Baerbock in Marokko Neustart nach Spannungen
Außenministerin Baerbock trifft in Rabat mit ihrem marokkanischen Amtskollegen zusammen. Dabei dürfte es auch um die zuletzt heftigen Spannungen mit Deutschland gehen.
Es sich in diesen Zeiten mit einem wichtigen Partner im Mittelmeerraum zu verscherzen, will man in Berlin nicht riskieren. So hat Außenministerin Annalena Baerbock seit Amtsantritt alles daran gesetzt, die bis vor Kurzem heftigen Verwerfungen mit Marokko auszuräumen. Nun reist Baerbock nach Marokko. Im Auswärtigen Amt spricht man von einem "neu aufgeschlagenen Kapitel" in den gegenseitigen Beziehungen und einem Ende der Krise.
"Marokko hat beste Voraussetzungen, sich strategisch zu einer wichtigen Säule der europäischen Energiewende zu entwickeln", hob Außenministerin Baerbock als Beispiel hervor. Bei der Gewinnung von grünem Wasserstoff etwa spielt das Land in Nordafrika für Deutschland eine Schlüsselrolle. Genau wie bei der Steuerung der Flüchtlingsrouten in Richtung EU. Geplant ist, in Rabat eine umfangreiche Erklärung zur künftigen Zusammenarbeit mit Marokko zu veröffentlichen.
Gleichzeitig ist es Berlin spätestens seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ein Daueranliegen, in wichtigen Weltregionen - wozu Marokko gehört - den Einfluss Russlands zu minimieren.
Beziehungskrise zwischen Deutschland und Marokko
Die Beziehungskrise zwischen Deutschland und Marokko war unter anderem deshalb entstanden, weil die Bundesregierung das Land nicht zur Berliner Libyen-Konferenz 2020 eingeladen hatte. Und vor allem, weil man sich über die südlich von Marokko gelegene Westsahara zerstritt, auf die Marokko Ansprüche erhebt.
In Berlin setzt man auf den UN-gestützten Verhandlungsprozess, wie das Auswärtige Amt nun noch einmal bekräftigte. Auch hält man einen von Rabat vorgelegten Autonomieplan für eine "gute Basis".
Am Freitag ist die deutsche Außenministerin in Dänemark zu Gast. Die ungewöhnliche Süd-Nord-Reiseroute erklärt man im Außenministerium unter anderem damit, dass in beiden Ländern noch Antrittsbesuche ausstanden. In Kopenhagen soll es unter anderem um gemeinsame Klimaschutzprojekte gehen. Nicht ausgeschlossen aber, dass auch das Thema Visa-Beschränkungen für russische Staatsbürger eine Rolle spielen wird. Hier vertritt man von Seiten der Bundesregierung und der dänischen Regierung durchaus unterschiedliche Auffassungen.