Nach Video-Veröffentlichung Neue Hinweise zu Ex-RAF-Terrorist Garweg
Nach der Veröffentlichung eines Handyvideos, das den untergetauchten früheren RAF-Terroristen Burkhard Garweg zeigen soll, geht die Polizei neuen Hinweisen nach. Garweg wird wegen schweren Raubes und versuchten Mordes gesucht.
Die Polizei geht neuen Spuren auf den Verbleib des untergetauchten Ex-RAF-Terroristen Burkhard Garweg nach. Nachdem ein neu entdecktes Handy-Video sowie Fotos aus einem weiteren Video am Mittwochabend in der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY… Ungelöst" gezeigt wurden, sei eine mittlere zweistellige Zahl von Hinweisen beim Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen eingegangen, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit.
"Diese werden nun von den Ermittlerinnen und Ermittlern entsprechend bewertet und priorisiert", sagte er. Zur Qualität der Hinweise wollten die Ermittler aus "fahndungstaktischen Gründen" keine Angaben machen.
LKA bittet Ex-Partnerinnen um Hinweise
Die kurze Filmaufnahme, die die Ermittler veröffentlichten, soll nach Angaben von LKA und Staatsanwaltschaft Verden Burkhard Garweg im Jahr 2020 auf einem Gelände mit Fahrzeugen zeigen. Auf der kurzen Aufnahme sind die Stimme, Mimik und Gestik des Mannes zu sehen.
"Ganz viel Erfolg morgen bei der Prüfung, liebe Karin", sagt der Mann lächelnd im blauen Muskelshirt. Der heute 56-Jährige könnte den Behörden zufolge zahlreiche Verhältnisse zu Frauen gehabt haben. Das LKA bittet daher Frauen, die eine Beziehung zu ihm hatten, sich zu melden.
Auch die Frau namens Karin, an die Garweg in dem Handyvideo eine Grußbotschaft richtet, werde als wichtige Zeugin gesucht, sagte Martin Schanz, Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden in der ZDF-Sendung. Er verwies auch auf Garwegs auffällige Lücke zwischen den Schneidezähnen, die in dem Video zu sehen ist.
Ermittlungen wegen versuchten Mordes und schweren Raubes
Seit vielen Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft Verden gegen das Trio Garweg, Ernst-Volker Staub (70) und Daniela Klette wegen versuchten Mordes sowie versuchten und vollendeten schweren Raubes. Sie sollen zwischen 1999 und 2016 Geldtransporter und Supermärkte vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen überfallen haben, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren. Die Taten hatten demnach keinen terroristischen Hintergrund.
Klette in Untersuchungshaft
Klette wurde Ende Februar in Berlin festgenommen, wo sie unter falschem Namen lebte. Bei den Durchsuchungen in Berlin fanden die Polizisten unter anderem die Attrappe einer Handgranate, Waffen, Handfesseln, Sturmhauben, ein Kilogramm Gold, mehr als 240.000 Euro Bargeld, digitale Medien sowie Fotos.
Die Polizei beschlagnahmte kurz nach Klettes Festnahme auch den Bauwagen in Berlin-Friedrichshain, wo Garweg unter dem Decknamen Martin gelebt haben soll. Klette sitzt im Frauengefängnis in Vechta in Untersuchungshaft.
Die drei gehörten der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Roten Armee Fraktion (RAF) an. 1998 erklärte sich die RAF, die mehr als 30 Menschen tötete, für aufgelöst. Klette wurde Ende Februar in Berlin-Kreuzberg festgenommen.