Bundeswehr in Bosnien und Herzegowina Rückkehr in den Balkanstaat
Die Bundeswehr schickt erstmals nach zehn Jahren wieder Soldaten nach Bosnien und Herzegowina. Warum ist das notwendig? Und was hat das mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu tun?
Es ist der russische Angriffskrieg in der Ukraine, der zu einer Wiederentdeckung des Balkans von Seiten der Bundesregierung geführt hat. Will man in Berlin doch unbedingt verhindern, dass Moskau seinen Einfluss in der Region ausweitet und die Spannungen vor der Haustür der EU schürt. In diese Strategie passt, dass Deutschland nun erstmals seit zehn Jahren wieder Soldaten nach Bosnien und Herzegowina entsendet. Das bestätigte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums dem ARD-Hauptstadtstudio.
Kontakt zur Bevölkerung
Der Auftrag für die Bundeswehr lautet bei ihrer Rückkehr in das Balkanland ganz ähnlich wie damals: Die Deutschen sollen zum einen aus der Hauptstadt Sarajewo die Ausbildung der Streitkräfte unterstützen. Zum anderen aber den Kontakt zur Bevölkerung pflegen, als eine Art Frühwarnsystem wirken, sollten sich die Spannungen verschärfen. Das geschieht, indem die Soldaten Teil der EU-Verbindungs- und Beobachtungsteams werden, auch "Liaison and Observation Teams" genannt. Die sollen sich eben nicht hinter Kasernenmauern verstecken, sondern sollen Ansprechpartner für die Menschen sein. Und können zu diesem Zweck auch zivile Häuser anmieten, wo sie für die Bevölkerung erreichbar sind.
Auch in die Teilrepublik Srpska soll ein deutsches Team entsandt werden. In jene Unruheregion also, die als eine Art Achillesferse des brüchigen Friedens auf dem Balkan gilt: Hier nämlich betreibt der Anführer der bosnischen Serben, Milorad Dodik, die Abspaltung dieser Region und den Anschluss an das von ihm als "Mutterland" gesehene Serbien.
Russlands Machthaber Wladimir Putin wird vorgeworfen, genau diese Bestrebungen zu unterstützen: Von Seiten der Bundesregierung sieht man jedenfalls die Gefahr, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine "als Katalysator für eine weitere Destabilisierung Bosnien und Herzegowinas genutzt werden könnte", wie es im Text für das Bundestagsmandat zum deutschen Einsatz heißt.
Wahlen im Oktober
Hinzu kommt, dass im Oktober in Bosnien und Herzegowina Wahlen anstehen. Zu befürchten ist, dass sich die ohnehin spannungsgeladene Lage im Vorfeld der Abstimmung weiter verschlechtern könnte.
Vorgesehen ist der deutsche Einsatz zunächst bis Ende Juni 2023. An der EU-Mission "EUFOR Althea" sind rund 2000 Soldaten aus mehr als 20 Staaten beteiligt. Nun ist also auch wieder die Bundesrepublik dabei.
Auch wenn die Mission der Bundeswehr mit einer Mandatsobergrenze von bis zu 50 Soldatinnen und Soldaten vergleichsweise winzig ist und sicher nicht voll ausgeschöpft wird - ihre symbolische Bedeutung ist gewaltig. Soll doch von ihr das Signal ausgehen, dass Deutschland und die EU nicht tatenlos zusehen werden, wenn die Konflikte auf dem Balkan wieder offen ausbrechen.