Fahndung in Berlin Ex-RAF-Terroristen bleiben verschwunden
Mit einem Großaufgebot hat die Polizei Räume in Berlin durchsucht - in der Hoffnung, die Ex-RAF-Terroristen Staub und Garweg zu finden. Zehn Menschen wurden zwischenzeitlich festgesetzt. Doch die Gesuchten bleiben verschwunden.
Bei der Fahndung nach den beiden flüchtigen Ex-RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg haben die Einsatzkräfte zehn Personen vorläufig festgesetzt. Dabei wurde die Identität der Personen festgestellt, wie das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen mitteilte. Die Betroffenen hätten keinen Widerstand geleistet. "Alle Personen sind nach Abschluss der identitätsfeststellenden Maßnahmen bereits wieder entlassen worden", hieß es.
Die ehemaligen RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg gehörten den Angaben zufolge nicht zu den festgesetzten Personen. Die Fahndung nach ihnen dauere an. Zuvor war von fünf Festgesetzten die Rede gewesen. Inwiefern sie in Zusammenhang mit der RAF-Fahndung stehen, sei Gegenstand der Ermittlungen, sagte eine Sprecherin des LKA Niedersachsen.
Schussgeräusche "in Zusammenhang mit Türöffnung"
Der Einsatz begann gegen 7:30 Uhr im Berliner Stadtteil Friedrichshain, an einem Gewerbegebiet am Markgrafendamm/Ecke Persiusstraße. Federführend für die Fahndung ist das Landeskriminalamt Niedersachsen. Beteiligt waren außerdem das Bundeskriminalamt und die Berliner Polizei. Insgesamt waren etwa 130, zum Teil schwer bewaffnete Kräfte im Einsatz, darunter ein Spezialeinsatzkommando.
Den LKA-Angaben zufolge waren bei den Durchsuchungen auch Schussgeräusche wahrnehmbar. "Diese stehen im Zusammenhang mit einer Türöffnung." Personen seien dabei nicht verletzt worden.
Trio soll Raubüberfälle verübt haben
Das LKA hatte zuletzt die Fahndungsmaßnahmen um die gesuchten früheren RAF-Mitglieder Garweg und Staub deutlich intensiviert. Hintergrund ist die Festnahme der mutmaßlichen RAF-Terroristin Daniela Klette am vergangenen Montag in Berlin. Garweg, Staub und Klette sollen gemeinsam bewaffnete Überfälle verübt haben, unter anderem auf Geldtransporte, um ihr mehr als 30 Jahre dauerndes Leben im Untergrund zu finanzieren. Erst am Samstag waren neue Fahndungsfotos veröffentlicht worden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Burkhard Garweg zeigen sollen.
Die Ermittler gehen davon aus, dass sich auch die beiden gesuchten Männer in Berlin aufhalten könnten. Die mit sechs Haftbefehlen gesuchte Klette war in ihrer Wohnung in Berlin-Kreuzberg festgenommen worden und kam nach einer Identifizierung durch Fingerabdrücke in Untersuchungshaft. Die mittlerweile 65 Jahre alte Frau soll jahrelang unerkannt in Berlin gelebt haben.
Mitglieder der dritten RAF-Generation
Alle drei sollen der dritten Generation der früheren linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee-Fraktion angehören. In ihrer aktiven Zeit wurden der damalige Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991) ermordet sowie Herrhausens Fahrer schwer verletzt.
Die RAF war über Jahrzehnte der Inbegriff von Terror und Mord im Westen des noch geteilten Deutschland. 1998 erklärte sie sich für aufgelöst. Klette, Staub und Garweg werden darüber hinaus wegen einer Reihe späterer Geldtransport-Überfälle gesucht.