Hitzlsperger zum Eklat um WM-Binde "Der Druck kommt aus Katar"
Der Ex-Fußballprofi Hitzlsperger hat die FIFA in den tagesthemen für ihr Verbot der "One Love"-Binde kritisiert. Der Druck komme vom WM-Ausrichter Katar. Die Kapitäne seien auf eine Probe gestellt worden - ihre Entscheidung sei enttäuschend.
Der frühere deutsche Fußballprofi Thomas Hitzlsperger hat die FIFA für ihr Verbot der "One Love"-Kapitänsbinde bei der Fußball-WM in Katar scharf kritisiert. In den tagesthemen sagte Hitzlsperger, bei der Europa-Meisterschaft vor zwei Jahren habe "auch eine große Diskussion über Regenbogen, über Vielfalt und gegen Diskriminierung" stattgefunden. Damals habe es Versäumnisse der UEFA gegeben, glaube er, sagte Hitzelsperger. Diesmal sei das aber anders: "Die FIFA hat es darauf angelegt. Sie wollte diese Diskussion und sie wollte ein Zeichen setzen gegen die europäischen Verbände", so Hitzlsperger. FIFA-Präsident Gianni Infantino gehe es nur um seinen Machterhalt.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf habe es bereits gesagt: "Das ist eine Machtdemonstration". Die europäischen Verbände hatten vor einigen Monaten schon angekündigt, dass sie die Binde tragen wollen - die FIFA habe erst kurz vor Turnierstart den Verbänden klargemacht: "Diese Binde werdet ihr nicht tragen, denn sonst gibt es sportliche Konsequenzen." Das habe ihn schon sehr irritiert, so Hitzlsperger.
"Viele Fußballfans enttäuscht"
Für die Mannschaften sei das "jetzt ein Schritt zu weit" gewesen, so Hitzlsperger. Viele Spieler hätten sich in der Vergangenheit mehrfach gegen Diskriminierung eingesetzt und müssten jetzt abwägen: Sportlich eine Disziplinarmaßnahme einstecken oder für die Werte einstehen. Nun hätten viele Kapitäne "viele Menschen, viele Fußballfans" enttäuscht, so Hitzlsperger.
Die Spieler selbst hätten mit der Ankündigung die Binde bei der WM zu tragen ein Zeichen setzen wollen. "Deswegen haben sie die Erwartungen gesteigert. Jetzt sind wir an einem Punkt, an dem sie Erwartungen nicht mehr erfüllen können. Daher diese Enttäuschung. Es wird eine Zeit dauern, bis sie wieder glaubwürdig für diese Werte einstehen können. Heute wurden sie auf eine Probe gestellt."
Man habe klar gemerkt, wie die Machtverhältnisse sind im Weltfußball. "Nochmal ganz klar: Wo die Rechnung bezahlt wird, wird auch bestimmt", so Hitzlsperger. Die FIFA rede in ihren Statuten selbst von der Einhaltung von Menschenrechten. "Diese Binde symbolisiert das Einstehen für Menschenrechte, gegen Diskriminierung, für Diversität - alles positive Dinge. Es sind keine politischen Botschaften, sondern es geht um Menschenrechte. Dass sie das verbieten, ergibt für mich keinen Sinn." Daher könne man nur spekulieren, dass der Druck von höherer Stelle kommt. "Das ist in diesem Fall der Ausrichter dieser Weltmeisterschaft, das Gastgeberland Katar."
Scharfe Kritik von Baerbock und Faeser
Zuvor hatte Außenministerin Annalena Baerbock das Verbot der "One Love"-Kapitänsbinde scharf kritisiert. "Jedes Kind lernt in der F-Jugend, dass Fußball nur mit Fair Play und Vielfalt funktioniert", erklärte die Grünen-Politikerin am Rande ihres Besuches in der französischen Hauptstadt Paris. "Wenn internationale Sportfunktionäre das wegzensieren - auf dem Rücken der Spieler - dann machen sie den Fußball kaputt", warnte sie.
Ähnlich äußerte sich am Montag auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser. "Ich finde die Entscheidung der FIFA sehr befremdlich", sagte die SPD-Politikerin im ZDF: "Ich fand es ein gutes Signal, dass viele der Nationalmannschaften die 'One-Love'-Binde tragen wollten, die für Offenheit und Toleranz steht."
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe twitterte, dass der Vorgang von FIFA und DFB "mehr als peinlich" sei. SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert sagte: "Die FIFA ist eine Schande."