Mittel für Freiwilligendienste Viel Engagement, wenig Geld
Der Bund will seinen Etat für Freiwilligendienste deutlich kürzen. Verbände fürchten nun negative Folgen für die Arbeit im sozialen Bereich - gerade in der Alten- und Krankenpflege.
Schon als kleiner Junge wollte Samuel Kollmannsberger zum Rettungsdienst. Direkt nach seinem Realschulabschluss hat er sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Bayerischen Roten Kreuz in Prien am Chiemsee beworben.
Hier arbeitet er nun als Freiwilliger. Der 18-Jährige fährt Patientinnen und Patienten zu Terminen, putzt den Rettungswagen. Für seinen Freiwilligendienst bekommt er ein monatliches Taschengeld in Höhe von 420 Euro auf sein Konto. Er ist sozialversichert. Auch die Kosten für Fortbildungen werden übernommen.
Samuel Kollmannsberger fährt für das Rote Kreuz Patienten zu Terminen.
Rund 90.000 arbeiten in Freiwilligendiensten
Wie Samuel Kollmannsberger engagieren sich laut Bundesfamilienministerium derzeit rund 90.000 Jugendliche und junge Erwachsene freiwillig in sozialen, ökologischen oder kulturellen Projekten. Seit bekannt geworden ist, dass die Bundesregierung die Finanzierung dieser Freiwilligendienste kürzen will, protestieren Sozialverbände.
Der Arbeiter-Samariter-Bund etwa wirft der Bundesregierung vor, das ehrenamtliche Engagement junger Menschen mit Füßen zu treten.
Wegfall Tausender Stellen befürchtet
Der Paritätische Wohlfahrtsverband rechnet damit, dass durch die geplanten Kürzungen bundesweit bis zu 30.000 Stellen wegfallen. Allein das Bayerische Rote Kreuz (BRK) befürchtet, dann rund 350 Stellen nicht mehr besetzen zu können.
BRK-Präsidentin Angelika Schorer spricht von einem sehr harten Einschnitt. Sie verweist darauf, wie sehr sich junge Menschen für den Freiwilligendienst interessieren. Die Zahlen auf der Warteliste seien hoch, sagt sie. "Wir könnten mehr beschäftigen."
Schorer betont, ein Freiwilliger könne keine Pflegekraft ersetzen. "Diese Arbeiten im Pflegeberuf dürfen die Freiwilligen nicht ausüben", sagt sie. Trotzdem fürchtet sie, dass sich ein gekürzter Etat auf die Zukunft im Pflege- und Altenbereich auswirkt. "Das wäre für die sozialen Berufe auch ein schwieriger Einschnitt, weil man hier die Menschen begeistern kann, später so einen Beruf zu ergreifen."
Die Ampelkoalition hat im Haushalt für das nächste Jahr für diese Dienste weniger Geld vorgesehen. Nach Angaben von Sozialverbänden sollen 78 Millionen Euro gestrichen werden. Das entspreche rund 24 Prozent aller Bundesmittel, hieß es. Bis 2025 sollen die Zuschüsse insgesamt sogar um rund 35 Prozent gekürzt werden.
"Wertvolle Erfahrung"
Für viele jungen Menschen, beobachtet BRK-Mitarbeiterin Christine Reiter, ist der Freiwilligendienst eine wertvolle Erfahrung. Sie würden Verantwortungsbewusstsein lernen und sich in diesem Jahr persönlich weiterentwickeln. Samuel Kollmannsberger jedenfalls ist von der Arbeit begeistert.
Er hat inzwischen auch die Ausbildung zum Rettungssanitäter gemacht. Nach seinem Sozialen Jahr will er auf jeden Fall weiter als Rettungssanitäter arbeiten.