Einsätze der Polizei Bombendrohungen gegen Schulen und Rathaus
Erneut haben Unbekannte mit Bombenangriffen gedroht. Bundesweit fiel an mehreren Schulen der Unterricht aus. Auch das Rathaus von Erfurt musste geräumt werden. Möglicherweise gibt es einen Bezug zum Krieg im Nahen Osten.
Unbekannte haben erneut bundesweit Bombendrohungen an mehrere öffentliche Stellen verschickt. In verschiedenen Bundesländern meldete die Polizei am Morgen Drohungen, die meist per E-Mail bei Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen eingegangen seien. Die Gebäude wurden geräumt und durchsucht, Spürhunde waren vielerorts im Einsatz. Zunächst konnte in keinem der Fälle eine reale Bedrohungslage bestätigt werden.
Das Erfurter Rathaus wurde wegen einer Bombendrohung zwischenzeitlich abgesperrt. Am Morgen war ein Spürhund im Einsatz, um das Gebäude abzusuchen, wie eine Sprecherin der Erfurter Polizei sagte. Die Drohung sei per E-Mail eingegangen, ob es ein politisches Motiv gibt, wollte die Sprecherin zunächst nicht sagen. Mitarbeiter seien gebeten worden, das Gebäude zu verlassen, oder zu Hause zu bleiben. Den Angaben nach waren von der Sperrung teilweise auch Bereiche um das Rathaus betroffen - etwa eine Bankfiliale. Nach Angaben der Stadt wurde das Rathaus noch am Morgen wieder freigegeben.
Der MDR berichtete zudem von Bombendrohungen an Schulen in Erfurt und Neudietendorf (Landkreis Gothe). Auf der Homepage des Erfurter Gymnasiums Albert Schweitzer war zu lesen, dass wegen einer Bombendrohung alle Schüler und Lehrer zu Hause bleiben müssen. Eine Sprecherin der Polizei Gotha sagte, an der Schule in Neudietendorf sei die Polizei vor Ort. Den Angaben nach gab es auch Drohschreiben an einer Schule in Unterpörlitz (Ilm-Kreis) und gegen ein Busunternehmen in Grabsleben (Landkreis Gotha). Es werde geprüft, ob es Zusammenhänge zu anderen regionalen und überregionalen Bedrohungslagen gebe, hieß es von der Polizei.
Drohungen auch in Bayern, NRW und Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg räumte die Polizei fünf Schulen und eine Hochschule. Zunächst war eine Bombendrohung in Schorndorf eingegangen, später auch in Fellbach, Waiblingen und Stuttgart-Vaihingen. Auch bei einer Schule in Göppingen ging vor Schulbeginn eine Drohmail ein. Alle Schulen wurden nach verdächtigen Gegenständen abgesucht, die Umgebung abgesperrt. Die Einsatzkräfte konnten allerdings nichts finden. In Mannheim wurde wegen einer Drohmail zudem die Hochschule der Bundesagentur für Arbeit geräumt. 150 Studierende hätten am Morgen das Gebäude verlassen müssen, bestätigte ein Polizeisprecher. Die Maßnahmen seien aber mittlerweile abgeschlossen, es bestehe keine Gefährdung mehr.
Auch in Bayern und Nordrhein-Westfalen kam es am Morgen zu Schulräumungen infolge von Drohschreiben. In Augsburg wurde ein Gymnasium gesperrt und mit Spürhunden durchsucht, die Ermittler gingen allerdings nach Polizeiangaben von einer geringen Gefährdungslage aus. In Holzwickede östlich von Dortmund musste der Unterricht ebenfalls ausfallen. Vor Ort laufe ein größerer Polizeieinsatz, Hinweise auf Gefahr für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler bestand nach Stand am Morgen aber nicht, wie die Polizei mitteilte.
Innenministerium: Hintergründe nicht eindeutig klar
Laut Bundesinnenministerium sind die Hintergründe der zunehmenden Bombendrohungen noch nicht eindeutig klar. "Ob mit den Drohungen ein extremistisches Ziel verfolgt wird oder es sich möglicherweise um Trittbrettfahrer handelt, die sich zur Verstärkung der Wirksamkeit ihrer Drohungen als Hamas bezeichnen, können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend bewerten", sagte eine Ministeriumssprecherin. Sie wies darauf hin, dass es nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel zuerst in Frankreich solche Vorfälle gegeben habe. Später seien erste Bombendrohungen auch in Deutschland eingegangen, in denen ein Bezug zum aktuellen Nahost-Konflikt hergestellt worden sei. Seit dieser Woche gebe es deutlich mehr solcher Drohungen.
Man könne noch nicht sagen, "dass es da eine einheitliche Linie gibt", sagte die Ministeriumssprecherin in der Bundespressekonferenz. "Fest steht auch, dass es bislang noch zu keinem Schaden kam." In den vergangenen Tagen wurden in ganz Deutschland immer wieder Bombendrohungen bekannt. Besonders im Fokus stehen Schulen. Die Ermittlungen lägen in der Zuständigkeit der Bundesländer, die sich auch austauschten, sagte die Sprecherin. Zum gesamten Nahost-Konflikt gebe es aber im Bundeskriminalamt eine sogenannte Informationssammelstelle, die unmittelbar nach Beginn des Krieges eingerichtet worden sei. "Das ist ein übliches polizeiliches Verfahren." Dort liefen alle Informationen zusammen, auch die zu Bombendrohungen.