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Autokorso und Spiele anschauen Was zur Fußball-EM erlaubt ist

Stand: 13.06.2024 20:29 Uhr

Fußball tagsüber am Arbeitsplatz schauen? Oder draußen im Garten bis spät in die Nacht? Und danach ab in den Autokorso? Was ist während der EM erlaubt - und was nicht? Ein Überblick.

Von Michael-Matthias Nordhardt und Frank Bräutigam, ARD-Rechtsredaktion

Darf man am Arbeitsplatz Vorberichte und EM-Spiele anschauen?

Die Spiele der deutschen Mannschaft sind am Abend, wenn für viele der Arbeitstag schon vorbei ist. Trotzdem: Am Nachmittag schon mal in die anderen Partien reinschauen und dann in die Vorberichte einsteigen?

Glück hat, wer frei hat. Denn als Arbeitnehmer haben Fußballfans keinen Anspruch darauf, die EM während der Arbeitszeit im Internet, Radio oder Fernsehen zu verfolgen - auch nicht, wenn sie im Homeoffice arbeiten. Nur wenn Vorgesetzte grünes Licht geben, darf der Ball auf dem Bildschirm im Job rollen. Da ist Absprache alles.

Was passiert, wenn man sich nicht daran hält?

Wer ohne Einverständnis des Arbeitgebers Fußball schaut, riskiert eine Abmahnung - bei mehreren Verstößen hintereinander im Extremfall sogar eine Kündigung. Arbeitsrechtliche Konsequenzen drohen auch, wenn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne Erlaubnis EM-Spiele im Radio verfolgen.

Wie streng Chefinnen und Chefs diese Regeln während der EM handhaben wollen, bleibt ihnen überlassen. Vielleicht haben viele zumindest nichts gegen einen kurzen Blick auf den Live-Ticker ab und an.

Wenn man aber unbedingt Fußball gucken möchte?

Streng genommen müssen Arbeitnehmer Urlaub nehmen, wenn sie nichts verpassen wollen. Eine Art "Sonderurlaubsrecht" für EM-Spiele oder andere Sportereignisse würden viele sicher gerne sehen - das gibt es aber natürlich nicht.

Fußballfans müssten also normalen Erholungsurlaub einreichen, Überstunden ausgleichen oder von Gleitzeitregelungen Gebrauch machen.

Darf man am Spieltag mit Trikot und Fan-Schal zur Arbeit?

Die EM setzt die Kleidungsvorschriften am Arbeitsplatz nicht automatisch außer Kraft. Wo generell auf förmlicheres Auftreten geachtet wird, bleibt es auch an Spieltagen dabei.

Wer seine Unterstützung durch Tragen eines Trikots zeigen möchte, kann aber vielleicht im Gespräch mit der Chefin oder dem Chef Lockerungen erreichen. Keinen Verhandlungsspielraum gibt es, wo Sicherheitsvorschriften gegen Fan-Utensilien sprechen, zum Beispiel Mannschaftsschals beim Bedienen bestimmter Maschinen.

Darf man mit Kolleginnen und Kollegen private Tipprunden starten?

Ja, solange die Arbeit nicht darunter leidet. Ausgeklügelte Spielmechanismen überlegen, Spielpläne schreiben und dafür die eigentlichen Aufgaben im Job liegen lassen - das geht nicht. In Ordnung können allenfalls kurze Absprachen sein, wenn sie den Rahmen nicht sprengen und zeitlich nicht ins Gewicht fallen.

Am sichersten ist es, in den Pausen zu tippen, Chefin oder Chef um Erlaubnis zu bitten oder sie gleich in die Tipprunde mit einzubeziehen.

Wie lange darf man privat draußen EM-Spiele schauen?

Fast überall in Deutschland gilt von 22 bis 6 Uhr die allgemeine Nachtruhe. In dieser Zeit sind Betätigungen verboten, die die Nachtruhe stören können. Fußballfans sollten dazu auch noch in ihre Hausordnungen schauen. Dort können noch zusätzliche, strengere Regeln stehen.

Damit ist es schwierig, auf dem Balkon, im Garten oder im Innenhof länger als bis 22 Uhr die EM zu schauen. Eine Möglichkeit: Das Gespräch mit den Nachbarn und Vermietern suchen. Vielleicht haben sie Verständnis für die "Ausnahmesituation Fußballfest" und drücken ein Ohr zu.

Welche Konsequenzen kann ein Verstoß gegen die Nachtruhe haben?

Die Behörden können bei nächtlichen Ruhestörungen Bußgelder verhängen. Daneben ist der Vermieter bei wiederholter Ruhestörung nach einer Abmahnung in extremen Fällen sogar zur fristlosen Kündigung des Mietverhältnisses berechtigt. Auch hier gilt: Absprachen im Vorfeld können solche Folgen vermeiden.

Darf Public Viewing während der EM länger dauern?

Ja. Fußballfans sollen die 26 EM-Spiele, die erst um 21 Uhr angepfiffen werden, auch am späten Abend und zu Beginn der Nacht live gemeinsam im Freien auf Großleinwänden verfolgen können. Ermöglicht wird das durch eine Verordnung des Bundeskabinetts, die Ausnahmen vom Lärmschutz vorsieht und das Public Viewing während der EM auch bis deutlich nach 22 Uhr erlaubt.

Gleichzeitig soll es einen akzeptablen Mindestschutz für Anwohner geben. Dabei bildet die Verordnung nur den "Rahmen": Ob vor Ort Public-Viewing-Veranstaltungen genehmigt werden, wo und wie viele, darüber entscheiden die Kommunen.

Sind Autokorsos erlaubt?

Im Straßenverkehr darf man andere Verkehrsteilnehmer nicht gefährden, behindern oder belästigen. Alles Dinge, die aber bei einem Autokorso passieren können. Ein Sieg der Lieblingsmannschaft setzt nicht das Straßenverkehrsrecht außer Kraft - auch nicht, wenn nach einem Elfer-Krimi die Freude riesig ist. Deshalb kann die Polizei einen spontanen Autokorso unterbinden und bei Verstößen Verwarn- oder Bußgelder verhängen.

Meistens greifen die Ordnungshüter aber nur bei akuten Gefährdungen des Straßenverkehrs ein. Sicherheit geht bei aller Begeisterung immer vor: Herauslehnen aus dem Seitenfenster oder das Mitfahren auf der Motorhaube toleriert die Polizei in der Regel nicht. Wehende Fahnen dürfen nicht die Sicht beeinträchtigen. Außerdem gilt für alle Insassen die Anschnallpflicht.

Darf ich mein Haus beflaggen, wie ich will?

In den EM-Wochen sind viele Mehrfamilienhäuser und Gärten bunt beflaggt. Egal, welche Nationalflagge vom Balkon weht: Sie darf die Wohnungsnachbarn nicht wesentlich beeinträchtigen, etwa weil sie extrem groß ist.

Auch die Rechte von Vermieterinnen und Vermietern dürfen nicht verletzt werden. Wer zum Beispiel Halterungen für Fahnen an der Balkonaußenwand oder an der Hausfassade anbringen will, muss sich dafür eine Einwilligung holen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete der SWR "Marktcheck" am 28. Mai 2024 um 20:15 Uhr.