Evangelische Gottesdienste Appelle für ein Miteinander in der Krise
Der Ukraine-Krieg steht in vielen Gottesdiensten der evangelischen Kirche an den Weihnachtstagen im Fokus. Aber auch die Hoffnung und die große Solidarität, welche trotz eigener Belastungen in Krisenzeiten deutlich wird.
Zahlreiche Predigten, welche über die Weihnachtstage in evangelischen Gottesdiensten gehalten werden, sind geprägt von den Bildern des Krieges gegen die Ukraine. Doch gerade angesichts solchen Leids ruft die Kirche dazu auf, die Hoffnung nicht zu verlieren und für andere einzustehen.
Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), erinnerte an die Lage in der Ukraine, "wo die Menschen elend weit weg sind von wohligen Gefühlen". Gleichzeitig rückte Kurschus auch die Folgen durch anhaltende Krisen für die Menschen in Deutschland in den Fokus: "Auch hier bei uns sind so viele, denen gerade an Weihnachten eher nach Weinen als nach Singen zumute ist."
Gerade angesichts solcher Belastungen habe sie "großen Respekt davor, dass die Menschen in unserem Land, die bis weit in die Mittelschicht zunehmend um ihre Existenz besorgt sind, sich bereitwillig um andere kümmern", sagte die Theologin der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Sie appellierte an die Bevölkerung, an diesem Engagement für andere festzuhalten. "Kein Mensch darf uns gleichgültig sein." Und Kurschus fügte hinzu:
Niemand ist auf verlorenem Posten, der oder die sich für den Frieden auf Erden einsetzt. Für den Frieden im Großen und im Kleinen.
"Respekt" für Solidarität in Krisenzeiten
Die stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs betonte, "bei aller Not, Gewalt und Krieg in der Welt" dürfe "auf keinen Fall das Schöne" übersehen werden. Zwar gehe die Hoffnung Umwege und "mutet uns viel zu dieser Tage". Doch es dürfe nicht übersehen werden, "dass es die Liebe ist, die dem Hass seine Macht nimmt und dem Frieden noch und noch Wind unter die Flügel gibt".
Die Bedeutung eines Miteinanders solle den Menschen besonders an Weihnachten als Fest der Liebe bewusst werden, forderte der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns in seiner Predigt. "Wir geben die Welt nicht auf", betonte er: "Wir setzen uns ein für das Gemeinwohl; im eigenen Land und für Menschen in anderen Ländern; wir stehen den Opfern von Krieg und Gewalt bei."
Ganz ähnlich äußerte sich der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Torsten Latzel. Auch er rief zur Solidarität mit denjenigen auf, die ihre Heimat verloren haben. "Es kommt darauf an, dass wir helfen, wenn Menschen aus der Ukraine, Syrien, Afghanistan zu uns fliehen", sagte er und verglich die Geflüchteten mit dem Paar aus der Weihnachtsgeschichte - Maria und Josef:
Maria heißt dann Djamila oder Oleksandra. Oft sind sie ohne ihren 'Josef' unterwegs, weil der das Land nicht verlassen durfte, kämpfen muss.
Weihnachten - ein Fest der Hoffnung
Auch der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit stellte die "Botschaft der Solidarität", welche durch die Weihnachtsgeschichte überbracht werde, in den Fokus seiner Predigt. Er nahm darin auch Bezug auf Krisen und politische Spannungen abseits der Ukraine und auf den Mut, für Veränderung zu kämpfen: "Wo einfache Frauen und Männer von der Freiheit, von Frieden und Würde rufen und aufbegehren, wird es für die Mächtigen eng." Das gelte für "die Clique der Mullahs im Iran" genauso wie "für die bibeltreuen Trumpisten im amerikanischen Bibel-Belt".
Weihnachten gebe Hoffnung auf eine friedlichere Welt "in der Ukraine und überall dort, wo sich Menschen gegenseitig Gewalt antun", betonte der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen.
Ebenso rief der hannoversche Landesbischof Ralf Meister dazu auf, sich angesichts von Krieg und Krisen nicht von Angst und Weltuntergangsfantasien überwältigen zu lassen. "Mich bewegt es sehr, wenn gleichzeitig in unserem Land, mit einer ausreichenden Lichtdichte, manchmal eine Stimmung aufkommt, als säßen wir alle im Dunkeln", betonte Meister. Doch es sei viel wichtiger, auf die "kleinen und großen Dinge zwischen Himmel und Erde" zu vertrauen, "die uns helfen, in der Welt zu bestehen".