Tarifabschluss für Uniklinik-Ärzte Mehr Geld, kürzere Wochenarbeitszeit
Die Einigung war schon bekannt - nun sind es auch die Details zum neuen Tarif für Ärztinnen und Ärzte an Unikliniken: zehn Prozent mehr Gehalt etwa und eine kürzere Wochenarbeitszeit. Der Abschluss greift aber nicht überall.
In den Tarifverhandlungen für die Ärztinnen und Ärzte an mehr als 20 Universitätskliniken ist ein Abschluss erzielt worden. Die Tarifvereinbarung sehe eine lineare Gehaltserhöhung in einer Gesamthöhe von zehn Prozent vor, teilten die Ärztegewerkschaft Marburger Bund und die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) mit.
Die Ärztegehälter steigen den Angaben zufolge in einem ersten Schritt zum 1. April 2024 um vier, in einem zweiten Schritt zum 1. Februar 2025 um sechs Prozent. Zudem werde die wöchentliche Arbeitszeit von 42 auf 40 Stunden reduziert - ohne weiteren Gehaltsabstrich.
Unter Berücksichtigung dieser Arbeitszeitreduzierung und des Zinseszinseffekts beträgt die faktische Gehaltserhöhung über die Gesamtlaufzeit von 30 Monaten laut Marburger Bund 15,75 Prozent. Der neue Entgelttarifvertrag läuft bis zum 31. März 2026.
Die Ärztinnen und Ärzte an den betreffenden Unikliniken seien damit nun ihren Kolleginnen und Kollegen an anderen Krankenhäusern gleichgestellt, wo schon lange eine 40-Stunden-Woche im Tarifvertrag geregelt sei.
Abschluss gilt nicht für alle Häuser
Im Tarifstreit für die Ärztinnen und Ärzte an bundesweit 23 Unikliniken hatte es wiederholt Warnstreiks gegeben. Der Marburger Bund hatte in den Verhandlungen mit der TdL für 20.000 Ärztinnen und Ärzte unter anderem 12,5 Prozent mehr Gehalt gefordert.
Die Einigung der Tarifparteien sei zu Wochenbeginn erzielt worden, nun hätten auch die Tarifgremien beider Seiten dafür gestimmt, teilte der Marburger Bund mit. Für eine Reihe von Unikliniken gilt der Abschluss nicht, weil es dort andere Tarifverträge für die Ärztinnen und Ärzte gibt - dazu zählen etwa Berlin und Hamburg.
Die Verhandlungsführerin der Tarifgemeinschaft deutscher Länder, Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold (Grüne), sagte laut Mitteilung: "Beide Tarifvertragsparteien haben Verantwortung übernommen und in der fünften Verhandlungsrunde eine tragfähige Einigung erzielt".
"Beharrliche Weigerung", höhere Zuschläge festzulegen
Weitere vereinbarte Verbesserungen beträfen die Planbarkeit der Arbeit, die Arbeitszeitdokumentation und die Arbeit in den Abendstunden. Neu definiert wird laut Marburger Bund ab 1. April der für Zuschläge maßgebliche Zeitraum für Nachtarbeit, so die Gewerkschaft. Diese beinhaltet nun die Zeit zwischen 20 Uhr und 6 Uhr. Bisher begann der Zeitraum erst um 21 Uhr.
Die Vorsitzende des Marburger Bunds, Susanne Johna, sprach von positiven und negativen Aspekten des Abschlusses. Auf der Habenseite stehe eine ordentliche Gehaltserhöhung und eine merkliche Reduzierung der Wochenarbeitszeit. Nicht zu verhandeln sei jedoch eine Neuordnung des Schicht- und Wechselschichtsystems gewesen.
"Besonders schmerzhaft ist auch die beharrliche Weigerung der Länder, höhere Zuschläge für Dienste zu ungünstigen Zeiten zu tarifieren", so Johna. Dies sei "mehr als nur ein Wermutstropfen". In der Gesamtbetrachtung überwögen aber die positiven Perspektiven.