffnet - trotz Warnung vor möglichen Anschlagsplänen. Wegen der Einlasskontrollen müssen Besucher Geduld mitbringen. In Österreich gab es Festnahmen.
Nach dem Bekanntwerden möglicher Anschlagspläne auf den Kölner Dom ermitteln Polizei und der für die Bekämpfung politisch motivierter Kriminalität zuständige Staatsschutz zu den Hintergründen des Verdachts. Details geben die Ermittler kaum bekannt - im Saarland und in Österreich soll es aber mehrere Festnahmen gegeben haben.
Gottesdienste finden statt
In Köln wurde der Dom am Sonntag wieder für die Öffentlichkeit geöffnet, nachdem er am Samstag nach der Abendmesse geschlossen und rund fünf Stunden lang von Polizeikräften und Spürhunden durchsucht worden war. Alle Gottesdienste sollen wie geplant stattfinden, allerdings unter massiv erhöhten Sicherheitsvorkehrungen.
Jede Besucherin und jeder Besucher der Kathedrale werden am Einlass kontrolliert, teilte Wolfgang Baldes mit, Sprecher der Polizei Köln. Er rief daher dazu auf, auf Handtaschen zu verzichten und frühzeitig zu erscheinen, da es durch die Kontrollen zu Wartezeiten kommen könne.
Zutrittskontrollen bei Gottesdiensten
Rund um den Kölner Dom wurde die Zahl der Polizeikräfte massiv verstärkt. Baldes betonte, es werde "alles getan, damit die Menschen sicher sind". Zugleich appellierte er an die Bevölkerung, "selbst die Augen offen zu halten" und verdächtige Situationen zu melden. Die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen sollen bis mindestens Silvester in Kraft bleiben.
Auch Dompropst Guido Assmann bat angesichts der verschärften Sicherheitsvorkehrungen um Verständnis. Er zeigte sich aber überzeugt, dass "wir diese Herausforderung in typisch kölscher Gelassenheit und getragen von weihnachtlicher Vorfreude meistern werden". Gleichzeitig dankte Assmann den Polizistinnen und Polizisten für ihren Einsatz am Samstagabend. "Ich habe gestern bis spät in die Nacht miterlebt, wie sie alle engagiert und mit hoher Professionalität Hand in Hand arbeiten, um den Dom zu schützen", so der Dompropst.
Faeser: "Wir lassen uns nicht einschüchtern"
Bundesinnenministerin Nancy Faeser betonte im Gespräch mit der Funke-Mediengruppe: "Wir nehmen die islamistische Terrorgefahr sehr ernst und sind äußerst wachsam." Die SPD-Politikerin versicherte, die Sicherheitsbehörden hätten die islamistische Szene im Visier und handelten konsequent. Bund und Länder setzten "alle polizeilichen und nachrichtendienstlichen Mittel ein, um Gefahren früh zu erkennen und jedem Hinweis nachzugehen". Gleichzeitig warnte Faeser davor, zuviel Angst aufkommen zu lassen: "Wir alle lieben unsere weihnachtlichen Traditionen und lassen uns nicht einschüchtern oder in unserer Lebensweise einschränken."
Auch Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul ermutigte die Menschen zum Kirchenbesuch an den Weihnachtstagen. Natürlich sei "Vorsicht das Gebot der Stunde", sagte der CDU-Politiker der Nachrichtenagentur dpa. Die Terrorgefahr sei "so hoch wie lange nicht mehr und unsere christlichen Feiertagsrituale sind natürlich auch ein Ziel von islamistischen Terroristen". Doch Reul betonte: "Angst ist die Währung von Terroristen. Wir dürfen sie nicht zusätzlich aufwerten."
Möglicherweise mehrere Anschläge in Europa geplant
Die deutschen Behörden hatten den Hinweis auf eine mögliche Anschlagsgefahr von einem ausländischen Nachrichtendienst erhalten. Demnach planten mehrere mutmaßliche Islamisten in Europa möglicherweise Terroranschläge an Silvester an mehreren Orten in Europa, wie die ARD-Terrorismusexperten Michael Götschenberg und Holger Schmidt berichteten. Ein Ziel könnte der Kölner Dom sein, so die Warnung. Bei der Durchsuchung des Doms am Samstagabend wurde der Nachrichtenagentur dpa zufolge aber kein Sprengstoff entdeckt.
Informationen des ARD-Hauptstadtstudios und des SWR zufolge wird in Verbindung mit den möglichen Anschlagsplänen gegen mehrere Personen in Österreich, Spanien und Deutschland ermittelt. Die Verdächtigen sollen mit der Terrororganisation ISPK in Verbindung stehen. Dabei handelt es sich um den regionalen Ableger des sogenannten Islamischen Staats in Afghanistan.
Festnahmen in Österreich und im Saarland
Bereits am Samstagabend wurde laut ARD-Informationen ein Mann im Saarland festgenommen. Er ist den Behörden demnach schon lange als Extremist bekannt, die Hinweise auf seine mögliche Beteiligung an einer - wie auch immer gearteten - konkreten Straftat sind aber vage. Bis Mitternacht müssen die Behörden nun entscheiden, ob das vorhandene Material für den Antrag eines Haftbefehls ausreicht. Wenn nicht, muss er freigelassen werden. Auch der Generalbundesanwalt in Karlsruhe zeigte sich angesichts des dünnen Sachverhalts skeptisch, heißt es in Ermittlungskreisen.
Auch in Österreich wurden bei Ermittlungen gegen ein mutmaßlich islamistisches Netzwerk vier Verdächtige festgenommen, teilte das Innenministerium in Wien am Vormittag mit. Drei von ihnen wurden laut der Nachrichtenagentur APA dann in die Justizanstalt Wien-Josefstadt gebracht. Es habe jedoch "keine unmittelbare Anschlagsgefahr in Wien" bestanden, erklärte ein Sprecher des österreichischen Innenministeriums. Die Polizei in Wien teilte darüber hinaus mit, aufgrund einer "aktuellen Gefährdungseinschätzung" des Verfassungsschutzes sowie der nach wie vor erhöhten Terrorwarnstufe gelte während der Weihnachtsfeiertage "allgemein eine erhöhte Gefährdung in Österreich". Die Behörden hätten entsprechende Schutzmaßnahmen erhöht.