Darts in Deutschland Auf dem Weg zum Breitensport?
Der Hype um Gabriel Clemens bei der WM in London hat dem Darts-Sport in Deutschland viele neue Fans beschert. Was macht den Sport so beliebt - und wie könnte es weitergehen?
"Ich hoffe, dass viele Jugendliche den Weg zum Darts-Sport finden" - dies ist der größte Wunsch von Gabriel Clemens nach der WM in London. Der 39-jährige Saarländer ist wieder zu Hause in Saarwellingen-Reisbach - und plötzlich medial gefragt. Er ist der erste Deutsche, der es in ein Halbfinale bei der Darts-WM geschafft hat.
In Deutschland geht das Darts-Fieber um. "Was Gabriel für Darts in Deutschland getan hat, ist großartig" sagt Profi-Spielerin Fallon Sherrock. Die Darts-WM war wochenlang das Sportthema Nummer eins.
"Den Hype konservieren"
Auf dem heimischen Sofa drückte Fußball-Weltmeister Thomas Müller die Daumen und twitterte "was für ein geiles #Darts Match von Gabriel Clemens". Die Ministerpräsidentin des Saarlandes Anke Rehlinger twitterte, "das #Saarland ist stolz auf den besten Deutschen aller Zeiten bei der #dartsWM Einer von uns!".
Das Bundesland stand Kopf. Der frühere Maschinenschlosser ist ein gefeierter Held. "Ganz großes Kino! Gaga", schrieb WM-Drittrunden-Teilnehmer Martin Schindler voller Anerkennung. "Nun gilt es, den Hype zu konservieren, ja vielleicht sogar in einen nachhaltigen Trend umzuwandeln." Denn jetzt haben viele Lust diesen einst nur in Kneipen gespielten Sport auszuprobieren.
Was fasziniert an Darts?
Darts kostet wenig Geld. 100 Euro reichen für ein Board und für ordentliche Pfeile. Gleich ob jung ob alt, ob Mann oder Frau, dick oder dünn, groß oder klein - jeder kann Darts spielen.
Der Saarländische Dart-Verband freut sich über knapp 200 neue Mitglieder. Damit hat sich die Zahl der Aktiven binnen zwei Jahren verdoppelt. Mitverantwortlich seien, so der Ehrenvorsitzende Johann Peltzer, Clemens und seine WM-Auftritte vor zwei Jahren gegen die Legende Peter Wright und nun gegen Gerwynn Price und Weltmeister Michael Smith.
Selbst die Corona-Pandemie konnte das wachsende Interesse in Deutschland an Darts nicht ausbremsen. Axel Krauss vom Deutschen Darts-Verband sagt: "Ich glaube, wir sind die einzige Sportart, die während Corona einen Zugewinn erfahren hat." Die Leute hätten es sich daheim gemütlich gemacht und sich mit Darts-Utensilien ausgestattet. Die Mitgliederzahl der Darts-Vereine in Deutschland ist seit 2020 von rund 16.000 auf über 22.000 gestiegen.
Wie lässt sich dieser Trend ausbauen?
Nachdem das WM-Spektakel im Ally Pally vorbei ist, die lautstarken "oh, Gabriel Clemens"-Gesänge auf der Londoner Anhöhe verhallt sind, tingeln die Stars durch Deutschland, präsentieren ihr Können auf Darts-Galas. Viel wichtiger aber wird die Besetzung der Premier-League. Wird Clemens nominiert, würde Darts an 17 Abenden, zwischen Februar und Mai, auch in Deutschland wohl wieder für hohe Einschaltquoten sorgen.
Die Top-Vier der Weltrangliste sind gesetzt: Weltmeister Michael Smith aus England, der Niederländer Michael van Gerwen, der Schotte Peter Wright sowie Gerwyn Price aus Wales. Über die vier weiteren Teilnehmer entscheidet die PDC, die Professional Darts Corporation.
Für die PDC ist der deutsche Markt von großem Interesse. Allerdings fehlen Gabriel Clemens noch die sportlichen Argumente. Zwar hat er es in der Weltrangliste mit Rang 19 unter die Top-Zwanzig der Welt geschafft, aber vor Ihm stehen andere, die sportlich höhere Ansprüche auf einen Platz stellen können. Bis die Entscheidung fällt, heißt es für Clemens: abwarten.