Player: audioTrauerstaatsakt zu Ehren von Horst Köhler
Trauerstaatsakt in BerlinAbschied von Altbundespräsident Horst Köhler
Stand: 18.02.2025 12:47 Uhr
In Berlin haben Angehörige, Freunde und Politik Abschied von Altbundespräsident Horst Köhler genommen. Bundespräsident Steinmeier würdigte den Verstorbenen als großherzig und einen "unermüdlichen Diener unseres Gemeinwesens".
Mit einem Trauerstaatsakt hat die Bundesrepublik Abschied von dem verstorbenen Bundespräsidenten Horst Köhler genommen. An dem Trauergottesdienst im Berliner Dom nahmen neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzler Olaf Scholz Hinterbliebene, Weggefährten und Freunde Köhlers teil. Auch zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Religion, Wirtschaft und Kultur verabschiedeten sich von ihm.
Im Berliner Dom haben Angehörige, Freunde und Politiker Abschied von dem verstorbenen Bundespräsidenten Horst Köhler genommen. Im Juli 2004 kam Köhler ins Amt, 2009 bestätigte die Bundesversammlung ihn darin. Die zweite Amtszeit endete jedoch im Jahr 2010 abrupt und völlig überraschend mit Köhlers Rücktritt - ein bis dahin einmaliger Vorgang in der Geschichte der Bundesrepublik.
Im Berliner Dom verabschiedeten sich zahlreiche Menschen von Köhler - darunter auch der frühere Bundespräsident Joachim Gauck, der von 2012 bis 2017 im Amt war. "Unverstellt, glaubwürdig, geradeaus": So hatte Gauck seinen Vor-Vorgänger Köhler einmal charakterisiert und erklärte weiter: "Seine Begeisterung, gelegentlich wohl auch sein Zorn, seine Bewegung und seine Freude, seine Trauer und sein Schmerz, sein Engagement und seine Leidenschaft: Das war und ist echt, da ist nichts gespielt."
Auch Köhlers Familie nahm an dem Zeremoniell teil. Seit 1969 waren Köhler und seine Ehefrau Eva-Luise verheiratet. Kennengelernt hatten sich beide schon in jungen Jahren, später folgte die Lehrerin den Karrierestationen ihres Mannes - "aber nicht klagend und seufzend, sondern bewusst", wie sie selbst betonte.
Auf den Stufen zum Altarraum war der von einer Nationalfahne bedeckte Sarg Köhlers aufgebahrt. 1943 als siebtes von acht Kindern im polnischen Skierbieszów geboren, wurde 1957 Ludwigsburg Köhlers neue Heimat. Der Wirtschaftswissenschaftler begann seine Berufslaufbahn in der Wissenschaft, später wechselte er ins Bundeswirtschaftsministerium. Er verhandelte unter anderem den Abzug der sowjetischen Truppen aus der DDR und war Chefunterhändler beim Maastricht-Vertrag über die Europäische Währungsunion.
Einen "Glücksfall für unser Land" nannte der amtierende Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Verstorbenen und hob insbesondere dessen Eintreten für einen gleichberechtigten Umgang mit dem afrikanischen Kontinent hervor. Bereits bei seiner Antrittsrede am 1. Juli 2004 hatte Köhler gesagt: "Für mich entscheidet sich die Menschlichkeit unserer Welt am Schicksal Afrikas."
Bundeskanzler Olaf Scholz - hier mit Ehefrau Britta Ernst - würdigte Köhler nach dessen Tod als "einen engagierten Politiker, der sich Zeit seines Lebens für eine gerechtere Welt eingesetzt hat". Nicht nur Afrika lag Köhler am Herzen, er trat auch für eine faire Globalisierung ein und warnte vor einem Finanzkapitalismus, der an keine Regeln gebunden ist.
"Große Freundlichkeit und Zugewandtheit"
Bundespräsident Steinmeier würdigte Köhler in einer Rede als engagierten Staatsdiener und großherzigen Menschen. Köhler sei anderen Menschen mit "großer Freundlichkeit und Zugewandtheit" begegnet, sagte Steinmeier. Er empfinde "Dankbarkeit für einen tatkräftigen und bis in die letzten Tage seines Lebens unermüdlichen Diener unseres Gemeinwesens".
Köhlers "tief von innen kommende Zuwendung" habe sich immer wieder an "die Verletzten, die Trauernden, die auf Hilfe Angewiesenen, die Schwerkranken und Behinderten" gerichtet, fuhr Steinmeier fort. Er hob das Engagement des früheren Bundespräsidenten für Afrika hervor - den Kontinent, "an dem sein Herz hing".
Player: videoEx-Bundespräsident Köhler im Alter von 81 Jahren gestorben
Trauerstaatsakte sind in Deutschland selten. Sie gelten als Ausdruck höchster Würdigung durch die Bundesrepublik für eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, die sich hervorragend um das Land und seine Menschen verdient gemacht hat. Den bisher letzten Trauerstaatsakt gab es im Januar vergangenen Jahres für den verstorbenen CDU-Politiker Wolfgang Schäuble.