Ein Krankenpfleger geht neben einer Glastür mit der Aufschrift "Notaufnahme".

Zwölf Millionen Fälle Neuer Höchststand bei Behandlungen in Notaufnahmen

Stand: 09.12.2024 17:04 Uhr

Immer mehr Menschen lassen sich in Notfaufnahmen behandeln. Zwölf Millionen Fälle registrierten die Ambulanzen der Kliniken im vergangenen Jahr - ein neuer Höchststand. Grund ist offenbar auch der Wegfall von einigen Notfallpraxen.

Die Notaufnahmen in Deutschland haben für das Jahr 2023 einen Höchststand an Patienten verzeichnet. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, wurden im vergangenen Jahr mehr als zwölf Millionen ambulante Notfälle behandelt. Das sei der höchste Wert seit Beginn der Erfassung 2018.

Damit seien im Schnitt täglich etwa 34.000 Menschen in Notfallambulanzen behandelt worden, heißt es in der Mitteilung, die sich auf Daten aus der Krankenhausstatistik stützt. Die Zahl der stationären Behandlungen in den Kliniken insgesamt betrug 2023 etwa 17,2 Millionen.

AOK pocht auf Umsetzung der Reform

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz führt den Anstieg der Fallzahlen bei den Rettungsdiensten und Krankenhäusern auf ein Zusammenstreichen der kassenärztlichen Bereitschaftsdienste und ambulanten Notfallpraxen zurück. "Gerade Patientinnen und Patienten in strukturarmen Regionen trifft das hart", sagte Vorstand Eugen Brysch. "Das ist der Grund, warum Rettungsdienste und Krankenhäuser mit ihren Notaufnahmen überlastet sind." 

Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) forderten, dass die Reform der Notfallversorgung schnell umgesetzt werden soll. Die hatte ursprünglich die Regierungskoalition aus SPD, Grünen und FDP geplant. Doch das Regierungsbündnis ist Anfang November im Streit auseinandergegangen.

Die Gesetzespläne zielen darauf ab, dass Patienten mit dringenden Anliegen gezielter in passende Behandlungsangebote gelenkt werden, statt gleich ins Krankenhaus zu gehen. Eine neue Regierung müsse die guten Vorarbeiten in der kommenden Wahlperiode sofort aufgreifen und schleunigst ins Ziel führen, sagte die Chefin des AOK-Bundesverbands, Carola Reimann.

Pandemie führte zu Rückgang

Während der Corona-Pandemie ließen sich deutlich weniger Menschen in den Notaufnahmen behandeln - offenbar auch aus Furcht vor einer möglichen Ansteckung. Zudem gab es weniger Unfälle mit Verletzten, eine Folge der zwischenzeitlich eingeschränkten Mobilität.

2020 war die Zahl der ambulanten Notfallbehandlungen mit insgesamt 9,4 Millionen auf dem niedrigsten Niveau seit 2018, seitdem steigen die behandelten Notfälle jährlich kontinuierlich an.

Zahl der Beschäftigten auf Höchststand

Neben der klinischen Notfallambulanz ist der Rettungsdienst ein wichtiger Baustein in der Notfallversorgung: Etwa 86.000 Personen waren 2022 in Deutschland im Rettungsdienst beschäftigt, hinzu kommen zahlreiche Ehrenamtliche. Die Zahl der hauptamtlich im Rettungsdienst Beschäftigten nahm innerhalb von zehn Jahren um 71 Prozent zu.

Trotz der starken Zunahme ist der Bedarf an Fachkräften im Rettungsdienst weiterhin hoch. Die Bundesagentur für Arbeit stuft Rettungsberufe aus diesem Grund als sogenannte Engpassberufe ein.

Hinweise zur Methodik
Die Daten zu den Notfallambulanzen stammen dem Bundesamt zufolge aus der Krankenhausstatistik. Hierbei handelt es sich um die Zahl der ambulanten Behandlungsfälle in einer Notaufnahme. Mehrfachzählungen einer Person sind möglich, falls die Patientin oder der Patient im jeweiligen Berichtsjahr mehrfach in einer ambulanten Notaufnahme behandelt wurde.
Die Angaben zu den Rettungsdiensten stammt aus der Gesundheitspersonalrechnung. Diese erfasst die Beschäftigten im Gesundheitswesen zum 31.12. des jeweiligen Berichtsjahres. Zu den Beschäftigten zählen im Einzelnen Selbständige, mithelfende Familienangehörige, Beamte, Angestellte, Arbeiterinnen und Arbeiter, Personen im Bundesfreiwilligendienst, Zivildienst oder freiwilligen sozialen Jahr sowie Praktikantinnen und Praktikanten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR-Thüringen-Das Radio am 08. Dezember 2024 um 18:00 Uhr.