"Schwerter zu Pflugscharen" Theologe und Bürgerrechtler Schorlemmer ist tot
Der Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer ist im Alter von 80 Jahren gestorben. Er wurde durch seine spektakuläre Aktion "Schwerter zu Pflugscharen" in der DDR, aber auch als Kirchenkritiker bekannt.
Der Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer ist tot. Er starb nach Medienberichten am Sonntag im Alter von 80 Jahren in Berlin. Schorlemmer war einer der wichtigsten Protagonisten der friedlichen Revolution in der DDR.
Vor gut zwei Jahren gab Schorlemmer seine Demenzerkrankung bekannt und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Zuletzt lebte er in einem Pflegeheim in Berlin.
Ein Leben lang unangepasst
Schorlemmers spektakuläre Aktion "Schwerter zu Pflugscharen" beim Kirchentag 1983 in Wittenberg war ein Meilenstein der DDR-Friedensbewegung und machte den evangelischen Oppositionellen international bekannt. Dabei ließ er nachts vor tausend Menschen durch einen Kunstschmied ein Schwert zur Pflugschar umschmieden, was für große Aufmerksamkeit sorgte. Der Slogan "Schwerter zu Pflugscharen" - von der DDR-Führung geächtet - wurde zum Leitmotiv der christlich geprägten DDR-Friedensbewegung.
Bundespräsident Walter Steinmeier nannte den Tod Schorlemmers einen "großen Verlust" - und würdigte seinen Einsatz für die Demokratie. "Ohne Menschen wie ihn wäre die Friedliche Revolution, deren 35. Jahrestag wir in wenigen Wochen feiern, nicht möglich gewesen." Schorlemmer habe politische Debatten mit seinem kritischen Blick über Jahrzehnte bereichert, sagte Steinmeier.
"Eine klare und streitbare Stimme"
Auf der berühmten Demonstration am 4. November 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz war Schorlemmer einer der Redner, engagierte sich in der Partei "Demokratischer Aufbruch" - und blieb das, was er auch vor der friedlichen Revolution war: unangepasst. Eine "klare und streitbare Stimme für Frieden, für Demokratie, für Gerechtigkeit", nannte ihn Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Als sich die Partei im Zuge der ersten freien Volkskammerwahlen im Frühjahr 1990 der CDU zuwendete, trat Schorlemmer aus und schloss sich der SPD an. Er war Gegner einer schnellen Wiedervereinigung. So setzte sich Schorlemmer nach 1990 rasch für eine Rehabilitierung der in PDS umbenannten SED ein. 1993 forderte er, die Stasi-Akten zu vernichten, was ihm Kritik anderer Bürgerrechtler einbrachte. 1999 schloss er sich der Forderung nach einer strafrechtlichen Amnestie für die DDR-Verantwortlichen an.
Kritische Stimmen in Debatten
Als kritische Stimme meldete sich Schorlemmer immer wieder in gesellschaftspolitischen und kirchlichen Debatten zu Wort. Schorlemmer gehörte zu den Gegnern des Militäreinsatzes im Afghanistan-Krieg ab 2001 und des Irak-Kriegs ab 2003. Seit 2009 war er Mitglied im globalisierungskritischen Netzwerk Attac.
Auch im Ruhestand ließ der Autor zahlreicher Bücher nicht nach, seine Stimme für Demokratie und gegen Ausländerhass zu erheben. Kirchliche Aufmerksamkeit erregte 2017 seine Streitschrift "Reformation in der Krise", in der er eine ernüchternde Bilanz des evangelischen Reformationsjubiläums zog.