Kostümierte Männer während des "Klaasohm"-Fests auf Borkum (Archivbild)

"Klaasohm" auf Borkum Konsequenzen nach Berichten über brutalen Brauch

Stand: 30.11.2024 16:06 Uhr

Kostümierte Männer schlagen Frauen mit Kuhhörnern: Dieser brutale Brauch, das "Klaasohm"-Fest, hat auf Borkum eine lange Tradition. Nach einem Panorama-Bericht ist die Empörung groß - und die Veranstalter ziehen Konsequenzen.

Nach einem Bericht über einen brutalen Nikolausbrauch auf der Nordseeinsel Borkum haben die Veranstalter und die Polizei Konsequenzen angekündigt. Gewalt solle es beim "Klaasohm"-Fest nicht mehr geben, teilte die Polizei mit. Die Veranstaltung werde mit zahlreichen Einsatzkräften begleitet. "Wir fahren eine Null-Toleranz-Linie", sagte ein Polizeisprecher.

Die Polizei ermutigte Frauen, denen bei dem Brauch Gewalt widerfahren ist, Strafanzeige zu stellen. "Wer Opfer geworden ist, sollte keine Angst haben", betonte der Polizeisprecher. Delikte wie Körperverletzung oder gefährliche Körperverletzung verjähren demnach erst nach 20 bis 30 Jahren. 

Schläge mit Kuhhörnern

Das "Klaasohm"-Fest am Abend des 5. Dezember hat auf Borkum eine lange Tradition. Teil des Festes ist ein Umzug, bei dem Frauen gefangen und von kostümierten Männern, den "Klaasohms", mit Kuhhörnern geschlagen werden.

Ein Bericht des ARD-Magazins Panorama über die Tradition hatte bundesweit für Empörung gesorgt. In dem Beitrag berichten Frauen anonym von aggressiven Übergriffen. Ein Team filmte im vergangenen Jahr, wie Frauen bei dem Fest auf der Straße von als "Fänger" bezeichneten Männern festgehalten werden und ihnen die sogenannten Klaasohms mit einem Kuhhorn auf Gesäß und Beine schlagen. 

Das Video erreichte auf YouTube binnen weniger Stunden mehr als 400.000 Aufrufe und erzielte hohe Reichweiten in den sozialen Netzwerken.

Verein distanziert sich vom "Brauch des Schlagens"

In der Vergangenheit hatte die Inselgemeinschaft versucht, die Veranstaltung von Öffentlichkeit und Presse abzuschirmen. Die Teilnehmenden wurden gebeten, Social-Media-Postings zu unterlassen. Als Reaktion auf die Berichterstattung teilte der Verein "Borkumer Jungens", der das "Klaasohm"-Fest veranstaltet, nun mit, der "Brauch des Schlagens" solle vollständig abgeschafft werden.

"Wir distanzieren uns ausdrücklich von jeder Form der Gewalt gegen Frauen und entschuldigen uns für die historisch gewachsenen Handlungen vergangener Jahre", teilte der Verein mit. Dieser Teil der Tradition habe jedoch nie den Kern des "Fests für die ganze Insel" ausgemacht und sei in den vergangenen Jahren "fast gar nicht mehr" erfolgt.

Ein verzerrtes Bild?

Gleichzeitig erklären der Verein und der parteilose Bürgermeister der Insel, Jürgen Akkermann, dass die Recherche ein verzerrtes Bild des Brauches darstelle. "Die Berichterstattung ist aus meiner Sicht tendenziös und unseriös. Diese Bewertung wird von vielen Bewohnerinnen und Bewohnern der Insel geteilt", sagte Akkermann auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa.

Die Videosequenz zeige ein Fehlverhalten einzelner Menschen und könne "keinesfalls als Beleg dafür herhalten, dass die Insel Gewalt toleriert, wie es der Bericht suggeriert".

Der Brauch soll auf die Zeit der Walfänger auf der Insel zurückgehen. Die Männer seien traditionell am Jahresende nach einigen Monaten auf See zurück auf die Insel gekommen und hätten mit dem Brauch klargemacht, dass nun wieder sie - und nicht die Frauen - das Sagen hätten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete der NDR in der Sendung Panorama am 26. November 2024 um 21:15 Uhr.