Räumung Lützeraths Wenige harren aus
Die Räumung Lützeraths geht weiter - und damit auch der Protest. Immer noch harren Aktivisten in einem Tunnel aus. Bei den gestrigen Zusammenstößen gab es Verletzte auf beiden Seiten.
Die Polizei hat die Räumung des besetzten Braunkohleortes Lützerath fortgesetzt. Höhenretter der Polizei, die an einem Kran befestigt waren, versuchten, zu den Aktivisten in den Bäumen zu gelangen, wie ein Sprecher sagte.
Nach Polizeiangaben halten sich nur noch wenige Protestler in dem Braunkohleort auf. Ein Polizeisprecher schätzte die Zahl der Menschen auf einen einstelligen Bereich. Nach Aussage eines Aktivisten vor Ort sind noch etwa 20 Menschen auf dem Gelände.
Aktivisten verschanzen sich im Tunnel
Immer noch harren auch zwei Aktivisten in einem Tunnel aus. Wie lange es dauern werde, sie dort herauszuholen, sei völlig unklar, sagte ein Sprecher des Energiekonzerns RWE, dessen Betriebsfeuerwehr die als "Rettung" bezeichnete Aktion übernommen hat. Die Feuerwehr kontrolliere an dem Schacht regelmäßig ein Belüftungsgerät. Das THW steht auf Abruf, um die Werksfeuerwehr von RWE zu unterstützen, sollte eine Gefahr für Menschenleben bestehen, sagte eine Sprecherin des THW dem WDR. Eine Sprecherin der Aktivistengruppe "Lützerath lebt" sagte, der Zustand der beiden Aktivisten sei stabil.
Der Aachener Polizeipräsident Dirk Weinspach beschrieb den Tunnel als "ein Kellergewölbe, aus dem ein Schacht von vier Metern geht" und eine Konstruktion in der Waagerechten. "Die Konstruktion ist nicht sicher", sei sein Eindruck. "Das, was wir gesehen haben für Zug- und Abluft, ist nicht geeignet, dort dauerhaft Sauerstoffversorgung zu gewährleisten, dass der CO2-Gehalt nicht zu sehr ansteigt."
Verletzte auf beiden Seiten
Weite Teile des Geländes sind bereits am frühen Morgen mit Flutlicht ausgeleuchtet worden. Bagger fuhren auf das Gelände, um weitere Gebäude abzureißen. Die Nacht auf den Sonntag war nach Beobachtung von Reportern ruhig geblieben.
Am Samstag hatten Tausende gegen die Räumung im benachbarten Ort Keyenberg demonstriert - darunter die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Am Rand der Demonstration kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Nach Polizeiangaben wurden dabei auf beiden Seiten Menschen verletzt.
Insgesamt wurden laut Polizei bisher mehr als 70 Polizisten verletzt. Die meisten davon seien am Samstag bei den Protestaktionen der Kohlegegner verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher. Die Verletzungen gingen aber nur zum Teil auf Gewalt durch Demonstranten zurück. Teilweise seien die Beamten zum Beispiel auch im schlammigen Boden umgeknickt.
"Unglaubliches Maß an Polizeigewalt"
Auch Demonstranten seien verletzt worden. Wie viele es seien, wisse man nicht. Seit Beginn der Räumung von Lützerath am Mittwoch seien etwa 150 Strafverfahren etwa wegen Widerstands gegen Polizeibeamte, Körperverletzung und Landfriedensbruchs eingeleitet worden.
Eine Sprecherin der Aktivistengruppe "Lützerath lebt" erhob schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Bei der Demo am Samstag habe es "ein unglaubliches Maß an Polizeigewalt" gegeben, sagte sie. Eine Person aus den Reihen der Demonstranten sei in lebensbedrohlichem Zustand ins Krankenhaus gebracht worden. Das Vorgehen bei der Räumung von Lützerath selbst sei rabiat und rücksichtslos. "Es ist ein Wunder, dass es hier noch keine Toten gegeben hat", sagte die Sprecherin. Die Polizei weist diesen Vorwurf zurück und versichert, mit äußerster Vorsicht vorzugehen.