Debatte um Musk-Gastbeitrag "Nicht als Sprachrohr missbrauchen lassen"
In einem Gastbeitrag lässt die "Welt" US-Milliardär Musk zu Wort kommen - und für die AfD werben. Sie löst damit eine heftige Debatte aus, in der sich nun auch der DJV-Vorsitzende Beuster äußert.
Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), Mika Beuster, hat Redaktionen dazu aufgerufen, sich im Bundestagswahlkampf nicht instrumentalisieren zu lassen. Redaktionen sollten "extrem sorgfältig" mit Gastbeiträgen umgehen. "Deutsche Medien dürfen sich nicht als Sprachrohr von Autokraten und deren Freunden missbrauchen lassen", teilte Beuster mit. Die Bundestagswahl findet am 23. Februar statt.
Beuster schaltete sich damit in die Debatte über den Gastbeitrag von Elon Musk in der "Welt am Sonntag" ein. In diesem hatte der Milliardär seinen Wahlaufruf für die AfD erneuert. Sie sei "der letzte Funke Hoffnung" für Deutschland, so Musk.
Welt-Ressortleiterin kündigt
Der Gastbeitrag hatte bereits innerhalb der Welt-Redaktion für heftige Diskussionen gesorgt. Die Leiterin des Meinungsressorts, Eva Marie Kogel, schrieb auf X: "Heute ist in der Welt am Sonntag ein Text von Elon Musk erschienen. Ich habe gestern nach Andruck meine Kündigung eingereicht."
Der scheidende Chefredakteur Ulf Poschardt und sein designierter Nachfolger Jan Philipp Burgard verteidigten die Veröffentlichung hingegen. Burgard setzte Musk in der gleichen Ausgabe der "Welt am Sonntag" eine Erwiderung entgegen, in der es heißt: "Musks Diagnose ist korrekt, doch sein Therapieansatz, nur die AfD könne Deutschland retten, ist fatal falsch." Die Partei sei "eine Gefahr für unsere Werte und unsere Wirtschaft. Auch ein Genie kann sich irren." Die beiden Artikel waren in der gedruckten Zeitung direkt nebeneinander platziert.
Politikberater spricht von Wahlwerbung
Auch in den sozialen Medien wurde die Entscheidung kontrovers diskutiert, dem Milliardär, der im US-Wahlkampf Donald Trump unterstützte, ein Forum zu bieten. Der Politikberater Johannes Hillje schrieb bei X: "Selbst wenn die WELT in jeder Ausgabe bis zur Wahl eine Gegenmeinung zu Musk abdruckte, würde das den unbezahlbaren Wert der Wahlwerbung für die AfD nicht mindern."
Auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa zur Genese des Beitrags und zum Umgang mit der internen Kritik antwortete der Medienkonzern Axel Springer mit einem gemeinsamen Statement von Poschardt und Burgard: "Die aktuelle Diskussion um den Text von Elon Musk ist sehr aufschlussreich. Demokratie und Journalismus leben von Meinungsfreiheit. Dazu gehört es, sich auch mit polarisierenden Positionen auseinanderzusetzen und diese journalistisch einzuordnen", hieß es darin.
Viel Sympathie für die AfD
Musk hatte mehrfach Sympathien für die AfD geäußert, die in Wahlumfragen zweitstärkste Kraft ist. So postete er am 20. Dezember auf X: "Nur die AfD kann Deutschland retten." Als Reaktion auf den Anschlag von Magdeburg griff er Bundeskanzler Olaf Scholz scharf an und forderte ihn zum Rücktritt auf.
Kanzler Scholz reagierte öffentlich gelassen auf diese Äußerungen. Der SPD-Politiker verwies auf die Meinungsfreiheit, die auch für Milliardäre gelte, und fügte hinzu: "Das Urteil (Musks) ist nicht so abgewogen, wie der ökonomische Erfolg des Unternehmens groß ist."
Bei X hatte Musk in der Vergangenheit wiederholt Sympathien für britische Rechtsaußen-Bewegungen sowie die rechtsgerichtete italienische Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni geäußert. Musk hatte im US-Wahlkampf das Trump-Lager mit vielen Millionen Dollar unterstützt und erhielt inzwischen eine Berateraufgabe für einen Abbau staatlicher Behörden und Regulierungseinrichtungen.