Bundesinnenministerium Mehr als tausend Mafia-Mitglieder in Deutschland
Deutschland ist bei der italienischen Mafia beliebt: Mehr als tausend aktive Mitglieder sollen sich hier aufhalten und zum Beispiel Geld aus Drogengeschäften in Restaurants waschen. Dagegen müsse härter vorgegangen werden, fordern die Grünen.
In Deutschland sind nach Angaben des Bundesinnenministeriums mehr als tausend mutmaßlich aktive Mitglieder der italienischen Mafia. Davon entfallen 519 auf die kalabrische 'Ndrangheta, 134 auf die sizilianische Cosa Nostra und 118 auf die neapolitanische Camorra, wie aus einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervorgeht, über die das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sowie die Nachrichtenagentur AFP berichten.
"Gemäß der Erhebung des Bundeskriminalamts, zusammen mit den Landeskriminalämtern der Bundesländer, konnten für das Jahr 2022 insgesamt 1003 dauerhaft in Deutschland lebende, mutmaßliche Mitglieder der italienischen Organisierten Kriminalität festgestellt werden", hieß es vom Ministerium. Die Zahl stieg demnach gegenüber dem Vorjahr um 87.
Drogen, Geldwäsche und Steuerbetrug
Neben mutmaßlichen Mitgliedern von 'Ndrangheta, Cosa Nostra und Camorra lebten 33 mutmaßliche Mitglieder der Stidda, einer sizilianischen kriminellen Organisation, und 37 mutmaßliche Mitglieder der apulischen organisierten Kriminalität in Deutschland. Weitere 162 mutmaßliche Mitglieder der italienischen organisierten Kriminalität wurden keiner dieser Gruppen zugeordnet.
Sie seien insbesondere in der Gastronomie, im Lebensmittelhandel und im Kraftfahrzeuggewerbe tätig. Straftaten würden mit Drogen sowie durch Geldwäsche und Steuerbetrug begangen, hieß es in der Ministeriumsantwort. Es seien kriminelle Erträge von rund 2,3 Millionen Euro festgestellt, davon aber im Jahr 2022 nur rund 683.000 Euro beschlagnahmt worden.
Zur Zahl der Strafverfahren gegen die Mafia und der Höhe der tatsächlichen Gewinne konnte das Ministerium keine Angaben machen. Experten gehen laut RND von einem erheblichen Dunkelfeld aus.
Emmerich: Deutschland als "Waschmaschine Europas"
Der Obmann der Grünen-Bundestagsfraktion im Bundestagsinnenausschuss, Marcel Emmerich, sagte dem RND: "Die Mafia spinnt ihr Netz in Deutschland heutzutage wie in großen Teilen Italiens." Sie schaffe es, "vermehrt unter dem Deckmantel vermeintlich seriöser Geschäftspersonen Beziehungen zu Politik und Wirtschaft aufzubauen". Trotzdem werde die Mafia weiter unterschätzt. "Dabei ist Deutschland für Kriminelle die Waschmaschine Europas", so Emmerich. Schätzungen zufolge würden jährlich mehr als Hundert Milliarden Euro gewaschen.
Es sei ein erster Schritt, dass Immobilien nicht mehr mit Bargeld gekauft werden dürften, sagte Emmerich weiter. "Auch der Aufbau eines Ausstiegsprogramms ist notwendig, um Betroffenen einen Ausweg aufzuzeigen und die Strukturen der organisierten Kriminalität zu schwächen." Außerdem müssten Bund und Länder bei Ermittlungen enger zusammenarbeiten.