Scholz und Söder in Bayern "Unglaublicher Weckruf der Natur"
Während in Sachsen wohl Hochwasservorrichtungen Schlimmeres verhindert haben, bleibt die Situation in Bayern angespannt. Ministerpräsident Söder und Bundesfinanzminister Scholz zeigten sich betroffen über das Ausmaß der Zerstörung.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat bei einem Besuch im Berchtesgadener Land rasche Hilfe angekündigt. "Wir lassen da niemanden allein, ganz sicher nicht", sagte Söder in Schönau am Königssee. Unabhängig von in Aussicht gestellten Hilfen des Bundes werde man auch in Bayern überlegen, wie man helfen könne. "Wir trauern um alle Opfer, wir beten mit den Angehörigen, wir wünschen allen, die noch betroffen sind, alles Gute."
In den letzten Tagen habe Deutschland einen unglaublichen Weckruf der Natur erlebt, so Söder weiter. "Das Klima verändert sich und das hat Folgen. Starkwetterereignisse nehmen zu." Er kündigte für die kommende Woche eine Regierungserklärung zum Thema Klimaschutz an. Man müsse beim Kampf gegen den Klimawandel und die Anpassung an die Folgen schneller vorankommen.
Scholz: Deutschland muss klimaneutral werden
Zusammen mit Söder war auch Bundesfinanzminister Olaf Scholz in das betroffene Gebiet gekommen, um sich ein Bild der Lage zu machen. Er versprach eine schnelle Hilfe des Bundes. Man orientiere sich bei den Soforthilfen an der letzten Flut, also an etwa 400 Millionen Euro, sagte Scholz. "Wir sind bereit, unseren Anteil zu leisten."
Angesichts des Klimawandels sei es besonders wichtig, dass Deutschland ein klimaneutrales Industrieland werde. Sonst würden die Menschen solche Katastrophen immer wieder treffen, so Scholz weiter.
Lage in Bayern weiter angespannt
In Passau ganz im Südosten Deutschlands stieg in der Nacht zum Montag der Wasserstand der Donau nur noch gering und verharrte dann unter der Marke von 8,50 Meter, ab der die höchste Hochwasserwarnstufe gilt. Uferpromenade und Parkplätze waren bereits überflutet, Bewohner schützten Häuser mit Sandsäcken und Barrieren.
Im Berchtesgadener Land in Oberbayern hatte die Wucht des Wassers bereits am Wochenende mit voller Kraft zugeschlagen, weil der Fluss Ache über die Ufer trat. Mehr als 160 Menschen mussten in der Urlaubsregion rund um den Königssee aus ihren Häusern in Sicherheit gebracht werden, wie eine Sprecherin des Landratsamtes erklärte.
Der Schaden, den das Unwetter angerichtet hat, ist nach Aussagen Kerns noch nicht abzuschätzen. Einer der Schadensfälle betrifft ein sportliches Wahrzeichen, berichtet der BR. Demnach ist die Bob- und Rodelbahn in Schönau am Königssee durch das schwere Unwetter in der Nacht zerstört worden. Teile der Weltcup-Bahn wurden von den Wassermassen weggerissen und zerstört, wie auf Bildern und Videos zu sehen ist. Die Bahn ist mehr als 1500 Meter lang.
Schulen und Kitas bleiben geschlossen
In den Hochwassergebieten bleiben am Montag die Schulen und Kitas geschlossen. Es werde eine Notbetreuung geben, teilte das Landratsamt Berchtesgadener Land mit. Ob die Einrichtungen in den Orten Berchtesgaden, Bischofswiesen, Marktschellenberg, Ramsau und Schönau am Königssee auch am Dienstag geschlossen bleiben müssten, sei noch nicht absehbar. Dies diene zum einen der Sicherheit der Kinder, hieß es als Begründung.
Vor allem sollen aber die passierbaren Straßen frei gehalten werden, damit die Einsatzkräfte mit ihren schweren Geräten reibungslos durchkommen könnten.
Hochwasserwarnung für München
Im oberbayerischen Landkreis Altötting steigen die Pegelstände an der Salzach aufgrund der starken Regenfälle im Berchtesgadener Land und Österreich. In der Stadt Burghausen wurden Wasserstände über Meldestufe 3 prognostiziert, sodass auch bebautes Gebiet überschwemmt werden könnte.
Auch für die Landeshauptstadt München und Umgebung besteht Hochwassergefahr, wie der BR berichtet. Am Pegel München/Isar werde am frühen Sonntagnachmittag die Meldestufe 1 überschritten, am Montag könne auch kurzzeitig die Meldestufe 2 überschritten werden, teilte der Hochwassernachrichtendienst Bayern mit.
Überschwemmungen in der Sächsischen Schweiz
Immense Regenfälle verursachten auch in Teilen Sachsens heftige Überschwemmungen. In der Sächsischen Schweiz waren mehrere Ortslagen von Städten und Gemeinden nicht mehr erreichbar. Nach Auskunft des Landeshochwasserzentrums hatte es im Einzugsgebiet der Kirnitzsch und der Sebnitz innerhalb von 24 Stunden teils mehr als 100 Liter pro Quadratmeter geregnet. Daraufhin waren die Wasserstände zahlreicher Flüsse rapide angeschwollen.
"Schlimmeres verhindert"
Das Landeshochwasserzentrum in Sachsen gab mittlerweile Entwarnung für die Nebenflüsse der Oberen Elbe. "Mit dem Nachlassen der Niederschläge ab den Nachtstunden beruhigte sich die Lage, und die Wasserführung in den Fließgewässern fiel deutlich", teilten die Behörden mit. Nur noch am Pegel der Wesenitz in Bischofswerda wurde demnach in der Region Alarmstufe 1 erreicht. In den Unterläufen von Kirnitzsch, Lachsbach und Wesenitz fielen die Wasserstände deutlich.
Landesumweltminister Wolfram Günther (Grüne) erklärte, die in den vergangenen Jahren errichteten Hochwasservorrichtungen hätten Schlimmeres verhindert. Aufgrund der Wetterberuhigung gab sein Ministerium vorsichtige Entwarnung. Es sei an Fließgewässern aber weiter besondere Vorsicht geboten, hieß es.