Predigten am Reformationstag Bischöfe fordern mehr Einigkeit der Kirchen
Für viele Eltern und Kinder ist Halloween, doch für Christen steht der Reformationstag für viel mehr als Süßigkeiten. In Predigten wurde neben der Erinnerung an Luthers Thesen auch der Geist der Ökumene beschworen.
Der katholische Ökumene-Bischof Gerhard Feige hat am Reformationstag zu einer stärkeren Zusammenarbeit der katholischen und evangelischen Kirchen aufgerufen. "Unsere Kirchen stehen mitten in großen Herausforderungen und sind vielfach mit sich selbst beschäftigt", sagte er in seiner Predigt in der Hamburger St.-Petri-Kirche. Vertrauensverlust und Glaubensschwund hätten dramatisch zugenommen.
Es sei unbestreitbar, dass die Kirchen in der Gesellschaft besser wahrgenommen würden, wenn sie mit einer Stimme sprächen, sagte der Magdeburger Bischof. Dennoch dürfe nicht vergessen werden, die Kirchen verbinde längst schon mehr, als sie trenne, "ob im gottesdienstlichen und seelsorglichen Bereich, der Vermittlung christlicher Werte oder im Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung", sagte Feige in dem ökumenischen Gottesdienst.
Erinnerung an Reformation weiterhin beständig
Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, äußerte sich zuversichtlich, dass die Erinnerung an den Thesenanschlag Martin Luthers im Jahr 1517 auch in Zukunft nicht verschwinde. Die evangelische Kirche mache es richtig, wenn sie an der Bedeutung dieses Tages festhalte.
Viele Gemeinden bezögen die Erinnerung an die Reformation auch an den Sonntagen rund um den Feiertag mit ein. "Deshalb bin ich zuversichtlich, dass die Erinnerung an die Reformation und ihre Gegenwartsbedeutung nicht verloren geht", sagte der frühere Berliner Bischof - auch wenn für einige Menschen der Halloweentag mit Süßigkeiten gekoppelt und vielleicht anschaulicher sei als die Reformation.
Erneuerungsbewegung in der Kirche
Am Reformationstag erinnern Protestanten in aller Welt an die Anfänge der evangelischen Kirche vor rund 500 Jahren. Die vom damaligen Augustinermönch Martin Luther um den 31. Oktober 1517 von Wittenberg aus verbreiteten 95 Thesen gegen kirchliche Missstände wurden zum Ausgang einer christlichen Erneuerungsbewegung. Während der Gedenktag früher zur Abgrenzung der Protestanten gegenüber katholischen Christen genutzt wurde, wird er inzwischen im Geist der Ökumene gefeiert.
Die ökumenische Bewegung ist eine Bewegung im Christentum, die eine weltweite Einigung und Zusammenarbeit der verschiedenen Konfessionen anstrebt.