Tag der Menschen mit Behinderung Bundesbeauftragter will Förderschulen abschaffen
Am heutigen Tag der Menschen mit Behinderung hat sich Bundesbeauftragter Dusel für die Abschaffung von Förderschulen ausgesprochen. Kinder mit und ohne Behinderung sollten laut Dusel zusammen in die gleiche Schule gehen.
Der Beauftragte der Bundesregierung für Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, hat sich langfristig für die Abschaffung von Förderschulen ausgesprochen. Es sei richtig, "dass Kinder mit und ohne Behinderung zusammen in die gleiche Schule gehen", sagte Dusel der "taz" zum heutigen Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung.
Damit Kinder mit Behinderung ihren Mehrbedarf an Unterstützung bekommen, müssten die Förderschulpädagogen in die Regelschulen, so Dusel, "das fehlt in der Realität immer wieder, und dann fährt man das Thema Inklusion an die Wand. Dann fühlen sich die im Recht, die schon vorher gesagt haben, das klappt ja sowieso nicht mit dem gemeinsamen Lernen."
Kritik an beschäftigungspflichtigen Unternehmen
Weiter kritisierte Dusel, "dass ein Viertel aller beschäftigungspflichtigen Unternehmen keinen Menschen mit Schwerbehinderung beschäftigen". Deshalb müsse die sogenannte Ausgleichsabgabe für die Unternehmen verdoppelt werden, die trotz Beschäftigungspflicht keinen Menschen mit Schwerbehinderung einstellen. "Das steht auch im Koalitionsvertrag und bis Ende des Jahres soll es einen entsprechenden Referentenentwurf geben", sagte Dusel mit Blick auf Pläne der Bundesregierung.
Dusel wandte sich zudem gegen eine sofortige Abschaffung von Werkstätten für Menschen mit Behinderung: "Wir müssen die Position der Leute ernst nehmen, die von der Schließung der Werkstätten betroffen wären." Für viele sei dies auch ein Ort sozialer Interaktion. Auf jeden Fall müsse aber über Reformen gesprochen werden, etwa über die Entlohnung und die Frage der Mitbestimmung.
Gipfel für 2025 in Berlin geplant
Auch Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze warb für mehr Aufmerksamkeit für Menschen mit Behinderungen. "Inklusion sei ein Menschenrecht und"eine Verpflichtung für uns alle, so die SPD-Politikerin. "Dennoch stehen die Belange von weltweit rund einer Milliarde Menschen mit Behinderungen noch viel zu selten im Fokus - in Deutschland und weltweit." Rund 80 Prozent der Menschen mit Behinderungen lebten in Entwicklungs- und Schwellenländern, wo sie oft vom gesellschaftlichen und beruflichen Leben ausgeschlossen seien.
Im Frühjahr 2025 will Deutschland gemeinsam mit Jordanien einen globalen Gipfel für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ausrichten. Der Global Disability Summit soll in Berlin abgehalten werden und wird gemeinsam mit der International Disability Alliance vorbereitet, kündigte Schulze an. Der Gipfel findet nach 2018 in London und 2022 in Oslo zum dritten Mal statt.