Unterkunft für die Honeckers Pastor Uwe Holmer gestorben
Zehn Wochen lang beherbergte Pastor Holmer im Jahr 1990 Erich und Margot Honecker. Dadurch wurde er berühmt - aber auch angefeindet. Nun ist der Theologe im Alter von 94 Jahren in Serrahn bei Rostock gestorben.
Der durch seine Aufnahme des damaligen DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker und dessen Frau Margot bekannt gewordene evangelische Theologe Uwe Holmer ist tot. Das bestätigte die Familie des früheren Pastors der Nachrichtenagentur KNA. Holmer starb im Alter von 94 Jahren.
Gewährte den obdachlosen Honeckers Unterkunft
Er hatte die Honeckers vom 30. Januar bis zum 3. April 1990 in seinem Pfarrhaus in Lobetal bei Berlin aufgenommen. Das Wohnrecht in der Wandlitzer Funktionärssiedlung hatten die Honeckers zuvor verloren. Staatliche Stellen der DDR sahen sich nicht in der Lage, eine sichere Unterkunft für das Ehepaar zu finden. Die Honeckers waren damit obdachlos.
Holmer leitete damals die Hoffnungstaler Anstalten im brandenburgischen Lobetal, die 1905 als Arbeiterkolonie für obdachlose Berliner gegründet worden waren. Für zehn Wochen beherbergte er dort Honecker und dessen Frau.
"Für uns waren die ein verzweifeltes Ehepaar"
Das Kirchenasyl machte Holmer berühmt, brachte ihm aber auch Anfeindungen ein. Er rechtfertigte den Schritt später. "Wir sollten die neue Zeit nicht mit Hass und Verachtung beginnen, sondern mit Versöhnung", sagte Holmer Anfang 2020 in einem Interview mit der KNA .
Zugleich betonte er, dass er mit Honecker in politischen und geistigen Fragen "keine Brücke" gehabt habe. "Für uns waren die beiden ein hilfloses, ziemlich verzweifeltes Ehepaar, das keine andere Hilfe fand als in einem Pfarrhaus." Zugleich sei seine Familie tief dankbar und froh über den Fall der Mauer und die anstehende Wiedervereinigung gewesen. Das habe auch das Ehepaar Honecker gewusst: "Vielleicht war auch das eine Hinderung zu allzu großer Freundschaft."
Holmer kam 1929 in Wismar zur Welt und war Vater von zehn Kindern, vier Söhne wurden ebenfalls Pfarrer. Nach seiner Tätigkeit in Lobetal zog er zurück in seine Heimat Mecklenburg-Vorpommern und engagierte sich auch über den Ruhestand hinaus im diakonischen Suchtkrankenzentrum in Serrahn.