
Vor konstituierender Sitzung Fraktionen stellen Kandidaten für Präsidium auf
Die Leitung der Sitzungen im Bundestag übernimmt dessen Präsidium, das aus der Bundestagspräsidentin und deren Vizes besteht. Alle Fraktionen haben sich nun darauf geeinigt, wer dafür infrage kommen soll.
Bei der konstituierenden Sitzung des neuen Bundestags wird auch das Parlamentspräsidium gewählt. Neue Bundestagspräsidentin soll die CDU-Abgeordnete Julia Klöckner werden. Die CDU-Abgeordnete wurde von Unionsfraktionschef Friedrich Merz bereits eine Woche vor der ersten Sitzung des neugewählten Bundestages für den Posten vorgeschlagen.

Julia Klöckner zog am 22. September 2002 erstmals in den Bundestag ein.
Die 52-Jährige wäre die vierte Frau an der Spitze des Bundestags und im protokollarisch zweithöchsten Staatsamt nach dem Bundespräsidenten - nach Bärbel Bas (SPD/seit 2021), Rita Süssmuth (CDU/1988-1998) und Annemarie Renger (SPD/1972-1976). Traditionell besetzt die größte Fraktion im Parlament diesen Posten, in der kommenden Legislaturperiode also die Union.
Klöckner war von 2018 bis 2021 Bundeslandwirtschaftsministerin im Kabinett von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Sie gehörte zwischen 2012 und 2022 zur Riege der stellvertretenden CDU-Vorsitzenden und war bis zuletzt Schatzmeisterin bei den Christdemokraten. Im alten Bundestag war sie zudem wirtschaftspolitische Sprecherin der Unionsfraktion.
CSU-Politikerin Lindholz als Vize nominiert
Auch die Schwesterpartei der CDU wird im Präsidium des Parlaments vertreten sein. So wurde die CSU-Innenpolitikerin Andrea Lindholz von der Unionsfraktion ohne Gegenstimme für den Posten als Bundestagsvizepräsidentin nominiert.

Andrea Lindholz sitzt für den Wahlkreis Aschaffenburg im Bundestag.
Die 54 Jahre alte Juristin war zuletzt stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Die CSU-Politikerin aus dem Wahlkreis Aschaffenburg gehörte in der zurückliegenden Wahlperiode dem Parlamentarischen Kontrollgremium an, das geheim tagt und für die Kontrolle der Nachrichtendienste verantwortlich ist. In den laufenden Koalitionsverhandlungen kümmert sich Lindholz um die Themen innere Sicherheit, Recht und Migration.
AfD-Fraktion stimmt für Gerold Otten
Bei der AfD hatten fünf Männer Interesse an einer Kandidatur bekundet: Malte Kaufmann, Michael Kaufmann, Jochen Haug, Gerold Otten und Karsten Hilse. Antreten wird nun Otten.

Gerold Otten kandidierte bereits im Januar 2023 erfolglos für den Posten als Bundestagsvizepräsident.
Der 69 Jahre alte frühere Bundeswehr-Offizier kandidierte bereits im Januar 2023 für den Posten als Vizepräsident des Bundestages. Er scheiterte aber - so wie bislang alle AfD-Bewerber für dieses Amt seit dem Einzug der Partei in den Bundestag 2017.
Debatte um die AfD-Forderung nach eigenem Bundestags-Vizepräsidenten dauert an
SPD benennt Josephine Ortleb
Für die SPD-Fraktion soll die bisherige Parlamentarische Geschäftsführerin Josephine Ortleb Vizepräsidentin werden. Die 38-jährige Saarbrückerin gehört dem Bundestag seit 2017 an.
Ortleb ist Gastronomin und Fachwirtin im Gastgewerbe und sitzt im Bundestag für den Wahlkreis Saarbrücken, in dem sie dreimal in Folge das Direktmandat holte.

Josephine Ortleb holte für den Wahlkreis Saarbrücken dreimal in Folge das Direktmandat - 2021 gegen die damalige CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer.
Grüne nominieren Ex-Parteichef Nouripour
Bei den Grünen soll der frühere Parteichef Omid Nouripour das Amt übernehmen. Der 49-Jährige setzte sich gegen die bisherige Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt durch, die gern weitermachen wollte. Für einige überraschend hatte auch noch Claudia Roth ihren Hut in den Ring geworfen, die bereits von 2013 bis 2021 Vizepräsidentin gewesen war.

Omid Nouripour war von Anfang 2022 bis November 2024 Chef der Grünen.
Nouripour hatte erklärte, er trete für Vielfalt, die Wahrung parlamentarischer Traditionen und eine transparente, bürgernahe Politik ein. Er gehört dem Bundestag seit 2006 an und hat sich einen Namen als Außen- und Sicherheitspolitiker gemacht.
Linke benennt Ex-Ministerpräsident Ramelow
Die überraschend stark in den Bundestag eingezogene Linke hat bereits vor zwei Wochen den früheren thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow für den Posten ausgewählt. Fraktionschefin Heidi Reichinnek würdigte ihn als erfahrenen und besonnenen Politiker, der unter den demokratischen Parteien breite Anerkennung genieße.

Bodo Ramelow war von Dezember 2014 bis Dezember 2024 mit wenigen Wochen Unterbrechung Ministerpräsident von Thüringen.
Ramelow saß bereits von 2005 bis 2009 im Bundestag. Der 69-Jährige soll mit seiner Nominierung die Nachfolge der Linken-Politikerin Petra Pau antreten, die fast 20 Jahre lang Vizepräsidentin des Bundestag war, bei der Bundestagswahl im Februar aber auf eine neuerliche Kandidatur verzichtet hatte.